Stefan Raiser, Chef der Münchner Produktionsfirma Dreamtool, sieht oft amerikanische TV-Serien. Dann ärgert er sich. "Ich wüsste gar nicht, wie ich die in Deutschland besetzen sollte", sagt Raiser.
"Also entweder haben wir diese Leute nicht und wir haben zu wenig Auswahl und zu wenig Qualität bei den Schauspielern. Auch zu wenig gut aussehende, gute Schauspieler. Irgendwas müssen wir da tun. Ich hatte das Gefühl: Okay, jetzt biegen wir das Nadelöhr vorne auf und machen das Mal ganz anders und machen einen Aufruf. Wir definieren sehr genau, was wir haben wollen, bis hin zu: Stellt Euch bitte erstmal vor die Kamera, nach rechts, nach links, nach vorne, und sagt euren Namen laut und deutlich. Auch daran sind schon Leute gescheitert. Und dann spielt uns bitte diese zwei Szenen."
Was Raiser bei der Produktion des RTL-Actionfilm "Kungfu Mama" ausprobierte, könnte die Filmbranche umkrempeln. Dabei sei es nicht wichtig, sagt Raiser, wie gut die technische Qualität der Online-Casting-Videos sei:
"Da seid ihr völlig frei. Überlegt Euch was zum Kostüm, überlegt Euch was zur Figur. Wir sind sehr präzise in der Beschreibung, was wir haben wollen. Ladet uns das auf den passwortgeschützten Server. Wir unterschreiben, dass es niemand sieht außer uns. So kommen wir dazu, wesentlich mehr Leute zu sehen als bei dem normalen Prozess."
Für den Actionfilm "Kungfu Mama", den Dreamtool gerade produziert, verschickte Raiser einen Online-Casting-Aufruf an 140 Schauspielagenturen. Die sollten das Schreiben an ihre Klienten weiterleiten.
"Es ist nicht "Deutschland sucht den Super-Schauspieler" und bitte bewerbt Euch auf RTL.de mit Eurem Lieblings-Hausfrauen-Video. Sondern es war ein sehr konkretes und professionelles Briefing. Und es ging nur an Agenturen."
Trotzdem war der Widerstand vieler Agenturen und Schauspieler anfangs groß. Das spürte auch die Casterin Daniela Tolkien, die mit Dreamtool die Besetzung für "Kungfu Mama" zusammengestellt hat. Als sie bei einem Treffen der Schauspieler-Vereinigung in München die Idee des Online-Castings vorstellte, fiel sie glatt durch:
"Bin da weggegangen mit dem Gefühl, ich wollte denen Heizdecken verkaufen. Die haben mich total abgewatscht und sich so richtig total aufgeregt, dass sie alles und jetzt auch noch das machen müssen. Also, ich hatte das Gefühl, dass das gehobene Mittelfeld von Schauspielern, die eh viel zu tun, genug zu tun haben, dass die Schwierigkeiten machen werden. Nicht alle natürlich, aber viele."
Dabei ersetze ein Online-Casting nicht das persönliche Vorsprechen mit Regisseur und Casterin, sagt Tolkin. Es sei nur geeignet für die erste, große Auswahlrunde.
"Da ist es natürlich eine Riesenhilfe, wenn ich nicht nur das Foto sehe, sondern auch den Text dazu höre. Es geht ja auch nicht nur darum zu sehen, ob er spielen kann. Das setze ich jetzt mal voraus bei einem professionellen Schauspieler. Sondern es geht darum zu schauen, was passiert, wenn dieser Text mit diesem Schauspieler zusammenkommt. Und das ist ein magischer Moment, der ist immer magisch, egal ob ich das Foto anschaue oder der den Text spricht. Und darum geht's. Das ist ne Möglichkeit."
