Der Kölner Fernseh-Journalist Heribert Thiele, Anfang 50, war jahrzehntelang kerngesund. "Ich hätte Stein auf Bein geschworen, dass ich nie jemals länger als sechs Wochen ausfallen würde. Aber es kann einen auch anders treffen."
So wie Thiele, der von heute auf morgen schwer erkrankte und monatelang arbeitsunfähig war. Bis eine Kollegin ihn auf das "Hamburger Modell" hinwies. "Das Hamburger Modell lernte ich kennen, nachdem ich ein Dreivierteljahr erkrankt war. Da stellte sich für mich die Frage, wie geht es weiter? Wie kann ich wieder in den Beruf zurückkehren?"
Für Thiele und seinen Arbeitgeber war klar: Eine Rückkehr in den Job von heute auf morgen ist zu abrupt. "Hätte ich tatsächlich von Anfang an wieder 100 Prozent leisten müssen, das wäre nicht gegangen. Absolut nicht. Das hätte mich wahrscheinlich ganz bald komplett aus dem Unternehmen katapultiert. Anders kann ich’s mir nicht vorstellen."
So wie Thiele, der von heute auf morgen schwer erkrankte und monatelang arbeitsunfähig war. Bis eine Kollegin ihn auf das "Hamburger Modell" hinwies. "Das Hamburger Modell lernte ich kennen, nachdem ich ein Dreivierteljahr erkrankt war. Da stellte sich für mich die Frage, wie geht es weiter? Wie kann ich wieder in den Beruf zurückkehren?"
Für Thiele und seinen Arbeitgeber war klar: Eine Rückkehr in den Job von heute auf morgen ist zu abrupt. "Hätte ich tatsächlich von Anfang an wieder 100 Prozent leisten müssen, das wäre nicht gegangen. Absolut nicht. Das hätte mich wahrscheinlich ganz bald komplett aus dem Unternehmen katapultiert. Anders kann ich’s mir nicht vorstellen."
Erst ein Arbeitstag, dann zwei, dann drei – mit Stufen zurück in den Job
Also entwickelte Thiele in Absprache mit seiner Krankenkasse und dem Arbeitgeber ein Stufenmodell mit fünf Phasen. Meistens sieht das "Hamburger Modell" vor, dass man jeden Tag zur Arbeit geht und die Arbeitszeit langsam von einer Stunde auf Vollzeit erhöht. Bei Thiele lief es anders.
"Weil wir mich tageweise wieder eingliedern mussten oder wollten. Ich habe dann mit einem Tag die Woche begonnen, das haben wir über sechs Wochen gemacht."
Die nächste Phase des "Hamburger Modells" sah zwei Arbeitstage pro Woche vor. "Das habe ich wieder 1,5 Monate gemacht. Dann kam Phase drei – wieder ca. anderthalb Monate."
Nach etwas mehr als einem halben Jahr hatte Thiele das Stufenmodell abgeschlossen. "Und dann war ich im Prinzip wieder eingegliedert. Und dann konnte ich das erste Mal wieder fünf Tage die Woche voll arbeiten."
"Weil wir mich tageweise wieder eingliedern mussten oder wollten. Ich habe dann mit einem Tag die Woche begonnen, das haben wir über sechs Wochen gemacht."
Die nächste Phase des "Hamburger Modells" sah zwei Arbeitstage pro Woche vor. "Das habe ich wieder 1,5 Monate gemacht. Dann kam Phase drei – wieder ca. anderthalb Monate."
Nach etwas mehr als einem halben Jahr hatte Thiele das Stufenmodell abgeschlossen. "Und dann war ich im Prinzip wieder eingegliedert. Und dann konnte ich das erste Mal wieder fünf Tage die Woche voll arbeiten."
"Hamburger Modell" der Gold-Standard nach langer Arbeitsunfähigkeit?
Ziel erreicht. Für den Krankenkassen-Manager Daniel Jakobi von der Siemens-Betriebskrankenkasse SBK in München ist das "Hamburger Modell" der Gold-Standard nach einer langen Arbeitsunfähigkeit.
"Ich würde sagen, dass man es bei 80 bis 85 Prozent der Fälle versucht. Grundsätzlich kann es bei jeder Erkrankung eingesetzt werden. Es gibt keine Beschränkung. Die Frage ist: Ist es individuell sinnvoll oder nicht?" Das sollte der Versicherte in einem Gespräch mit Arzt und Krankenkasse herausfinden, sagt Jakobi.
"Zustimmen muss dem Ganzen natürlich auch der Arbeitgeber. Und es muss die Möglichkeit geben. Gerade das Thema Schichtarbeit ist unter Umständen schwierig. Kommt auch immer auf die Erkrankung und die Tätigkeit an. Deshalb ist das vom Arbeitgeber eine freiwillige Leistung. Wird in der Regel aber sehr gut angenommen, weil der Versicherte während der ganzen Zeit als arbeitsunfähig gilt - und daher kommen auf den Arbeitgeber keine Kosten zu."
