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Hamas-Angriff auf Israel
Die Folgen für jüdische Vereine und den internationalen Sport

Die Lage in Israel hat Folgen für den Sport: Während in Israel stattfindende Spiele abgesagt werden, halten manche Vereine des deutsch-jüdischen Verbands MAKKABI Deutschland den Spiel- und Trainingsbetrieb aufrecht - auch um ein Zeichen zu setzen.

Von Simone Maurer und Sabine Lerche |
    Die Flaggen Israels, Deutschlands und der UEFA wehen am Stadion in Georgien. Im Hintergrund grauer Himmel.
    Nach dem Angriff der Hamas ruht der Sport in Israel (IMAGO / Beautiful Sports / IMAGO / BEAUTIFUL SPORTS / Meusel)
    Der Angriff der Hamas auf Israel hat Folgen für den nationalen, aber auch internationalen Sport. In Israel selbst wurden in einem ersten Schritt alle geplanten Sportveranstaltungen abgesagt, nachdem die Hamas am Samstagmorgen von Gaza aus Israel überraschend mit Raketen angegriffen hatte. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Sonntagmorgen betont:
    „Wir beginnen einen langen und schwierigen Krieg, der uns durch einen mörderischen Angriff der Hamas aufgezwungen wurde.“
    Seit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas am Samstag hat es über 1000 Tote auf beiden Seiten gegeben.

    MAKKABI Deutschland steht bedingungslos zu Israel

    Der deutsch-jüdische Sportverband MAKKABI Deutschland verurteilt den Terrorangriff aufs Schärfste. Man solidarisiere sich bedingungslos mit Israel und den israelischen Streitkräften, schreibt der Verband auf seiner Website.

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    Manche Vereine von MAKKABi Deutschland haben ihren Spiel- und Trainingsbetrieb direkt nach dem Angriff der Hamas am vergangenen Samstag eingestellt.
    So auch MAKKABI Berlin: Nachdem am letzten Wochenende alle Fußball- und Basketballspiele abgesagt worden sind, soll in den kommenden Wochen nur der Spielbetrieb der Jugendteams gestrichen werden. Die Spiele der Männer finden wieder statt.

    Trainingsbetrieb aus Solidarität aufrechterhalten

    Es gibt auch jüdischen Sportvereine, die ihren Spielbetrieb bewusst weiterlaufen lassen wollen. So zum Beispiel auch der TuS MAKKABI Frankfurt: Dort finden weiterhin Spiele allerdings mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen statt. In Rostock wird in allen drei Abteilungen weiter trainiert.
    „Wir wollen und werden uns nicht verstecken, weil das jüdische Leben soll nicht wegen so etwas unterbrochen sein oder aufhören. Wir machen einfach weiter, gerade in dieser Zeit auch aus Solidaritätsgedanken mit Israel.“
    Sagte Gianna Marcuk, Stellvertretende Vereinsvorsitzende des TuS MAKKABI in Rostock, gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk.

    MAKKABI-Präsident warnt vor Antisemitismus-Anstieg im deutschen Sport

    Diese negativen Auswirkungen auf den Spielbetrieb im deutschen Sport sei eine absolute Niederlage Deutschlands, eine absolute Niederlage unserer demokratischen Werteordnung, sagte Alon Meyer, Präsident von MAKKABI Deutschland im Deutschlandfunk-Interview und gegenüber der FAZ.

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    Der Verband warnt auch davor, dass in der aktuellen Lage der israelbezogene Antisemitismus und Judenhass im Sportbereich ansteigen könnte. Vereine sollten daher besonders wachsam sein, ihre Mitglieder sensibilisieren und antisemitische Vorfälle konsequent melden.

    Israelischer Turner zwischen Trauer und Glück

    Schwere Stunden erlebte der israelische Turner Artem Dolgopyat, der kurz nach Beginn der Attacken auf sein Land bei der WM in Antwerpen den Titel holte und damit für den größten Erfolg Israels sorgte. „Ich hörte, dass es Tote und Verwundete gab. Den ganzen Tag über wusste ich nicht, wie ich es aus meinem Kopf bekommen sollte“, berichtete der in der Ukraine geborene Dolgopyat hinterher.
    „Es war für mich klar, dass ich nicht turnen könnte, hätte ich mein Handy nicht ausgeschaltet. Ein sehr schwieriger Tag für unser Land. Ich habe den Tag als Weltmeister beendet, aber mein Verstand und mein Herz sind zu Hause.“

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    Trauerflor bei Bundesligaklubs

    Ihre Anteilnahme drückten zahlreiche Bundesligaklubs während der Spiele am vergangenen Wochenende aus. Die Zweitligisten FC Schalke 04 und Hertha BSC spielten mit Trauerflor. Der israelische Torwart Daniel Peretz, derzeit Nummer zwei beim FC Bayern, wollte sich nach dem Spiel gegen den SC Freiburg (3:0) nicht mehr äußern, hatte aber zuvor bereits auf Instagram seine Verbundenheit mit der Heimat zum Ausdruck gebracht.
    Das hatte auch der ukrainische Arsenal-Profi Olexander Sintschenko auf Instagram gemacht, der daraufhin allerdings auch viele Beschimpfungen erfuhr und seinen Account anschließend auf privat umstellte, wie die „Daily Mail“ berichtete.

