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Halbjahresbilanz
Gewinn der Commerzbank bricht ein

Früher als erwartet legte die Commerzbank ihren Quartalsbericht vor. Für die Anleger waren es keine guten Nachrichten: Das Eigenkapital von Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus schrumpft. In den vergangenen drei Monaten sackte die Kernkapitalquote um 0,5 Prozent auf 11,5 Prozent ab.

Von Michael Braun |
    Eingangsbereich einer Commerzbank-Filiale in Frankreich mit dem gelben Logo
    Der Gewinn der Commerzbank ist im zweiten Quartal erneut deutlich zurückgegangen. (imago / Eibner)
    Es war das Eigenkapital. Jeden Kredit, jedes risikotragende Geschäft müssen die Banken mit Eigenkapital unterlegen. Und die meisten Analysten hatten geschätzt, die Commerzbank könne ihre Risiken mit zwölf Prozent Eigenkapital abdecken. Aber beim Rechnen für die Quartalsbilanz am 2. August kam heraus: Es sind nur 11,5 Prozent, also weniger als erwartet. Keine gute Nachricht. Markus Rießelmann, Bankanalyst bei Independent Research, erklärt, woran es gelegen haben könnte:
    "Es hat aus unserer Sicht damit zu tun, dass der bevorstehende EZB-Stresstest, wo am Freitag die Ergebnisse veröffentlicht werden, dort wird eine höhere Gewichtung der operationellen Risiken gefordert, weil man in den letzten Jahren gesehen hat, dass Rechtsrisiken doch immer ein bestehendes Thema bei den Banken sind."
    Zudem brauchte die Bank Kapital, um es in ihre Pensionsrückstellungen zu stecken. Denn diese Rückstellungen bringen ja keinen Zins mehr, müssen also aus den Gewinnen bestückt werden, um die Zusagen einhalten zu können. Außerdem musste die Commerzbank Vorsorge treffen für italienische Staatsanleihen: Deren Kurse sanken, nicht zuletzt wegen der italienischen Bankenkrise, die womöglich doch mit Staatsgeldern gelöst wird.
    Finanzvorstand Stephan Engels hatte aber schon mit den Zahlen des ersten Quartals angekündigt, die Eigenkapitalquote der Bank könne schwanken:
    "Wie in der Vergangenheit bereits mehrfach ausgeführt, erwarten wir keine lineare Entwicklung der harten Kernkapitalquote und schließen daher gewisse Schwankungen nicht aus."
    Gewinn um ein Drittel eingeknickt
    Auch hatte der mittlerweile ausgeschiedene Vorstandschef Martin Blessing es auf der Hauptversammlung im April auf sich genommen, seinen Nachfolger von der Rolle des Botens schlechter Nachrichten zu entlasten und selbst verkündet, 2016 habe sich nicht besonders gut angelassen und das bleibe spürbar:
    "Das Ergebnis der ersten drei Monate dürfte unter dem desletzten Quartals liegen. Das wirkt sich auch auf das Gesamtjahr aus. Es wird deutlich ambitionierter, das Konzernergebnis von 2015 zu erreichen."
    So ist es gekommen. Der Konzerngewinn, berichtete die Bank nun, sei um ein Drittel auf 209 Millionen Euro im zweiten Quartal eingeknickt. Gleichwohl stehen in der Halbjahresbilanz zehn Cent je Aktie, die für eine Dividende eingeplant sind. Das könne sich die Bank auch leisten, meint Finanzanalyst Rießelmann:
    "Im letzten Jahr wurde auch eine Dividendenabgrenzung in gleicher Höhe vorgenommen bei deutlich geringer Eigenkapitalquote. Und die Tatsache, dass die derzeitige Eigenkapitalquote immer noch deutlich über der Mindestanforderung der EZB liegt, spricht aus unserer Sicht dafür, dass die Commerzbank auch in diesem Jahr wieder eine Dividende zahlen kann."
    Die Bank hätte das Geld für die Dividende auch in ihr Eigenkapital stecken können. Aber die erwarteten zwölf Prozent Eigenkapitalquote wären dann auch nicht erreicht worden. Und die Aktionäre hätte eine gestrichene Dividende sicher auch wenig erfreut.