Das "Hamburger Modell" ist übrigens nicht in Hamburg entstanden, wie der Name suggeriert. Sondern in München. Bei Siemens, sagt Daniel Jakobi von der SBK. Anfang der 1970er-Jahre habe der Siemens-Konzern seine Beschäftigten bei der Rückkehr nach langer Krankheit noch ins kalte Wasser geworfen. Mit geringer Erfolgsquote.
"Da hat man sich diesen Stufenplan überlegt, zusammen mit dem Siemens-Konzern. Man hat gesagt, es ist zielführender, wenn man das eher in einem gestuften Rahmen angeht. Der Gesetzgeber hat das dann später fürs Gesetz adaptiert."
"Ich würde sagen, dass man es bei 80 bis 85 Prozent der Fälle versucht. Grundsätzlich kann es bei jeder Erkrankung eingesetzt werden. Es gibt keine Beschränkung. Die Frage ist: Ist es individuell sinnvoll oder nicht?" Das sollte der Versicherte in einem Gespräch mit Arzt und Krankenkasse herausfinden, sagt Jakobi.
"Zustimmen muss dem Ganzen natürlich auch der Arbeitgeber. Und es muss die Möglichkeit geben. Gerade das Thema Schichtarbeit ist unter Umständen schwierig. Kommt auch immer auf die Erkrankung und die Tätigkeit an. Deshalb ist das vom Arbeitgeber eine freiwillige Leistung. Wird in der Regel aber sehr gut angenommen, weil der Versicherte während der ganzen Zeit als arbeitsunfähig gilt - und daher kommen auf den Arbeitgeber keine Kosten zu."
Das "Hamburger Modell" ist übrigens nicht in Hamburg entstanden, wie der Name suggeriert. Sondern in München. Bei Siemens, sagt Daniel Jakobi von der SBK. Anfang der 1970er-Jahre habe der Siemens-Konzern seine Beschäftigten bei der Rückkehr nach langer Krankheit noch ins kalte Wasser geworfen. Mit geringer Erfolgsquote.
"Da hat man sich diesen Stufenplan überlegt, zusammen mit dem Siemens-Konzern. Man hat gesagt, es ist zielführender, wenn man das eher in einem gestuften Rahmen angeht. Der Gesetzgeber hat das dann später fürs Gesetz adaptiert."
Rückkehrmodelle auch im Sinne der Arbeitgeber - um Fachkräfte zu behalten
Und zuletzt nochmal verstärkt. Seit Mai 2019 gilt das sogenannte Termin-Servicestellen-Gesetz (TSVG). Es sieht vor, "dass der Arzt grundsätzlich bei einer Erkrankung über sechs Wochen diese stufenweise Wiedereingliederung verpflichtend prüft."
Dabei spielt vor allem der grassierende Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft eine Rolle: die Firmen wollen – ebenso wie der Staat –, dass erkrankte Facharbeiter möglichst sanft, aber auch möglichst schnell den Weg zurück ins Arbeitsleben finden. Das kann durchaus auch zu Konflikten führen –denn niemand weiß 100-prozentig, wann nach einer langen Krankheit die Heilungs-und Rehabilitations-Phase abgeschlossen ist.
Für Heribert Thiele jedenfalls, den Kölner TV-Journalisten, war das "Hamburger Modell" ein Erfolg.
"Das war ultra-hilfreich für mich. So habe ich einen Tag Zeit gehabt, mich am Anfang einzugewöhnen. ‚Guck mal, das ist das neue Archiviersystem!‘ Das war neu, das hab‘ ich dann kennengelernt. Das hat mir viel gebracht - und ich kann es jedem Betroffenen dringend anraten, nach einer längeren Zwangspause dieses Modell zu bemühen."
Dabei spielt vor allem der grassierende Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft eine Rolle: die Firmen wollen – ebenso wie der Staat –, dass erkrankte Facharbeiter möglichst sanft, aber auch möglichst schnell den Weg zurück ins Arbeitsleben finden. Das kann durchaus auch zu Konflikten führen –denn niemand weiß 100-prozentig, wann nach einer langen Krankheit die Heilungs-und Rehabilitations-Phase abgeschlossen ist.
Für Heribert Thiele jedenfalls, den Kölner TV-Journalisten, war das "Hamburger Modell" ein Erfolg.
"Das war ultra-hilfreich für mich. So habe ich einen Tag Zeit gehabt, mich am Anfang einzugewöhnen. ‚Guck mal, das ist das neue Archiviersystem!‘ Das war neu, das hab‘ ich dann kennengelernt. Das hat mir viel gebracht - und ich kann es jedem Betroffenen dringend anraten, nach einer längeren Zwangspause dieses Modell zu bemühen."