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Handball-Bundesliga
Das Coronavirus als Titelfaktor?

Große Sorge in der Handball-Bundesliga: Am Donnerstag beginnt die 55. Saison und auch sie steht im Zeichen von Corona. Die Verantwortlichen beschäftigt nun die Frage, welchen Einfluss die Pandemie auf die Tabelle hat. Kiels Manager Viktor Szilagyi sagt kuriose Situationen voraus.

Von Erik Eggers |
Getec Arena unter Corona-Bedingungen beim ersten Testspiel in der Halle waehrend der Saison-Vorbereitung 2020-2021 in der 1. Handball Bundesliga (Herren) zwischen SC Magdeburg - Dessau-Rosslauer HV 06 in der GETEC Arena am 19.09.2020 in Magdeburg
In der Handball-Bundesliga wären coronabedingte Spielverlegungen wegen des straffen Programms nahezu unmöglich. (imago images / Hartmut Bösener)
Mehr als sechs Monate ruhte der Spielbetrieb im Handball, die längste Pause seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Aber bevor am Donnerstagabend die 55. Saison der Handball-Bundesliga beginnt, ist bei den Spitzenklubs SG Flensburg-Handewitt und THW Kiel die Sorge groß, dass die Corona-Pandemie Einfluss auf die Tabelle nimmt.
Man versuche, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten, betont der Geschäftsführer des THW Kiel, Viktor Szilagyi. Man habe sogar "unsere Zimmerbelegung innerhalb der Mannschaft verändert, das heißt, die Spieler, die normalerweise Positionsgebunden im Zimmer sind, das haben wir aufgelöst."
Skrurrile Situationen möglich
Damit will der Rekordmeister der Gefahr vorbeugen, dass sich beide Torleute gleichzeitig infizieren und ausfallen. Nach den Durchführungsbestimmungen muss ein Klub auflaufen, solange mehr als 50 Prozent der Kaderspieler spielfähig sind – notfalls muss dann mit Junioren aufgefüllt werden. Erst wenn die Hälfte des Kaders ausfällt, wird ein Spiel verschoben.
Davor fürchtet sich Szilagyi: "Wir werden es leider nicht ganz verhindern können, dass wir sehr kuriose Situation erleben werden, entweder Spiele zwischen zwei Juniorenmannschaften in der Bundesliga oder tatsächlich Spielausfälle, wo man sich wieder auf dem Grünen Tisch irgendwie finden muss."
Kein Raum für Spielverlegungen
Doch das Mammutprogramm macht Spielverlegungen fast unmöglich. Nationalspieler wie der Kieler Kreisläufer Hendrik Pekeler haben nicht nur 38 Ligaspiele vor sich, sondern auch die Champions League-Vorrunde und K.o.-Spiele. Hinzu kommen das nationale Pokal Final Four, das noch nachzuholende Champions League Final Four, die EM-Qualifikation, die WM im Januar in Ägypten und die Olympiaqualifikation. So können es für die Leistungsträger in Flensburg und Kiel rund 80 Pflichtspiele werden.
Falls es zu Infektionen kommt, macht sich Szilagyi keinerlei Illusionen: "Sollte der Moment kommen, wird es gerade für die beiden Mannschaften, die SG und uns, irrsinnig schwierig, weil wir bis Ende Dezember kaum Möglichkeiten hätten, Spiele wieder nachzuholen."
Verletzungsrisiko wegen Trainingsrückstand
Auch Kiels Trainer Filip Jicha sagt überraschende Resultate voraus. Andere Coaches befürchten höhere Verletzungsraten, weil die Profis lange Zeit nicht handballspezifisch trainieren konnten. Die größte Sorge der Verantwortlichen wie Szilagyi ist indes eine Infektion der Spieler mit dem Coronavirus.
Es gehe zuallererst darum, "dass wir da diese Risiken minimieren und dass wir durch die regelmäßige Testungen auch eben so einer Situation vorgreifen können, dass wir früh Infektionen erkennen, dass wir Quarantäne-Situationen vermeiden können und eben diesen massiven Ausfall in den Kadern verhindern können."