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Hambacher Forst
Neue Proteste und Vorwürfe gegen RWE

Umweltaktivisten haben neue Proteste gegen die geplanten Rodungen im Hambacher Forst angekündigt. Die "Aktion Unterholz" hat ein sogenanntes "Wochenende des Widerstands" ausgerufen und erwartet Dutzende Demonstranten. RWE verteidigt unterdessen seine Rodungspläne erneut, Widerspruch kommt unter anderem von den Grünen.

    Polizisten stehen im Hambacher Forst in einer Reihe zwischen Bäumen.
    Polizisten im Großeinsatz im Hambacher Forst (imago stock&people)
    Ein Sprecher der "Aktion Unterholz" hofft auf breite Unterstützung bei den Protestaktionen an diesem Wochenende. Unter anderem gehe es darum, die zerstörte Infrastruktur der Waldbesetzer zu reparieren. Der Energiekonzern RWE hatte in den vergangenen Tagen unter massivem Polizeischutz Barrikaden und Möbelstücke aus dem Wald abtransportiert. Aktivisten leben dort seit Monaten in Baumhäusern. Der Hambacher Forst gehört dem RWE-Konzern, der die Bäume für den Braunkohle-Abbau roden will. Der Konzern darf damit aber frühestens Mitte Oktober beginnen.
    Eyll-Vetter (Konzernsprecher): Braunkohle weiter wichtig für RWE
    RWE-Sprecher Eyll-Vetter verteidigte die Räumaktion. Er sagte im Deutschlandfunk, es sei notwendig, die für Oktober geplanten Rodungsarbeiten vorzubereiten. Außerdem gebe es auch Zwänge, denen der Konzern unterworfen sei: "Wir sind von den Behörden aufgefordert worden, waldfremdes Material zu entfernen." Die Proteste würden bei RWE durchaus gehört, sagte Eyll-Vetter, aber: "Das ist die eine Seite der Medaille - wir erfahren aber auch viel Zuspruch von Politikern und auch von Menschen aus der Region." Es dürfe nicht nur um das Klima gehen, sondern auch um Arbeitsplätze und um die Energieversorgung; immerhin sei der Tagebau Hambach für 15 Prozent der Stromgewinnung in Nordrhein-Westfalen zuständig. Dies könne nicht kurzfristig durch andere Quellen ersetzt worden.
    Erneuerbare Energien spielen auch eine Rolle
    "Die Energiewende ist in hohem Maße bei RWE angekommen. Wir sehen im Ausbau erneuerbaren Energien und der Nutzung von Braunkohle keinen Widerspruch. Braunkohle ist auch dann verfügbar, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint", so Eyll-Vetter weiter. RWE habe einen Braunkohle-Fahrplan entwickelt, der "gigantische Anpassungsleistungen" vorsehe, die ohne Brüche in der Energieversorgung und auch ohne Brüche in der Region erfolgen könnten.
    Krischer (Grüne): "Wir reden in Berlin über ein Ausstiegsszenario."
    Der Vize-Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Krischer, widersprach Eyll-Vetter. Krischer betonte im Deutschlandfunk die Notwendigkeit, internationale Absprachen einzuhalten: "Wir haben ein Pariser Klimaabkommen - und es ist völlig klar, wenn wir den Tagebau Hambach weiter so betreiben, dann können wir all das vergessen. Es ist völlig klar, diese Tagebauplanung im Rheinland, die müssen deutlich verändert werden, wenn wir noch irgendeinen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen."
    "Es geht dem Konzern darum, die Kohlekommission zu sprengen."
    Bei der Kohlekommission des Bundes gehe es darum, ein Ausstiegsszenario aus der Kohleförderung zu formulieren. "Es kann nicht sein, dass wir in Berlin zusammensitzen und über den Ausstieg aus der Kohle reden - und dass hier dann Fakten geschaffen werden." Krischer betonte, er sehe auch keine Notwendigkeit darin, jetzt die Rodungsarbeiten vorzunehmen. Der Tagebau sei noch 400 Meter vom Hambacher Forst entfernt. "Da kann RWE auch noch ohne Weiteres weiterbaggern."
    Krischer vermutet, dass es RWE darum gehe, die "Kohlekommission zu sprengen". Der Konzern wolle verhindern, dass die Kommission seine Planungen zum Kohleabbau aus den 1970er Jahren mit möglichen Beschlüssen durchkreuzt.