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Gurlitt-Fundus
Erste Liste im Internet präsentiert

Nach dem spektakulären Kunstfund in München haben die Behörden eine Liste mit 25 Bildern ins Netz gestellt, bei denen der Verdacht besteht, dass es sich um NS-Raubkunst handelt. Außerdem soll nun eine Gruppe von Experten für Aufklärung sorgen.

    Eine Taskforce aus Sachverständigen soll die Herkunft der Bilder untersuchen, die bei dem Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt in München gefunden wurden. Zwischen Bund und Ländern sei vereinbart worden, mindestens sechs Experten für Provenienzforschung mit dieser Aufgabe zu betrauen, teilte das bayerische Justizministerium mit. Die Leitung soll demnach die frühere Ministerialdirektorin Ingeborg Berggreen-Merkel übernehmen.

    In Gurlitts Wohnung waren rund 1400 vielfach verschollen geglaubte Werke entdeckt worden. Im Februar 2012 hatte die Staatsanwaltschaft die Bilder beschlagnahmt, publik wurde der Fall jedoch erst Anfang November 2013. Seither erregt der Vorgang weltweit Aufsehen. Für Kritik sorgte das lange Schweigen der Ermittler. Viele Kunstkenner, Spitzenpolitiker und Vertreter jüdischer Organisationen drängen auf rasche Aufklärung und mehr Transparenz.
    Im Uhrzeigersinn von links oben: Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis", undatierte Druckgrafik, Christoph Voll: "Mönch", Aquarell, 1921, Conrad Felixmüller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924, Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik 1922 (Bild: dpa/ Staatsanwaltschaft Augsburg)
    Hier die Bilder in alphabetischer Reihenfolge:

    Marc Chagall: "Allegorische Szene", undatiertes Gemälde
    Hans Christoph: "Paar", Aquarell, 1924
    Honoré Daumier: "Don Quichote und Sancho Panza", Gemälde, um 1865
    Eugène Delacroix: "Conversation mauresque sur une terrasse", undatierte Bleistiftzeichnung
    Otto Dix: "Dame in der Loge", Aquarell, 1922
    Otto Dix: "Dompteuse", Aquarell, 1922
    Conrad Felixmüller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924
    Erich Fraaß: "Mutter und Kind", Aquarell, 1922
    Bonaventura Genelli: "Männlicher Akt", undatierte Zeichnung
    Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis", undatierte Druckgrafik
    Ludwig Godenschweg: "Weiblicher Akt", undatierte Druckgrafik
    Otto Griebel: "Kind am Tisch", undatiertes Aquarell
    Otto Griebel: "Die Verschleierte", Aquarell, 1926
    Bernhard Kretschmar: "Straßenbahn", undatiertes Aquarell
    Wilhelm Lachnit: "Mädchen am Tisch", Aquarell, 1923
    Wilhelm Lachnit: "Mann und Frau am Fenster", Aquarell, 1923
    Max Liebermann: "Reiter am Strand", Gemälde, 1901
    Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik, 1922
    Henri Matisse: "Sitzende Frau / In einem Sessel sitzende Frau", Gemälde, um 1924
    Auguste Rodin: "Etude de femme nue debout, les bras relevés, les mains croisées au-dessus de la tête", undatierte Zeichnung
    Théodore Rousseau: "Vue de la vallée de la Seine", undatierte Zeichnung
    Carl Spitzweg: "Das Klavierspiel", Zeichnung, um 1840
    Christoph Voll: "Mönch", Aquarell, 1921
    Christoph Voll: "Sprengmeister Hantsch", Zeichnung, 1922
    Ein Stück weit haben sich die Behörden nun dem öffentlichen Druck gebeugt. In der Online-Datenbank "lostart.de" wurde eine Liste mit 25 Werken veröffentlicht. Bei diesen Bildern bestehen laut einer Erklärung dringende "Verdachtsmomente auf NS-verfolgungsbedingten Entziehungshintergrund". Bei den fraglichen Bildern könnte es sich also um NS-Raubkunst handeln. Unter den Werken sind Bilder von Marc Chagall, Eugène Delacroix, Carl Spitzweg und Otto Dix.

    Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Augsburg müssen rund 970 der etwa 1400 Werke überprüft werden. 380 davon können dem zugeordnet werden, was die Nationalsozialisten "Entartete Kunst" nannten, bei 590 Werken muss überprüft werden, ob sie den rechtmäßigen Eigentümern während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt genommen wurden.