Eine Möglichkeit, die besonders für die deutsche Filmindustrie interessant ist. In Hollywood ist es nicht schwer, Schauspieler kurzfristig zu einem persönlichen Casting zusammenzutrommeln. In Deutschland sitzen die meisten Schauspieler in Berlin, viele Produktionsfirmen aber in Köln oder München. Online-Castings sparen deshalb Geld für Flüge und Hotelzimmer. Dafür machen sie mehr Arbeit, sagt Daniela Tolkin.
"Viel mehr Arbeit. Ist wahnsinnig viel mehr Aufwand. Weil wir diese Bänder gewissenhaft alle anschauen. Weil wir sonst immer nur die üblichen drei vorschlagen, und dann sind die auch eh zufrieden. Also ist es ein Riesen-Mehraufwand. Ist mir auch wichtig, dass den Schauspielern das auch klar ist. Dass wir es deswegen machen, weil wir den Schauspielern die Möglichkeit geben wollen, im Spiel zu sein. Und der Produktion zeigen wollen, dass es auch noch andere Schauspieler gibt."
Zum Beispiel Schauspieler Michael Kranz. Er hat bereits in Filmen von Tarantino, Haneke und Markus Rosenmüller gespielt. Auch Kranz hat schon mal ein selbst gedrehtes Video verschickt, um sich für eine bestimmte Rolle zu präsentieren.
"Wenn man mal ne erste Runde macht und die öffnen will, dann macht man ein Online-Casting. Aber um eine richtig gute Rolle zu besetzen, halte ich das für komplett ... also es wird sich niemals durchsetzen, da bin ich mir sicher."
Denn bei der Besetzung eines Films entscheide nicht nur das Gesicht und die Bewegung, sondern auch die Chemie zwischen Schauspieler und Regisseur. Das, sagt Michael Kranz, könne ein Online-Video nicht transportieren. Stefan Raiser von Dreamtool dagegen glaubt, dass Online-Casting der Weg der Zukunft ist. Seine Hauptdarstellerin im RTL-Actionkracher "Kungfu Mama", Claudia Hiersche, hätte er ohne Online-Casting nie gefunden, sagt Raiser.
"Ich sehe ehrlich gesagt nur Vorteile. Und alle, die dagegen mäkeln, halte ich für ziemliche Betonköpfe."
"Also entweder haben wir diese Leute nicht und wir haben zu wenig Auswahl und zu wenig Qualität bei den Schauspielern. Auch zu wenig gut aussehende, gute Schauspieler. Irgendwas müssen wir da tun. Ich hatte das Gefühl: Okay, jetzt biegen wir das Nadelöhr vorne auf und machen das Mal ganz anders und machen einen Aufruf. Wir definieren sehr genau, was wir haben wollen, bis hin zu: Stellt Euch bitte erstmal vor die Kamera, nach rechts, nach links, nach vorne, und sagt euren Namen laut und deutlich. Auch daran sind schon Leute gescheitert. Und dann spielt uns bitte diese zwei Szenen."
Was Raiser bei der Produktion des RTL-Actionfilm "Kungfu Mama" ausprobierte, könnte die Filmbranche umkrempeln. Dabei sei es nicht wichtig, sagt Raiser, wie gut die technische Qualität der Online-Casting-Videos sei:
"Da seid ihr völlig frei. Überlegt Euch was zum Kostüm, überlegt Euch was zur Figur. Wir sind sehr präzise in der Beschreibung, was wir haben wollen. Ladet uns das auf den passwortgeschützten Server. Wir unterschreiben, dass es niemand sieht außer uns. So kommen wir dazu, wesentlich mehr Leute zu sehen als bei dem normalen Prozess."
Für den Actionfilm "Kungfu Mama", den Dreamtool gerade produziert, verschickte Raiser einen Online-Casting-Aufruf an 140 Schauspielagenturen. Die sollten das Schreiben an ihre Klienten weiterleiten.
"Es ist nicht "Deutschland sucht den Super-Schauspieler" und bitte bewerbt Euch auf RTL.de mit Eurem Lieblings-Hausfrauen-Video. Sondern es war ein sehr konkretes und professionelles Briefing. Und es ging nur an Agenturen."
