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Das geheime Leben der Klänge
h-Moll - die Ernste?

Für jede Jahreszeit haben wir mit der Pianistin Sophie Pacini über eine Tonart gesprochen. Den Winter tauchen wir in h-Moll. Diese sei ernst und nachdenklich. Aber ist die Tonart wirklich so "schwarz", wie Beethoven sie einst bezeichnete?

Am Mikrofon: Christoph Schmitz | 14.12.2021
Es gibt gute Gründe daran zu zweifeln, dass Tonarten überhaupt bestimmte Atmosphären oder gar Bedeutungen in sich tragen. Dennoch haben Komponisten durch die Jahrhunderte auf bestimmte Tonarten zurückgegriffen, um ein bestimmtes Stimmungsbild zu erzeugen.

Bachs Prägung

So wird auch h-Moll eine eigene Aura zugesprochen, was möglicherweise an Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe liegt oder an seiner 2. Suite für Flöte und Orchester: h-Moll, die Ernste. Auch bekannte Arien in Bachs Matthäus-Passion sind in Moll plus zwei Kreuze notiert, und auch Franz Schuberts "unvollendete" Sinfonie und Antonìn Dvořáks Cellokonzert stehen in dieser Tonart.

Tonart für die grausamen Passagen

Und so notierte Beethoven seine berühmte Charakteristik an den Rand einer Partitur: „h-Moll, schwarze Tonart“. In dieser Tonart beginnt auch der 3. Auftritt in seiner Oper "Fidelio": Pizarro, der Tyrann, plant den Mord an Florestan, „er sterbe“, raunt er sich selbst zu, „doch er soll erst wissen, wer ihm sein stolzes Herz zerfleischt“. Alles in düsteres, bedrohlich-grausames h-Moll gesetzt.
Ein Mann mit Brille und eine Frau mit dunklen Haaren stehen an einem Flügel und zeigen lächelnd auf eine Notenpartitur.
Reger Austausch zu den Partituren: Redakteur Christoph Schmitz und die Pianistin Sophie Pacini. (Deutschlandradio / Ronja Wester)
Im Gespräch und am Flügel im Deutschlandfunk Kammermusiksaal in Köln durchforstet die Münchner Pianistin Sophie Pacini die Musikgeschichte und zeigt am Klavier und mit vielen CD-Einspielungen, wie "die Ernste" gewirkt hat.