Der Fall macht 2012 weltweit Schlagzeilen: Mehr als 1500 Kunstwerke von berühmten Malern wie Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Paul Cézanne werden in den Wohnungen eines alten Mannes in München und in Salzburg entdeckt – unter zum Teil abenteuerlichen Umständen: der Schwabinger Kunstfund, die Sammlung Gurlitt.
Weil sein Vater, Hildebrand Gurlitt, als Kunsthändler für die Nazis tätig war, gerät auch der Sohn Cornelius sofort unter Verdacht. Seine Bilder werden beschlagnahmt. Die Bundesrepublik erklärt sich dafür zuständig, nach der Herkunft dieser Werke zu forschen.
Die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters beruft sogar ein Expertengremium, die sogenannte Taskforce Gurlitt, mit einem klaren Ziel ein. Die Fachleute sollen möglichst schnell Ergebnisse produzieren. Nur so kann dem Verdacht nachgegangen werden, in Deutschland sei eine wertvolle Sammlung von NS-Raubkunst noch fast 70 Jahre nach dem Krieg unentdeckt geblieben: Werke, die möglicherweise längst an ihre rechtmäßigen Eigentümer hätten zurückgegeben werden müssen.
Gurlitts Geschäfte: Keinesfalls harmlos
Die Journalisten des investigativen Rechercheteams „Tatort Kunst“ haben eine Festplatte mit Unterlagen zugespielt bekommen, die bei der Arbeit der Gurlitt-Taskforce kaum eine Rolle gespielt haben: Tausende von Dokumenten, Fotografien, Briefen, Rechnungen, aus denen viele Informationen über die Provenienz, die Herkunft der Bilder, hervorgehen. Mit ihnen lässt sich belegen, dass Hildebrand Gurlitt und seine Geschäfte in der NS-Zeit keineswegs so harmlos waren, wie in der Öffentlichkeit dargestellt.
Auch zeigen die Unterlagen, welche Bilder aus unklaren Quellen Gurlitt im Laufe von Jahrzehnten bereits verkauft hat: Bilder, nach denen zum Teil bis heute gesucht wird.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die damals an der Aufarbeitung beteiligt waren, haben dem Team außerdem davon berichtet, wie unwissenschaftlich sie zum Teil arbeiten sollten: Kontakte untereinander, der Abgleich und Austausch von Informationen waren zum Teil ausdrücklich nicht gewünscht. Alle Information sollte über die Leitung der Taskforce Gurlitt laufen.
Informationen werden verzögert herausgegeben
Manche Erben, die nach wie vor nach den in der NS-Zeit geraubten Bildern ihrer Familie suchten, erhielten entscheidende Informationen deshalb viel zu spät: Der nach New York ausgewanderte jüdische Rechtsanwalt David Toren zum Beispiel wurde nicht darüber informiert, dass im Schwabinger Kunstfund auch ein Gemälde des deutschen Malers Max Liebermann aufgetaucht war, das einst seinem Großonkel in Breslau gehörte.
Als Toren das Bild endlich aus Deutschland zurückerhielt, war er inzwischen erblindet. Er ließ sich das Gemälde in Holz nachschnitzen, um die letzte Erinnerung an seine in Deutschland ermordete Familie wenigsten noch fühlen zu können. Und das ist nur die Geschicht eines einzigen Bildes.
Wie viele Menschen haben noch gelitten?
Das „Tatort Kunst“ Team bei diesem Fall
Hosts: Stefan Koldehoff und Rahel Klein
Recherchen & Skript: Anja Reinhardt und Stefan Koldehoff
Regie: Sven Preger
Headautor: Sven Preger
Sounddesign: Timo Ackermann
Hosts: Stefan Koldehoff und Rahel Klein
Recherchen & Skript: Anja Reinhardt und Stefan Koldehoff
Regie: Sven Preger
Headautor: Sven Preger
Sounddesign: Timo Ackermann