Für Neil Harbisson war die Welt von Geburt an schwarz-weiß. Ein seltener Gendefekt. Doch dann hat er die Grenzen seiner Wahrnehmung verschoben - und Blut geleckt. Die Welt, wie menschliche Sinne sie zeigen, war für ihn nicht mehr genug. Er wollte mehr: Ultraviolett, Infrarot, magnetischen Norden, alles, was uns normalerweise verborgen bleibt.
Denn unsere Sinne sind nur der Grundstein unserer Realität, ein vollständiges Abbild der Wirklichkeit liefern sie nicht. Könnten wir das ändern? Können wir näher an die Wirklichkeit rücken, indem wir neue Sinne lernen? Geht das überhaupt?
Das Gehirn schafft das
In dieser Folge von Deep Science zeigen wir: ja, es geht tatsächlich. „Geschmack auf Entfernung, Doppler-Effekt, Echo-Location … nennen Sie irgendetwas. Unser Gehirn ist groß genug“, sagt Peter König. Und er muss es wissen, denn so wie Neil Harbisson hat auch der Professor für Neuropsychologie es selbst ausprobiert. Der Nord-Sinn, den er gemeinsam mit Studierenden entwickelt hat, verbessert nicht nur die Orientierung, er verändert auch die Raumwahrnehmung als Ganzes. Übermenschliche Sinne sortieren die Welt in unserem Kopf neu und es macht auch etwas mit uns, wenn wir erkennen, warum die Katze auf den Kühlschrank starrt. Aber Hand aufs Herz - wollen wir das überhaupt? Werden wir uns nicht einsam fühlen, wenn wir solche neuen Erfahrungen nicht wenigstens mit einem anderen Menschen teilen können?