Der 74-jährige Geschäftsmann wird wegen aktiver Bestechung gesucht. Er hatte die Hände sowohl bei der Vergabe der WM 2022 an Katar als auch bei der WM-Vergabe 2006 an Deutschland im Spiel, der Sommermärchen-Affäre. Damals waren 6,7 Millionen Euro über den damaligen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer Bin Hammams Konto gewandert. Wofür, ist bis heute unklar.
Bin Hammam, einst Vizepräsident im Weltverband FIFA, wird jetzt Korruption bei der WM-Vergabe 2022 vorgeworfen. Er hatte Anschreiben und Vorladungen der Justiz stets ignoriert. Das tat er auch bei Ermittlungen in der Schweiz und Deutschland sowie gegenüber den Ethikern der FIFA, die ihn sogar für tot erklärten. Anders als Deutsche und Schweizer sind die Pariser Sonderstaatsanwälte völlig weisungsunabhängig von diplomatischer Ebene. Nun also der Haftbefehl.
Duniose Zahlungen an Chef des Ozeanien-Verbandes
Im Emirat wurde Bin Hammam schon 2011 von der FIFA wegen "Interessenkonflikten" suspendiert. Er hatte jahrelang Kollegen im FIFA-Vorstand mit korrupten Mitteln bearbeitet. Konkret zum Verhängnis wird ihm jetzt die Zahlung an ein Exekutivmitglied aus Tahiti. Reynald Temarii, damals Chef des Ozeanien-Verbandes, war kurz vor der Katar-Kür Anno 2010 suspendiert worden.
Die Ermittler verdächtigen Bin Hammam, er habe Temariis Berufungsverfahren gegen die FIFA-Sperre mit 305.000 Euro finanziert. Denn der Ozeanien-Verband wollte ihn durch einen Katar-kritischen Wahlmann ersetzen. Dank des Justizscharmützels blieb der Posten für die Wahl unbesetzt. Die Raten für Temariis Anwältin waren über diskrete familiäre Kanäle geflossen. Auch sie ist nun wegen „Betrugs und Vertuschung eines Korruptionsverbrechens“ angeklagt.
Weitere Enthüllungen zu Bin Hammams Treiben stehen bevor und bringen hohe Ex-Funktionäre in Not. Etwa Michel Platini: Frankreichs Fußball-Ikone hatte vor seinem Votum für Katar engere Kontakte zum Emirat, als bisher bekannt.