Acht Spieltage vor dem Saisonende hat sich der Kreis der ernsthaften Titelanwärter in der Handball-Bundesliga auf ein Trio reduziert. Spitzenreiter THW Kiel, Verfolger Füchse Berlin und der Tabellendritte SC Magdeburg. So spannend war das Meisterennen in der Handball-Bundesliga lange nicht mehr. "Die Qualität in der Breite bei den Top-Teams hat im Kader schon sehr stark zugenommen", sagte Ex-Nationalspieler Martin Strobel im Deutschlandfunk.
Professionalisierung vorangetrieben
Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen, berichtet auch von einer verstärkten Professionalisierung bei den Mannschaften. Es sei in letzter Zeit sehr viel ins sportliche Team investiert worden. Mittlerweile sei es Standard, dass die Vereine einen eigenen Torwarttrainer, Athletiktrainer oder einen Sportpsychologen beschäftigen. "Um einfach das letzte Prozent aus dem Kader rauszuholen", sagt Kettemann.
Auch um die Nachwuchspieler kümmere man sich intensiver. Das ist oft ein Manko bei den Handball-Bundesligisten, weil viele Talente beim Übergang in den Profibereich Probleme haben. Strobel erwähnt hier lobend die Kooperation zwischen dem 1. VfL Potsdam und Füchse Berlin, wo die Potsdamer in der 2. Handball-Bundesliga spielen, aber aufstrebende Talente von den Füchse Berlin, Spielpraxis auf hohem Niveau bekommen können, falls es momentan noch nicht für die 1. Bundesliga reiche.
Auch bei Thema Reisen habe eine Professionalisierung stattgefunden. Der THW Kiel absolviere mittlerweile viele Reisen per Charterflieger, was bei der Regeneration einen sehr großen Unterschied mache, wenn die Spieler am Abend wieder im eigenen Bett liegen, sagt Strobel.
Sponsoringeinnahmen und Erlöse steigen
Auch Kettemann berichtet von positiven Entwicklungen bei den Erlösen. So seien die Etats der Bundesligisten gestiegen, weil sich die Sponsoringeinnahmen erhöht hätten und es werde sehr genau hingeschaut, wie das Geld eingesetzt werde, sagt die Handball-Funktionärin. Man investiere mittlerweile auch sehr viel, um die talentierten Nachwuchsspieler, dann auch in den Profi-Bereich zu bringen.
Die Delle, die durch die Corona-Pandemie entstanden sei, sei langsam überwunden, sagt die Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen. „Die Corona-Pandemie hat den Handball schon sehr getroffen“, sagt Kettemann. Da die Vereinsetat sich zu 30 bis 40 Prozent aus Zuschauereinnahmen zusammensetzen, seien die Vereine sehr auf die Kartenverkäufe angewiesen.
Mittlerweile sei der Zuspruch aber fast wieder so hoch wie vor der Pandemie. Dank der staatlichen Coronahilfen hätten die Klubs überleben können.
Hoffnungen auf mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit für den Handballsport setzen die beiden Akteure dabei auf die Austragung der Handball-Europameisterschaft 2024 im eigenen Land und auch auf die Handballübertragungen durch den neuen Sportsender Dyn. Der wird zukünftig alle Spiele aus der Bundesliga sowie auch Partien aus dem DHB-Pokal, der Champions League und der European League übertragen.