Hintergrund der neuen Berichte ist offenbar eine Analyse des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI. Dessen Fachleute kamen augenscheinlich zu dem Ergebnis: Das Netz ist nicht zu retten. Es kann nicht mehr gegen den Angriff verteidigt werden. Es muss aufgegeben werden.
Was sich wie ein nüchterner Befund liest, bedeutet aber auch: Möglicherweise dauert der Angriff sogar noch an. Auch "Spiegel Online" meldet, dass immer noch Daten abfließen, Ziel unbekannt. Das Ausmaß des Angriffs ist kaum zu übertreffen: Laut NDR, WDR und SZ haben die Hacker wohl auch Administratoren-Rechte erobert. Das heißt: Sie haben womöglich Zugriff auf jedwedes System des Bundestages, sie haben Zugriff auf alle Zugangsdaten der Fraktionen, der Abgeordneten und ihrer Mitarbeiter.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert den CDU-Innenpolitiker Armin Schuster mit den Worten: "Das Haus brennt." Der SPD-Netzpolitiker Lars Klingbeil stellte die Informationspolitik der Bundestagsverwaltung zur Debatte. Er sagte der "Mitteldeutschen Zeitung", man habe das Thema im Ausschuss Digitale Agenda zwei Mal auf die Tagesordnung gesetzt. Es sei aber niemand von der Verwaltung gekommen und habe Bericht erstattet.
Auch finanziell wäre der digitale Totalschaden kein kleiner Posten: Müssen wirklich alle Rechner ausgetauscht werden, würde das Monate dauern und einen mehrstelligen Millionenbetrag kosten.
(jcs/jan)