Ein lockeres Training kurz vor Ende der Saison. Die Spannung ist raus, denn seit einigen Wochen steht fest, die DSHS Snowtrex werden zum zweiten Mal in Folge Meister in der 2. Volleyball Bundesliga Nord. Die beste Kölner Damenmannschaft ist zwei Spieltage vor Schluss nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen. Für Kapitänin Pia Weiand war es das gesteckte Ziel:
"Die Saison war für uns sehr schwierig. Wir sind mit dem Ziel reingegangen, nochmal Meister zu werden. Und das hat sich diese Saison definitiv schwerer gestaltet als letzte Saison. Deswegen ist dieser Titel gleichwertig, wenn nicht sogar höher anzusiedeln."
Doch wie schon vergangene Saison können die Mühen auch dieses Mal nicht mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga belohnt werden. Der Aufstieg ist zwar theoretisch möglich, die Meisterschaft qualifiziert sie dafür - doch praktisch nicht umsetzbar. Die Halle an der Deutschen Sporthochschule Köln, in der die Volleyballerinnen ihre Heimspiele austragen, reicht nicht aus, um die Anforderungen für die erste Liga zu erfüllen, stellt Daniel Sattler, Sprecher der Volleyball-Bundesliga klar:
"Zum einen brauchen wir eine Zuschauer-Kapazität von mindestens 2500 Plätzen, dann Tribünen im Stil einer Arena, das heißt auf allen vier Seiten. Weiterhin beträgt die Deckenhöhe in der ersten Liga mindestens neun Meter, während wir in der zweiten Liga nur mit sieben Metern dabei sind. Und dann brauchen die Kölner noch ein fremdlinienfreies Feld - im Grunde einen mobilen Boden, wo nur Volleyball-Linien drauf gekennzeichnet sind."
Keine geeignete Halle in Sicht
Für die Kölner Volleyballerinnen unmöglich, sowohl finanziell als auch organisatorisch. Sogar eine Übergangslösung für zwei Jahre, in denen sie ohne diese Voraussetzungen Erstliga-Volleyball spielen könnten, kommt nicht infrage, erklärt Cheftrainer Jimmy Czimek:
"Wir haben hier eine Tribüne. Wenn wir alle Vorhänge hoch machen haben wir 500 Personen, die hier reinpassen. Ich glaube, wir brauchen aber in dieser Übergangsphase sogar 800. Dann müssten wir hier 300 Stühle aufstellen. Das dürfen wir ein bis zwei Mal pro Saison machen, häufiger erlaubt es die Stadt Köln nicht, weil es sonst eine Dauernutzungsänderung wäre. Von daher bietet diese Halle laut den Regularien nicht einmal die Möglichkeit, das für kurze Zeit zu machen."
Die einzige Lösung: Es müsste eine andere Halle her. Besserer Boden, mehr Zuschauerplätze, höhere Decken - das wird es doch irgendwo in Köln geben, sollte man meinen. Schließlich gehört der Sport zum Profil der Stadt. Doch Fehlanzeige: Eine geeignete Halle gibt es nicht und wird auch so schnell nicht kommen, kritisiert Peter Pfeifer, Vorsitzender des Stadtsportbundes.
"Es hat sicherlich damit zu tun, dass die Halle, die erforderlich ist - also bis 5000 Zuschauer - jetzt nicht mit einer Schulsporthalle zu vergleichen ist. Es hat im Prinzip damit zu tun, dass scheinbar in der sogenannten Sportstadt Köln eine solche Halle, die ja schon seit Jahren im Gespräch ist, vom Platz her, von der Intention und vom Willen her scheinbar nicht machbar ist."
Nachholbedarf in Sachen Hallensport
Köln. Viertgrößte Stadt Deutschlands - doch mit Blick auf Hallensportarten wie Volleyball, Basketball oder Handball im Profibereich deutlich weniger erfolgreich als beispielsweise Berlin oder München. Kölns beste Herren-Handballmannschaft, der Drittligist Longerich, stand vergangene Saison schon kurz vor dem Aufstieg in zweite Liga. Team-Manager Jens Warncke befürchtet, dass die derzeitige Hallensituation die sportliche Entwicklung verhindert hätte:
"Ich weiß gar nicht, ob wir die Lizenz bekommen hätten. Ab der zweiten Liga brauchst du eine fernsehtaugliche Halle, sodass das eigentlich schon ein limitierender Faktor ist, wenn man diesen Schritt wagen möchte."
Ein weiteres Beispiel ist Kölns beste Basketballmannschaft, die Rheinstars in der zweiten Bundesliga. Die sind vor zweieinhalb Jahren von einer besseren Turnhalle direkt in Kölns größte Halle umgezogen, die ehemalige KölnArena mit rund 20.000 Plätzen. Ein riskanter Schritt, denn zu den Spielen kommen im Schnitt nur etwa 2000 Zuschauer - wegen der hohen Hallenmiete eine finanzielle Gratwanderung. Für Handball und Volleyball in Köln mit 300 bis 500 Zuschauern in der Spitze ist das undenkbar. Eine kleinere Multifunktionshalle wäre die Lösung, davon würden schließlich alle profitieren, findet Peter Pfeifer vom Stadtsportbund:
"Wir sind sportpolitisch unterwegs, um den Breitensport zu stärken. Aber Breitensport heißt auch, dass entsprechende Talente rüber wachsen in den Leistungssport und da darf es keine Bremse geben. Da gibt es im Fußball keine Bremse, da darf es auch bei anderen Sportarten keine geben. Im Eishockey und im Fußball sind wir da etwas weiter, im Volleyball, im Handball und im Basketball scheinbar nicht!"
Es gibt Nachholbedarf. So könnte man die neue Halle zum Beispiel auf den Sportentwicklungsplan der Stadt Köln setzen, dafür treffen sich Vertreter der Stadt und der Sportverbände kommende Woche. Dabei geht es auch um einen möglichen Ausbau des Radstadions an der Sporthochschule Köln, um den sich das Kölner Sportamt beworben hat. Das würde den Volleyballerinnen der DSHS Snowtrex in dieser Saison zwar nicht mehr helfen, aber vielleicht ja in Zukunft die Teilnahme an der ersten Volleyball-Bundesliga ermöglichen.