Eigentlich war er vor allem ein Illustrator seiner Werke: Durch ihn wussten wir, wie Oskar Matzerath aussah, der Butt, die Rättin, die Unke. Meist mit dünner Radiernadel gravierte Günter Grass sie in Metallplatten, oder er malte sie mit dem Pinsel auf Lithographiesteine. Dabei blieb er immer gegenständlich: Ihm ging es ums Motiv, seine nüchterne Erkennbarkeit und Darstellung.
Zur Avantgarde der Bildenden Kunst zählte Günter Grass nicht. Anerkannt werden wollte er für seine Bilder, zu denen eigene Werkverzeichnisse erschienen, aber schon. Als schwarz-weiße Druckgrafiken, im demokratischsten aller künstlerischen Medien, fanden sie ihre Verbreitung – oft kombiniert mit dem eigenen Bildnis und den Attributen des Schriftstellers: Brille, Füllfederhalter, Pfeife.
Später fand Grass zur Kleinplastik zurück, immer wieder auch zum Aquarell. "Wenn ein Buch abgeschlossen ist, muss ich das Handwerkszeug wechseln", hat er seine Doppelbegabung einmal begründet. Der Bildende Künstler, der Günter Grass auch war, hatte seine eigenen Sammler, bekam Ausstellungen, fand Anerkennung – etwa für die Bilder, die Mitte der 80er-Jahre in Kalkutta entstanden und als "Tagebuch in Zeichnungen" erschienen. Auch sie werden dafür sorgen, dass Grass nicht nur als Schriftsteller in Erinnerung bleibt.