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Hamburger Polizei
Mit Soko und Hightech gegen Einbrecher

Bundesweit gab es 2015 zehn Prozent mehr Einbrüche, in Hamburg waren es sogar 20 Prozent. Die Hamburger Polizei zeigt deshalb in einer Ausstellung nicht nur, wie man sein Haus effektiver schützen kann. Die neugegründete Soko "Castle" hat sich zudem auf Einbrecher spezialisiert. Und dabei Erstaunliches über die Vorlieben einiger Langfinger herausgefunden.

Von Axel Schröder | 14.07.2016
    Das Bild zeigt einen fiktiven Einbrecher, er schaut mit Taschenlampe durch eine geborstene Scheibe.
    Ein fiktiver Einbrecher schaut mit Taschenlampe durch eine geborstene Scheibe. (picture-alliance / dpa / Daniel Maurer)
    Stefan Meder zeigt, was er kann. Im Keller der Polizeiwache Caffamacherreihe in der Hamburger Innenstadt demonstriert er, wie schnell er mit einem breiten Schrauberdreher zum Ziel kommt:
    "Das ist ein Versuchsfenster, ein Standardfenster ohne Sicherheitstechnik, das in den meisten Häusern verbaut ist. Und das kann man relativ leicht aufhebeln. Das kann man auch probieren. Und schon ist es auf!"
    Das Versuchsfenster ist Teil einer ganzen Ausstellung der Hamburger Polizei über alte und ganz neue Sicherheitstechnik. Besser als die herkömmlichen Fenster seien solche mit stabilen Zapfen, die eben nicht leicht brechen können. Und wenn auch diese Fenster der rohen Gewalt eines Einbrechers nicht standhalten, gäbe es noch eine Möglichkeit, die Eindringlinge in die Flucht zu schlagen, erklärt Meder vor einem zweiten Fenster:
    "So, jetzt ist scharfgeschaltet. Ja, so funktioniert das dann! Wenn also einer dieses Fenster aufhebelt, was ich eben simuliert habe, dann geht dieser Alarm los und zeitgleich wird eine Nachricht an ein Wachdienstunternehmen übermittelt: 'Hier ist ein Einbruch! Bitte schick Personal vorbei!' Und sie alarmieren natürlich auch die Polizei über 110. Das ist ganz, ganz wichtig, dass nach dem Alarm dann auch etwas passiert."
    Zehn Prozent mehr Einbrüche
    Seit zehn Jahren steigt die Zahl der Einbruchdiebstähle stetig an. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik waren es im letzten Jahr fast 15.000 Fälle bundesweit. Im Vergleich zum Vorjahr sind das zehn Prozent mehr Einbrüche, in Hamburg stieg die Zahl sogar um 20 Prozent.
    Seit einem Jahr arbeiten deshalb 100 Beamte für die "Soko Castle" der Hamburger Polizei. Geleitet wird die Sonderkommission von Alexandra Klein. In ihrem Büro zeigt sie eines der sichergestellten Tatwerkzeuge:
    "Das ist ein klassischer Handbohrer. Den kann man im Baumarkt kaufen. Es gibt aber auch Täter, die sich das selbst zusammenschweißen, weil sie ein besonderes Griffstück brauchen. Und das benutzen sie dann zum lautlosen Bohren von Fenster- und Terrassentürrahmen, dass man den Griff entriegeln kann."
    Penibel untersuchen die Mitglieder der Soko nun solche Einbrüche, die Teil einer ganzen Einbruchsserie sein könnten. Sie arbeiten mit Spürhunden, die die Spuren der Täter verfolgen, sammeln DNA-Spuren. Jedes Detail wird erfasst und analysiert: Wie ist der Einbrecher vorgegangen? Mit Geschick oder roher Gewalt? Kann er Tresore öffnen? Durchsucht er ein Haus vom Obergeschoss aus in Richtung Keller oder andersherum?
    "Castle schaut natürlich: wo ist auffälliges Verhalten? Wir sagen ja auch: Einbrecher sind Serientäter. Und dann gibt es in der Tat Verhalten, was man nicht ablegen kann, also Vorlieben.
    Wir haben zum Beispiel einen Täter, der trinkt sehr gerne O-Saft. Wenn er O-Saft nicht findet, dann Fanta, was mit Orange. Das klingt amüsant, aber hilft uns natürlich, genau diesen Kern herauszuarbeiten."
    Seit ihrer Gründung hat die "SoKo Castle" 500 Fälle übernommen. Fast 100 Personen wurden festgenommen. Anfang Mai konnte ein Einbrecher gefasst werden, der in den vergangenen Jahren rund 200 Mal zugeschlagen haben soll. Für ein Drittel dieser Fälle liegen DNA-Spuren des Mannes vor.
    Mit Blitzlicht gegen Einbrecher
    Im Keller unter der Polizeiwache Caffamacherreihe in der Hamburger Innenstadt zucken grelle Blitze. Die Augen schmerzen. Und genau das ist gewollt, erklärt der Kriminalpolizist Stefan Meder:
    "Das ist diese Sicherheitsleuchte, die an der Hauswand angebracht werden kann. Die hat einmal ein "Ambiente-Licht", was ganz normal nett und hell ist. Und dann hat sie eben ein Stroboskoplicht für den Fall, dass tatsächlich jemand Unbefugtes, ein Einbrecher aufs Grundstück kommt und in den Bewegungsmelder-Bereich reinkommt. Dann wird das ausgelöst, der wird geblendet und der würde bestimmt hier nicht versuchen einzubrechen."
    Gute Nachbarschaft hilft
    Präsentiert werden auch Wärmebildkameras oder eine Video-Software, die Hauseigentümer von Einbrechern unterscheiden kann. Viele tausend Euro kann ein Rundum-Schutz für das Eigenheim kosten. Aber am Ende könnten auch ganz einfache und kostenlose Maßnahmen vor Einbrüchen schützen, so Stefan Meder:
    "Gerade in der Urlaubszeit, wenn sie in den Urlaub fahren, ist es ganz wichtig, dass das Haus möglichst einen bewohnten Eindruck noch hinterlässt. Und deswegen auch gerne mit den Nachbarn sprechen: Dass sie mal den Briefkasten leeren, dass sie mal nach dem Rechten sehen, dass sie vielleicht die Mülltonne nach vorne bringen. Also: eine gute Nachbarschaft hilft auch gegen Einbrüche!"