Die Diskussion um die Gefährlichkeit von H5N1 zeigt einmal mehr: Trotz all der Forschung sind viele grundlegenden Fakten rund um die Vogelgrippe nach wie vor nicht gesichert. Wer die Sterberate einer Infektion bestimmen will, der muss zwei Zahlen kennen: Wie viele Menschen haben sich angesteckt und wie viele von ihnen sind gestorben? Im Fall der Vogelgrippe sind beide Werte unsicher. Es gibt H5N1-Opfer, die es gar nicht erst in ein Krankenhaus geschafft haben oder bei denen das Virus nicht diagnostiziert wurde. Sie fehlen in der Todesstatisik der Vogelgrippe, doch dieser Unsicherheitsfaktor dürfte eher gering sein. Viel größer sind die Probleme beim umfassenden Abschätzen der Infektionsraten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt nur Fälle, bei denen ein Labor eine H5N1-Infektion eindeutig bestätigen konnte. Diese strengen Kriterien seien ungeeignet, argumentiert der Virologe Peter Palese von der Mount Sinai School of Medicine in New York in seinem Scienceartikel. Dort heißt es:
"Die meisten H5N1-Infektionen bei Geflügel und Menschen treten in Gegenden auf, in denen es mühsam und teuer ist, in eine Klink zu kommen. Wir gehen davon aus, dass viele Menschen mit einer H5N1-Infektion nie von einem Arzt untersucht wurden, der eine formale Diagnose hätte stellen könnte."
Wer nur leichte oder gar keine Symptome entwickelt, taucht in keiner Statistik auf. Wenn die Zahl dieser unsichtbaren Fälle hoch ist, dann überschützt die WHO die Gefährlichkeit von H5N1 erheblich. Peter Palese versucht hier etwas mehr Klarheit zu schaffen. Dazu hat er Studien analysiert, die im Blut von vielen Menschen nach Antikörpern gegen H5N1 gesucht haben. Antikörper sind ein Anzeichen für eine überstandene Infektion. Sie sind unter den mehr als 12.000 Personen, die an den 20 Studien teilgenommen haben, überraschend häufig.
"Zwischen ein und zwei Prozent hatten Kontakt mit H5N1. Das zeigt, dieses Virus kann auch nur leichte Symptome verursachen. Diese Fälle werden zurzeit nicht registriert. Die Sterberate bei H5N1 liegt also wahrscheinlich niedriger als die viel zitierten 50 Prozent."
Peter Palese rechnet damit, dass sich weltweit im Lauf der Jahre mehrere Millionen Menschen mit H5N1 angesteckt haben. Wenn das stimmt, wäre das Virus nicht schlimmer, als jeder andere Grippeerreger. Dieser Einschätzung wiederspricht Michael Osterholm vehement. Der Forscher vom Zentrum für die Erforschung und Kontrolle von Infektionskrankheiten an der Universität von Minnesota ist Mitglied im NSABB, dem Beratergremium, das sich gerade für eine strenge Kontrolle für Experimente mit H5N1 ausgesprochen hat. In "mBio", der Zeitschrift der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie, schreibt er, die Analyse der Daten sei fehlerhaft. Viele der Antikörperstudien wurden nach dem Vogelgrippe Ausbruch 1997 in Hong Kong durchgeführt. Seitdem hat sich H5N1 aber verändert. In späteren Jahren lag die Verbreitung des Erregers erheblich niedriger. Gregory Härtl, Sprecher der Weltgesundheitsorganisation in Sachen Vogelgrippe, glaubt, dass all die Zahlenspielereien vom Wesentlichen ablenken.
"Es ist sehr schwer, die tatsächliche Sterblichkeit bei H5N1 zu bestimmen. Das darf uns aber nicht von dem entscheidenden Punkt ablenken: H5N1 ist tödlich, es ist eines der tödlichsten Viren, die es gibt."
Auch wenn die Statistik der Weltgesundheitsorganisation die wahre Gefährlichkeit von H5N1 vielleicht zu dramatisch darstellt, geben die Zahlen dennoch wichtige Hinweise. Denn wie gefährlich H5N1 ist, hängt auch von der konkreten Situation in einem Land ab. In manchen Nationen gibt es fast keine Todesfälle, in Indonesien sterben dagegen vier von fünf der Infizierten.
"Dafür ist nicht nur das Gesundheitssystem verantwortlich, sondern auch kulturelle Unterschiede. In manchen Regionen versuchen sich die Leute zu Hause auszukurieren oder sie gehen zu traditionellen Heilern. Unsere beste Waffe gegen das Virus ist aber Tamilfu. Die Menschen müssen innerhalb von drei Tagen nach der Infektion behandelt werden. Ab dem vierten Tag gibt es kaum Hoffnung, zu überleben. Es ist entscheidend, den betroffenen Ländern zu helfen, die Menschen früher in die Kliniken zu bekommen. Das hat ist der wichtigste Weg, die Sterberate zu senken."