Trotzdem war der Widerstand vieler Agenturen und Schauspieler anfangs groß. Das spürte auch die Casterin Daniela Tolkien, die mit Dreamtool die Besetzung für "Kungfu Mama" zusammengestellt hat. Als sie bei einem Treffen der Schauspieler-Vereinigung in München die Idee des Online-Castings vorstellte, fiel sie glatt durch:
"Bin da weggegangen mit dem Gefühl, ich wollte denen Heizdecken verkaufen. Die haben mich total abgewatscht und sich so richtig total aufgeregt, dass sie alles und jetzt auch noch das machen müssen. Also, ich hatte das Gefühl, dass das gehobene Mittelfeld von Schauspielern, die eh viel zu tun, genug zu tun haben, dass die Schwierigkeiten machen werden. Nicht alle natürlich, aber viele."
Dabei ersetze ein Online-Casting nicht das persönliche Vorsprechen mit Regisseur und Casterin, sagt Tolkin. Es sei nur geeignet für die erste, große Auswahlrunde.
"Da ist es natürlich eine Riesenhilfe, wenn ich nicht nur das Foto sehe, sondern auch den Text dazu höre. Es geht ja auch nicht nur darum zu sehen, ob er spielen kann. Das setze ich jetzt mal voraus bei einem professionellen Schauspieler. Sondern es geht darum zu schauen, was passiert, wenn dieser Text mit diesem Schauspieler zusammenkommt. Und das ist ein magischer Moment, der ist immer magisch, egal ob ich das Foto anschaue oder der den Text spricht. Und darum geht's. Das ist ne Möglichkeit."
Eine Möglichkeit, die besonders für die deutsche Filmindustrie interessant ist. In Hollywood ist es nicht schwer, Schauspieler kurzfristig zu einem persönlichen Casting zusammenzutrommeln. In Deutschland sitzen die meisten Schauspieler in Berlin, viele Produktionsfirmen aber in Köln oder München. Online-Castings sparen deshalb Geld für Flüge und Hotelzimmer. Dafür machen sie mehr Arbeit, sagt Daniela Tolkin.
"Viel mehr Arbeit. Ist wahnsinnig viel mehr Aufwand. Weil wir diese Bänder gewissenhaft alle anschauen. Weil wir sonst immer nur die üblichen drei vorschlagen, und dann sind die auch eh zufrieden. Also ist es ein Riesen-Mehraufwand. Ist mir auch wichtig, dass den Schauspielern das auch klar ist. Dass wir es deswegen machen, weil wir den Schauspielern die Möglichkeit geben wollen, im Spiel zu sein. Und der Produktion zeigen wollen, dass es auch noch andere Schauspieler gibt."
Zum Beispiel Schauspieler Michael Kranz. Er hat bereits in Filmen von Tarantino, Haneke und Markus Rosenmüller gespielt. Auch Kranz hat schon mal ein selbst gedrehtes Video verschickt, um sich für eine bestimmte Rolle zu präsentieren.
"Wenn man mal ne erste Runde macht und die öffnen will, dann macht man ein Online-Casting. Aber um eine richtig gute Rolle zu besetzen, halte ich das für komplett ... also es wird sich niemals durchsetzen, da bin ich mir sicher."
Denn bei der Besetzung eines Films entscheide nicht nur das Gesicht und die Bewegung, sondern auch die Chemie zwischen Schauspieler und Regisseur. Das, sagt Michael Kranz, könne ein Online-Video nicht transportieren. Stefan Raiser von Dreamtool dagegen glaubt, dass Online-Casting der Weg der Zukunft ist. Seine Hauptdarstellerin im RTL-Actionkracher "Kungfu Mama", Claudia Hiersche, hätte er ohne Online-Casting nie gefunden, sagt Raiser.
"Ich sehe ehrlich gesagt nur Vorteile. Und alle, die dagegen mäkeln, halte ich für ziemliche Betonköpfe."