Archiv

"Hammerklavier“-Sonate in frühen Einspielungen
Mount Everest unter den Klaviersonaten

Ludwig van Beethovens sogenannte „Hammerklavier“-Sonate sprengt alle Konventionen. Von Pianisten erfordert sie rund 50 Minuten Höchstleistung. Frühe Einspielungen haben den Interpretationsweg bis heute geprägt.

Von Christoph Vratz |
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Querdenker mit Tiefgang: Glenn Gould spielt den Beginn von Beethovens "Hammerklaviersonate" 1970 mit Ruhe und Präzision. Die Metronomangaben Beethovens scheinen für ihn keine Rolle gespielt zu haben. (Sony Music Entertainment/Fred Plaut)
    Früher galt sie als unspielbar. Und auch heute noch eilt ihr der Ruf der wohl schwierigsten Klaviersonate aller Zeiten voraus. "Grosse Sonate für das Hammer-Klavier" nannte Ludwig van Beethoven seine 29. Sonate, entstanden in den Jahren 1817 bis 1818, mitten in einer Zeit persönlicher Krisen. Dieses Werk, radikal allein in seiner Länge, übertrifft in Sachen Komplexität, Ausdrucks-Dimensionen und Form alles, was zuvor und wohl auch danach in diesem Genre geschrieben wurde. Zur Mythisierung dieser Sonate haben auch die vom Komponisten stammenden Metronom-Angaben beigetragen. Man darf darüber streiten, inwieweit Beethoven sich damit einen Gefallen getan hat, zumindest hat er späteren Spekulationen Tür und Tor geöffnet: Wie verbindlich sind diese Angaben? War sein Metronom intakt oder defekt? Kein Wunder, dass sich Pianisten diesem Werk immer mit großem Respekt genähert haben. Artur Schnabel setzte mit seiner Einspielung aus den frühen 1930er-Jahren gleich Maßstäbe. An ihm müssen sich selbst führende Beethoven-Pianisten des 20. Jahrhunderts wie Wilhelm Kempff oder Sviatoslav Richter messen.