Die Debatte um die Sterberate nach einer H5N1-Infektion können nur neue Studien klären, die sich anders als die WHO nicht nur auf. Daten aus Krankenhäusern stützen, sondern in der breiten Bevölkerung der betroffenen Länder nach allen infizierten Menschen suchen, auch nach denen, die nur leichte Symptome entwickeln. Unabhängig davon liefern schon die vorhandenen Daten wichtige Hinweise, wie man mit diesem in jedem Fall wichtigen Erreger besser umgehen könnte.
"Die meisten H5N1-Infektionen bei Geflügel und Menschen treten in Gegenden auf, in denen es mühsam und teuer ist, in eine Klink zu kommen. Wir gehen davon aus, dass viele Menschen mit einer H5N1-Infektion nie von einem Arzt untersucht wurden, der eine formale Diagnose hätte stellen könnte."
Wer nur leichte oder gar keine Symptome entwickelt, taucht in keiner Statistik auf. Wenn die Zahl dieser unsichtbaren Fälle hoch ist, dann überschützt die WHO die Gefährlichkeit von H5N1 erheblich. Peter Palese versucht hier etwas mehr Klarheit zu schaffen. Dazu hat er Studien analysiert, die im Blut von vielen Menschen nach Antikörpern gegen H5N1 gesucht haben. Antikörper sind ein Anzeichen für eine überstandene Infektion. Sie sind unter den mehr als 12.000 Personen, die an den 20 Studien teilgenommen haben, überraschend häufig.
"Zwischen ein und zwei Prozent hatten Kontakt mit H5N1. Das zeigt, dieses Virus kann auch nur leichte Symptome verursachen. Diese Fälle werden zurzeit nicht registriert. Die Sterberate bei H5N1 liegt also wahrscheinlich niedriger als die viel zitierten 50 Prozent."
Peter Palese rechnet damit, dass sich weltweit im Lauf der Jahre mehrere Millionen Menschen mit H5N1 angesteckt haben. Wenn das stimmt, wäre das Virus nicht schlimmer, als jeder andere Grippeerreger. Dieser Einschätzung wiederspricht Michael Osterholm vehement. Der Forscher vom Zentrum für die Erforschung und Kontrolle von Infektionskrankheiten an der Universität von Minnesota ist Mitglied im NSABB, dem Beratergremium, das sich gerade für eine strenge Kontrolle für Experimente mit H5N1 ausgesprochen hat. In "mBio", der Zeitschrift der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie, schreibt er, die Analyse der Daten sei fehlerhaft. Viele der Antikörperstudien wurden nach dem Vogelgrippe Ausbruch 1997 in Hong Kong durchgeführt. Seitdem hat sich H5N1 aber verändert. In späteren Jahren lag die Verbreitung des Erregers erheblich niedriger. Gregory Härtl, Sprecher der Weltgesundheitsorganisation in Sachen Vogelgrippe, glaubt, dass all die Zahlenspielereien vom Wesentlichen ablenken.
"Es ist sehr schwer, die tatsächliche Sterblichkeit bei H5N1 zu bestimmen. Das darf uns aber nicht von dem entscheidenden Punkt ablenken: H5N1 ist tödlich, es ist eines der tödlichsten Viren, die es gibt."
Auch wenn die Statistik der Weltgesundheitsorganisation die wahre Gefährlichkeit von H5N1 vielleicht zu dramatisch darstellt, geben die Zahlen dennoch wichtige Hinweise. Denn wie gefährlich H5N1 ist, hängt auch von der konkreten Situation in einem Land ab. In manchen Nationen gibt es fast keine Todesfälle, in Indonesien sterben dagegen vier von fünf der Infizierten.
"Dafür ist nicht nur das Gesundheitssystem verantwortlich, sondern auch kulturelle Unterschiede. In manchen Regionen versuchen sich die Leute zu Hause auszukurieren oder sie gehen zu traditionellen Heilern. Unsere beste Waffe gegen das Virus ist aber Tamilfu. Die Menschen müssen innerhalb von drei Tagen nach der Infektion behandelt werden. Ab dem vierten Tag gibt es kaum Hoffnung, zu überleben. Es ist entscheidend, den betroffenen Ländern zu helfen, die Menschen früher in die Kliniken zu bekommen. Das hat ist der wichtigste Weg, die Sterberate zu senken."
Die Debatte um die Sterberate nach einer H5N1-Infektion können nur neue Studien klären, die sich anders als die WHO nicht nur auf. Daten aus Krankenhäusern stützen, sondern in der breiten Bevölkerung der betroffenen Länder nach allen infizierten Menschen suchen, auch nach denen, die nur leichte Symptome entwickeln. Unabhängig davon liefern schon die vorhandenen Daten wichtige Hinweise, wie man mit diesem in jedem Fall wichtigen Erreger besser umgehen könnte.