"Wir müssen einfach ganz klar anerkennen, dass das was Norwegen gezeigt hat, noch eine Dimension davon entfernt ist von dem, zu was wir aktuell in der Lage sind", sagt Axel Kromer über die Niederlage im zweiten Gruppenspiel der Handball-EM. Kromer ist Sportdirektor des Deutschen Handballbundes.
Nach einem 22:19-Sieg im Auftaktspiel gegen Rumänien hatten die Deutschen gegen Norwegen mit dem 23:42 die höchste Niederlage in der EM-Geschichte kassiert.
Neben der anderen Stufe, auf der sich die norwegischen Spielerinnen in der handballerischern Qualität befänden, sieht er zwei wichtige Faktoren für das sehr hohe Ergebnis: Norwegen habe eine sehr gute Vorbereitung gehabt und sei außerdem gegen Deutschland extrem gut ins Spiel gekommen. Daraus leitet Kromer das große Selbstvertrauen der Norwegerinnen ab. Die deutschen Spielerinnen hätten daraufhin die eigene Qualität nicht abrufen können.
Favorit im letzten Vorrundenspiel
Mit einer Leistung wie beim Auftaktsieg gegen Rumänien (22:19) ist die deutsche Mannschaft für Kromer allerdings im letzten Vorrundenspiel gegen Polen Favorit. Ein Sieg würde den sicheren Einzug in die Hauptrunde bedeuten.
Die EM-Spiele der Frauen werden im Gegensatz zu denen der Männer nicht im TV, sondern ausschließlich im Internet bei Sportdeutschland gezeigt. Nachvollziehbar, denn: "Die Zuschauer sind nicht so sehr interessiert leider im Moment." Kromer sieht zwei Möglichkeiten das zu verändern: Sportlich besser werden. Und Idole schaffen. Kromer hofft auf Spielerinnen, die sportlich, aber auch als öffentliche Figuren besonders junge Menschen anziehen und Interesse auslösen.
Folgen von Absage nicht absehbar
Zu Beginn der EM hatte es Querelen um die Austragung des deutschen Auftaktspiels gegen Rumänien gegeben. Eine rumänische Spielerin war im Vorfeld positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der DHB hatte beim europäischen Verband EHF um eine Spielverlegung gebeten, die Austragung dann aber akzeptiert, erklärt Kromer.
Die Folgen einer möglichen Absage seien nicht absehbar gewesen, sagt er. Eine Niederlage wegen Nicht-Antretens hätte der DHB dabei zwar akzeptiert. Die DHB-Mannschaft hätte aber auch vom kompletten Turnier und für weitere Turniere in der Zukunft ausgeschlossen werden können. Auch die Folgen für deutsche Vereinsmannschaften in internationalen Wettbewerben seien nicht klar gewesen, weil die EHF im Vorfeld des Turniers dazu keine Regelung getroffen hatte.
Allerdings habe der deutsche Verband allen Spielerinnen freigestellt, ob sie an dem Spielt teilnehmen wollten oder die gesundheitliche Gefahr nicht eingehen wollten. Am Ende haben alle Spielerinnen sich entschieden, zu spielen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.