Der Kunstsammler Cornelius Gurlitt will Raubkunst in seiner Sammlung vollständig zurückgeben. Den Anfang macht die "Sitzende Frau" von Matisse. Das Porträt war von Nazis geraubt worden, zwischenzeitlich in den Besitz von Hermann Göring gelangt, dann in den der Familie Gurlitt.
In den kommenden Wochen wollen Gurlitts Anwälte die Rückgabe mit den Nachfahren des jüdischen Pariser Kunstsammlers Paul Rosenberg vereinbaren. Auch weitere Werke sollen zurückgegeben werden.
Zudem wurden bei der Entrümpelung von Gurlitts Salzburger Haus, aus dem er vor einigen Jahren nach München zog, 178 weitere Kunstwerke entdeckt. Ermittler waren dort im Februar bereits auf 60 andere Werke gestoßen.
Die Salzburger Sammlung ist also größer und prominenter als gedacht: Zu dem gefundenen Kunstschatz gehört offenbar auch ein auf zehn Millionen Euro geschätztes Gemälde von Claude Monet. Andere Ölgemälde und Aquarelle stammen etwa von Auguste Renoir, Édouard Manet, Gustave Corbet und Max Liebermann. Zu den bekanntesten Werken gehören laut Recherchen von SZ, WDR und NDR Renoirs "Mann mit Pfeife" und Monets "Waterloo Bridge".
Viele der Bilder seien in einem schlechtem Zustand und würden von Restauratoren bearbeitet, so der Journalist Georg Mascolo im Interview mit Deutschlandradio Kultur. Aufbewahrt würden die Kunstwerke auf Wunsch der Versicherung an einem geheimen Ort.
Gurlitt will Herkunft prüfen lassen
Um die Herkunft zu prüfen, will Gurlitt ein Expertenteam einsetzen. Rüdiger Mahlo von der "Jewish Claims Conference" kritisiert: "Diese Bilder wurden 60, 70 Jahre unter Verschluss gehalten, jetzt werden sie noch immer der Öffentlichkeit entzogen." Die Eigentümer wüssten nicht, um welche Bilder es sich handle, oder ob es um Kunstraub ginge, daher hätten sie nicht einmal die Möglichkeit, einen Anspruch zu stellen.
In Deutschland prüfen staatlich bestellte Ermittler derzeit, ob von den 1.400 in Gurlitts Münchner Wohnung entdeckten Kunstwerken solche dabei sind, die von den Nationalsozialisten aus jüdischem Besitz gestohlen wurden.