"Es gab irgendeinen Führenden, der hat noch vor Kurzem gesagt, hundert Jahre würde die Mauer stehen. Wer weiß heute noch seinen Vornamen. Und das ist alles, ich sagte es anfangs, ohne Gewalt beseitigt worden. Mit Geduld, mit Beharrlichkeit, mit Zähigkeit. Die Frage ist, wird es gelingen, bei diesem Konzept zu bleiben. Von außen kann man das nicht mit Ratschlägen versehen. Es wird zurzeit aus der Bundesrepublik so viel hier hineingewünscht und hineingeredet, dass es einem graust. Was man sich wünscht, was man will, da bedarf es keines Kanzlers Kohl, um das durchzusetzen, das hat die Bevölkerung hier, von Leipzig ausgehend durchgesetzt. Von hierher kamen die Forderungen nach freien Wahlen, von hierher kamen die Forderungen nach Aufhebung der Zensur und so weiter, und so weiter. Da sollten wir zuhören und - wenn es gewünscht ist - nach Maßgabe das unterstützen."
Günter Grass liest
"Mit Geduld, mit Beharrlichkeit, mit Zähigkeit"
22. November 1989. Günter Grass bei einer Lesung in der Leipziger Nikolaikirche: