Ein Sport-Großereignis ist immer eine Gelegenheit, Nachwuchs für eine Sportart zu gewinnen. Wenn dieses Großereignis auch noch im eigenen Land stattfindet, umso besser. In Deutschland läuft derzeit die Handball-Europameisterschaft. Stephanie Bermanseder vom Handballverband Württemberg (HVW) hofft deshalb auf einen Ansturm auf die Handballvereine. "Wir hatten 2007 nach der Weltmeisterschaft in Deutschland einen Mitgliederboom. Auf den hoffen wir natürlich. Wir wappnen uns dahingehend, dass wir versuchen, unsere Vereine so weit zu qualifizieren, dass sie diesem Ansturm dann auch gewachsen sind", sagte sie im Deutschlandfunk.
Bermanseder arbeitet seit 2005 im HVW und ist dort aktuell Leiterin Veranstaltungsmanagement und Nachwuchsförderung. Schon vor 15 Jahren hatte der HVW einen Grundschul-Aktionstag ins Leben gerufen, an dem Grundschülern der Handball näher gebracht werden soll. Mittlerweile gibt es diesen Aktionstag bundesweit.
"Paradebeispiel wie man Schule und Verein vernetzt"
Bermanseder war schon damals daran beteiligt. "Der Grundschul-Aktionstag ist ein Paradebeispiel dafür, wie man Verein und Schule miteinander vernetzen kann. Wir als Verbände bieten die Plattform und schlagen Inhalte vor, wir bieten den Zeitpunkt an." Funktionieren könne das aber nur durch die Vereine, die das Ehrenamt zur Verfügung stellen. "Es ist die perfekte Möglichkeit, dass eine Schule mit einem Verein in Kontakt kommt. Sehr viele Vereine machen das schon. Aber es sind auch immer wieder neue Vereine dabei, sodass dieser Aktionstag der Auftakt für eine längerfristige Kooperation sein soll. Ein Tag ist immer ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn es nachhaltig wachsen soll, ist es immer gut, wenn der Verein regelmäßig in der Schule Angebote macht. Wir versuchen einfach, den Vereinen einen Türöffner zu bieten. Was der Verein letztlich daraus macht, obliegt ihm selbst."
Damit die Vereine auch das nötige Personal haben, hat der Deutsche Handball-Bund zur Heim-EM in ganz Deutschland Ausbildungslehrgänge für Kinder-Handballtrainer gestartet. "Das ist ein niederschwelliges Angebot, um Menschen zu qualifizieren, im unteren Jugendbereich gutes Training anbieten zu können", sagte Bermanseder. Der Lehrgang in Mannheim sei dabei sogar überbucht gewesen. "Das zeigt, dass die Handball-Begeisterung nach wie vor da ist." Baden-Württemberg habe zudem mit einem Schüler-Mentoren-Programm schon länger ein ähnliches Programm aufgelegt: "Ich denke, je früher man drin ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass man in diesem System bleibt. Wenn von Kindesbeinen dieses Vereinsleben vorgelebt wird, ist die Chance höher."
Trainer "nicht ins kalte Wasser werfen"
Ein großes Auswahlsystem finde bei der Trainer-Ausbildung aber nicht statt, sagte Bermanseder. "Wir sind froh, wenn sich Menschen überhaupt engagieren möchten. Wir versuchen als Verbände, Qualifizierungsmöglichkeiten zu bieten, dass jemand, der vielleicht noch gar kein Hintergrundwissen hat, es relativ schnell eigenständig hinbekommt. Wir empfehlen natürlich den Vereinen, jemand nicht ins kalte Wasser zu werfen."
Wichtig sei dann auch, die neuen Trainerinnen und Trainer nicht gleich alleine zu lassen: "Das ist häufig ein Grund, der genannt wird, vor allem bei jungen Menschen, warum sie dann wieder aufhören. Weil sie sich irgendwie alleine gelassen fühlen. Also die fangen an, möchten sich engagieren und dann macht der Verein einen Haken dahinter und dann kümmert sich kein Mensch mehr um diesen Trainer. Und irgendwann wächst denen alles über den Kopf und er schmeißt wieder hin."