Ab 2020 sollen alle Staaten zum Klimaschutz beitragen, vorher sind nur die Industriestaaten in der Pflicht. Und die sollen bis dahin noch deutlich mehr tun, fordern Indien und andere Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Bonner Klimakonferenz. Sie wollen wissen, so Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care:
"Welche Fortschritte macht ihr eigentlich? Es wird ganz viel von der Zukunft geredet, 2030 und so. Aber wenn wir vor 2020 den Klimaschutz nicht vernünftig auf die Reihe kriegen und Deutschland ist da eben ein Thema, wo noch viel mehr passieren muss, dann kann man schlecht darüber reden: Wie machen wir viel mehr in den Jahren danach?"
Der Streit um die Frage, wie dieses Thema in Bonn behandelt wird, dürfte sich morgen entscheiden. Dann wird festgelegt, wie die zweite Gipfelwoche genau abläuft. Die für das Klima zuständigen Minister kommen nach Bonn, um strittige Fragen zu klären und ihre Haltung zum Thema deutlich zu machen. Für die erste Woche zieht Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, ein verhalten positives Fazit.
"Die Verhandlungsgruppen sind in ihren Verhandlungsrhythmus hineingekommen. Es wird überall konkret an Verhandlungsfortschritten gearbeitet, also die manchmal auch in der ersten Woche zu beobachtenden Bemühungen, den Prozess gar nicht erst richtig starten zu lassen, das hatte ich vor zwei Tagen ja auch schon mal als Sorge formuliert, die sind jetzt doch ausgeblieben."
Regelbuch für Klimaabkommen in Arbeit
Die Bonner Konferenz arbeitet an einem Regelbuch für das Pariser Klimaabkommen. Es soll klären, wie der Vertrag genau umgesetzt wird, also zum Beispiel, was die einzelnen Staaten in ihre Klimaschutz-Berichte schreiben, die sie künftig vorlegen müssen. Die Industrieländer wollen diese Berichte auf Fortschritte bei der Minderung des CO2-Austoßes konzentrieren, viele Entwicklungsländer verlangen auch genaue Angaben zu Hilfszahlungen der reichen an die armen Länder. Pro Jahr sollen die ab 2020 auf 100 Milliarden Dollar anwachsen und der geplante Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen reißt hier eine Lücke. Jochen Flasbarth ist trotzdem optimistisch.
"Wir sind auch sicher, dass wir die 100 Milliarden insgesamt erreichen werden, auch wenn die Amerikaner ihre weiteren Anteile nicht übernehmen sollten."
Deutschland ist Flasbarth zufolge mit einem Anteil von rund zehn Prozent an diesen Zahlungen einer der großen Geldgeber im internationalen Klimaschutz.
Verhalten positive Reaktionen
Von Fortschritten sprechen auch Nichtregierungsorganisationen, die die Konferenz begleiten. Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care hofft auf konkrete Ergebnisse in Bonn, verabschiedet werden sollen die Regeln aber erst in einem Jahr bei einem weiteren Klimagipfel im polnischen Kattowitz.
"Also wir sind erst mal froh, dass Fidschi ambitioniert hier an diese Konferenz rangeht und Fidschi wird ja bis zum Beginn der Konferenz in Polen noch die Präsidentschaft haben. Deshalb ist das ein wichtiger Zeitraum. Gleichzeitig wissen wir, dass die polnische Regierung in den vergangenen Jahren und auch dieses Jahr innerhalb der EU und auch darüber hinaus nicht sehr ambitioniert ist und eher als Blockierer beim Klimaschutz auftritt, weshalb wir wirklich sehen müssen, dass Fidschi möglichst lange am Ruder bleibt und der Druck auf die Polen auch erhöht wird."
Die USA im Fokus
Im Fokus stehen auch die USA, es ist der erste Klimagipfel in der Regierungszeit von Präsident Donald Trump. Öffentlich bemerkbar macht sich ihre Delegation bisher nicht, aber sie verhandelt durchaus mit. Jochen Flasbarth:
"Die Amerikaner verhalten sich unauffällig, auch im Vergleich zu früher eher mit etwas runtergefahrenem Profil. Das ist auch verständlich."
Die Positionen der Amerikaner in den Detailverhandlungen haben sich nach Beobachtung von Delegierten gegenüber der Regierungszeit von Barack Obama weniger verändert als zu erwarten gewesen wäre. Sie drängen auf transparente Regeln und wollen Industrie- und Entwicklungsländer möglichst gleich behandelt wissen, das alles ist nicht neu.
Morgen will die US-Zivilgesellschaft auftreten, ihr Motto: "We are still in" – "Wir sind noch dabei". Unter anderem Bundesstaaten wie Kalifornien und Repräsentanten großer Konzerne sind vertreten.