Guðmundur Ólafsson hat das 112seitige Reglement für IHF-Wettbewerbe auf dem Schreibtisch seiner Anwaltskanzlei liegen. Der Präsident des Isländischen Handballverbands HSI will gegen die WildCard-Entscheidung des Weltverbandes IHF vorgehen. Seiner Ansicht nach hätte Australien der Startplatz zunächst einmal gar nicht aberkannt werden dürfen.
"Wir sagen, dass eine solche Regeländerung frühestens vor der nächsten Weltmeisterschaft angewendet werden kann. Jetzt müssen wir die Regeln befolgen, die zu Beginn dieses Wettbewerbs galten. Wir können nicht mittendrin die Regeln ändern."
Die Qualifikation sei schließlich Teil des Wettbewerbs, betont er.
Unter Punkt 2.3 im aktuellen Regelwerk ist ein Startplatz für Ozeanien vorgesehen. Ob Handballentwicklungsland oder nicht: Australien habe sich diesen Platz mit einem Sieg über Neuseeland erkämpft.
Und wenn Australien – aus welchen Gründen auch immer – nicht teilnehme, dann sei im Reglement klar vorgesehen, wer nachrücke:
Unter Punkt 2.8 heißt es im Weiteren, es...
„...wird der Platz an die Kontinentalföderation des amtierenden Weltmeisters vergeben, die anschließend über die teilzunehmende Ersatznation entscheidet."
Der letzte Weltmeister war Spanien, der zuständige Kontinentalverband ist demnach die Europäische Handballföderation EHF und nach deren Rangliste wäre Island als Europameisterschafts-Fünfter der erste Nachrücker, argumentiert Guðmundur Ólafsson.
Startplätze nach dem Modell des Eurovision Song Contests
Die Wild Card für die deutsche Mannschaft hält er für eine unsportliche Entscheidung, auch wenn er zustimmt, dass Deutschland als wichtige Handball-Nation in einem solchen Turnier eigentlich dabei sein sollte:
"Deutschland ist ein bedeutendes Land und im Handball die wichtigste von allen Nationen, ich verstehe das und will das auch gar nicht in Abrede stellen. Aber wenn wir andere Regeln aufstellen wollen, damit Deutschland dabei sein kann, weil es sich um einen wichtigen Markt handelt, dann müssen wir das diskutieren."
Wenn die Bedeutung des Marktes mit in die Zusammenstellung der WM-Teilnehmerländer in Zukunft einfließen soll, dann sollte man das eben transparent machen. Dafür gebe es auch bereits ein Vorbild:
"Es gibt ein solches Modell beim Eurovision Song Contest: hier sind alle großen Nationen Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien grundsätzlich im Finale dabei. Wenn wir das so wollen... aber das würde uns von der rein sportlichen Auseinandersetzung abbringen."
Bei der jetzt erfolgten Wild Card-Vergabe hält Guðmundur Ólafsson den Internationalen Sportgerichtshof CAS für die geeignete Instanz um darüber zu entscheiden. Heute trifft er sich mit IHF-Präsident Hassan Moustafa am Sitz der IHF in Basel.