    Fußball: UEFA reagiert mit Spielabsagen

    Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat angesichts der Ereignisse alle Spiele unter ihrer Zuständigkeit in Israel auf unbestimmte Zeit verschoben. Das betrifft auch das Qualifikationsspiel für die Junioren-EM 2025 in Petach Tikwa zwischen Israel und Deutschland. Es war für den 17. Oktober 2023 angesetzt.
    Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stand nach eigenen Angaben im Austausch mit der UEFA, dem israelischen Fußballverband sowie dem Auswärtigen Amt und der deutschen Botschaft in Israel.

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    „Die Sicherheit von Spielern, Trainern und Funktionsteam habe höchste Priorität“, hieß es vonseiten des Verbandes. Cheftrainer Antonio da Silva wird die DFB-Junioren auf das Qualifikationsspiel am Freitag in Sofia gegen Bulgarien vorbereiten.
    Die Partie der deutschen U21-Nationalmannschaft ist aber nicht die einzige Absage. Auch das Spiel der Esten gegen Israel, das wenige Tage zuvor stattfinden sollte, wurde verworfen.

    EM-Qualifikationsspiel von Israel abgesagt und Auswirkungen auf U17-EM 2024

    Neben den Junioren trifft die angespannte Lage in Israel auch die A-Nationalmannschaft der Schweiz. Das geplante EM-Qualifikationsspiel in Tel Aviv gegen Israel ist abgesagt und auf den 15. November verlegt worden.
    Weil die israelischen Behörden ihre Fußball-Nationalmannschaft derzeit nicht ausreisen lassen, wird auch die EM-Qualifikationspartie zwischen Kosovo und Israel am Sonntag im Kosovo verschoben, das gab die UEFA am Donnerstag bekannt.
    Auswirkungen hat die Situation in Israel auch auf die in Zypern stattfinden U17-Europameisterschaft im kommenden Jahr. Ein geplantes Miniturnier, das vom 11. bis 17. Oktober mit Mannschaften aus Israel, Belgien, Gibraltar und Wales stattfinden sollte, wurde abgesagt.

    Handball-Nationalspielerinnen spielen nicht in Tel Aviv

    Auch der internationale Handball rückt in diesen Tagen in den Hintergrund. Die geplante Reise der deutschen Handballerinnen zum Länderspiel in Tel Aviv fällt aus. Ein Nachholtermin steht noch nicht fest, wie der Deutsche Handballbund (DHB) nach Absprache mit dem europäischen Verband EHF mitteilte.
    „Der Handball rückt in der aktuellen Lage komplett in den Hintergrund“, wird Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des DHB, in der Mitteilung zitiert.
    „Keine von uns möchte in der aktuellen Situation nach Israel reisen, das gibt die Lage nicht her. Es gibt derzeit wichtigere Dinge als ein Handball-Spiel», hatte DHB-Kapitänin Alina Grijseels nach Ausbruch der heftigen Kämpfe dem Portal "handball-world" gesagt.
    Am Donnerstag spielen die deutschen Handballerinnen aber wie geplant gegen die Ukraine. Das Auftakt-Spiel zur EM-Qualifikation wird in Wetzlar stattfinden.
    „Für mich ist die Bubble, in der ich lebe, heile Welt und dann mit der Perspektive, gegen zwei Mannschaften im Kriegszustand zu spielen, das ist für mich total absurd“, sagte Nationalspielerin Emily Bölk zu den beiden Spielen im ARD-Morgenmagazin.

    Auch Basketball und Schwimmen sind betroffen

    Die kämpferischen Auseinandersetzungen nach dem Angriff der Hamas auf Israel nehmen ebenfalls Einfluss auf die Euro-League im Basketball. Das für den 12. Oktober angesetzte Königsklassen-Spiel zwischen Armani Mailand und Maccabi Tel Aviv wurde ausgesetzt.
    Die Liga beobachte die Situation und werde gemeinsam mit den betroffenen Teams die bestmöglichen Optionen für eine Neuansetzung der Spiele auf der Grundlage der verfügbaren Termine prüfen, teilte der Verband mit. Auch die Eurocup-Begegnung zwischen Hapoel Shlomo Tel Aviv und Wolves Vilnius wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.
    Das Weltcup-Finale im Freiwasser-Schwimmen hätte eigentlich im israelischen Eilat Anfang Dezember stattfinden sollen. Der Weltcup ist jetzt auf die portugiesische Insel Madeira verlegt worden.
    sima, dpa, UEFA, SVF, DFB, DHB, X, Instagram