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Hamburg
Erste Hafenunternehmen verzichten auf Atomfracht

Schon seit Jahren kritisieren Umweltschutzorganisationen, dass über den Hamburger Hafen Atommülltransporte abgewickelt werden. Nun haben sich die ersten Umschlagbetriebe dazu bereit erklärt, auf einen Teil dieser Transporte zu verzichten.

Von Axel Schröder | 12.04.2018
    Container sind am 25.01.2017 auf dem Gelände des Logistikunternehmens Eurokombi im Hafen von Hamburg zu sehen. Im Hintergrund sind die Containerbrücken des Terminals Eurogate zu sehen.
    Die Hamburger Hafen- und Logistik AG will mit ihrer Entscheidung ein Zeichen setzen. (dpa / picture alliance / Christian Charisius)
    Wer in Zukunft Plutonium 239 oder Uran 233 über den Hamburger Hafen umschlagen will, kann damit nicht mehr die Hamburger Hafen- und Logistik AG, kurz: HHLA oder die Reederei Hapag-Lloyd beauftragen. Beide Unternehmen haben sich nach Verhandlungen mit Hamburgs parteilosem Wirtschaftssenator Frank Horch bereit erklärt, in Zukunft freiwillig auf derartige Transporte zu verzichten, so die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde Susanne Meinecke.
    "Wenn sich ein ganzes Land dazu comittet, aus der Atomenergie auszusteigen und künftig auf Erneuerbare Energien zu setzen, dann ist das letztendlich ein logischer Schritt."
    Über den Hamburger Hafen wird unter anderem schwach-, mittel- und hochradioaktives Uranhexafluorid umgeschlagen. Der Stoff wird für die Produktion von Brennelementen für Atomkraftwerke, zum Beispiel im westfälischen Gronau benötigt. Trotz des freiwilligen Verzichts von HHLA und Hapag-Lloyd – an beiden Unternehmen ist die Stadt Hamburg beteiligt – trotz dieses Verzichts ist Ute Bertrand von der Umweltschutzorganisation Robin Wood immer noch unzufrieden:
    "Hapag-Lloyd transportiert zum Beispiel weiterhin Uranhexafluorid. Das ist hochgiftig und radioaktiv, würde aber nach dieser Definition nicht darunterfallen. Die könnten diesen Stoff weiter transportieren, obwohl er auch dazu dient, Atomkraftwerke weiter zu betreiben."
    Gesetzliches Verbot gefordert
    Ute Bertrand erinnert an den Brand eines mit Autos, Munition und Uranhexafluorid beladenen Frachters im Hamburger Hafen. Ute Bertrand von Robin Wood fordert deshalb ein gesetzliches Verbot dieser Transporte und verweist darauf, dass es in Bremen ein solches Verbot bereits gibt. Susanne Meinecke von der Hamburger Wirtschaftsbehörde überzeugt das nicht:
    "Das unterliegt europäischem und Bundesrecht. Und insofern ist eine freiwillige Selbstverpflichtung überhaupt das größte, was ein Bundesland erreichen kann und das haben wir erreicht."

    Wegen der Zweifel an seiner Rechtmäßigkeit wird das Bremer Transportverbot derzeit vom Bundesverfassungsgericht überprüft.
    Bei der Hamburger Hafen- und Logistik AG wurde genau geprüft, welche Auswirkungen der freiwillige Verzicht auf den Umschlag hoch radioaktiver Stoffe haben wird, erklärt Unternehmenssprecher Hans-Jörg Heims.
    "Es wird jetzt nicht die Bilanz der HHLA signifikant durch diesen Verzicht beeinflusst werden. Es ist ein Signal."
    Trotz dieses ersten Schritts werden auch in Zukunft hoch radioaktive Stoffe im Hamburger Hafen umgeschlagen werden. Denn mit den Terminalbetreibern Steinweg und Eurogate stehen dafür zwei Unternehmen bereit, die schon in der Vergangenheit derartige Transporte abgewickelt haben. Auch mit diesen beiden Firmen sollen in naher Zukunft Gespräche über einen Atomtransportverzicht geführt werden, heißt es aus der Hamburger Wirtschaftsbehörde.