Handball-Trainer
War die Kündigung von Jamal Naji beim Bergischen HC rechtens?

Handballtrainer Jamal Naji vom Bergischen HC klagte nach dem Abstieg des Vereins in die 2. Liga gegen eine Klausel in seinem Vertrag, die die Kündigung bei Abstieg vorsieht. Naji bekam vor dem Arbeitsgericht Recht. Der BHC hat Berufung angekündigt.

Von Benedikt Kaninski |
    Der damalige Trainer des Bergischen HC, Jamal Naji, blickt unzufrieden.
    Der damalige Trainer des Bergischen HC, Jamal Naji, blickt unzufrieden. (IMAGO / wolf-sportfoto / IMAGO / Marco Wolf)
    Die Scharmützel zwischen dem Bergischen HC und seinem ehemaligen Trainer Jamal Naji gehen ungeachtet des laufenden Verfahrens zur Ligaklausel weiter. Hintergrund ist eine Kündigung, die der BHC mit Wirkung zum 30. November ausgesprochen hat. Diese ist unabhängig von der Ligazugehörigkeit erfolgt, weil Jamal Naji seit April freigestellt war. Auch dagegen ist Naji jetzt rechtlich vorgegangen. Die Anwälte haben sich allerdings darauf verständigt, das Verfahren ruhen zu lassen, bis der Prozess am Landesarbeitsgericht abgeschlossen ist.
    Der Knackpunkt der Verhandlungen dort ist die Formulierung der sogenannten Ligaklausel. Demnach ist unklar, welches Datum mit dem Begriff „Abstieg“ gemeint ist, erklärt Martin Schimke, der am internationalen Sportgerichtshof CAS als Sportrichter aktiv ist.
    „So wie ich das verstanden habe, hat das Arbeitsgericht Solingen gesagt: Es bleibt unklar, ob der Abstieg bereits mit dem letzten Spiel innerhalb der Saison festzustellen ist, oder erst mit dem 30.06. des Jahres, oder gar zu einem früheren Zeitpunkt, weil ein Verbleib in der Liga aufgrund der Anzahl der erreichten Punkte nicht mehr möglich ist.“
    Das sei entscheidend, um zu wissen, wie viele Monatsgehälter der Verein dem Spieler oder Trainer noch auszahlen muss. Auch die Formulierung „Bereich der Handball-Bundesliga“ ist nicht klar definiert und kann unterschiedlich ausgelegt werden. Martin Schimke sieht aber noch ein weiteres Problem, das im Verfahren bisher eher eine untergeordnete Rolle gespielt hat.

    CAS-Richter Schimke: Risiko des Abstiegs nicht auf Trainer oder Spieler abwälzen

    „Die Höhe der Spielklasse zur wirtschaftlichen Vermarktungsmöglichkeit des Vereins ist kein Sachgrund. Das ist auch entscheidend, da der Verein das unternehmerische Risiko, sprich Abstieg, nicht auf den Spieler oder Trainer abwälzen kann. Da muss der Verein vielmehr eigene sachgemäße, organisatorische oder sportpolitische Maßnahmen ergreifen. Hier sind wirklich Hürden aus juristischer Sicht zu nehmen, die muss man erstmal nehmen.“
    Schimke erwartet, dass das Gericht versucht, einen Vergleich zwischen beiden Parteien zu finden. Der BHC hat zum Jahresende Berufung eingelegt und gegenüber dem Solinger Tageblatt erklärt, dass man das Urteil und die Begründung nicht im Ansatz akzeptiere. Jamal Naji will sich aktuell nicht zu dem Verfahren äußern.

    Bei Bestätigung des Landesarbeitsgericht gilt Vertrag noch bis 2028

    Sollte das Landesarbeitsgericht das Urteil aus Solingen bestätigen, würde sein Vertrag noch bis 2028 gelten. Falls nicht, hätte Naji kein gültiges Arbeitspapier mehr. Sportrichter Martin Schimke geht allerdings nicht davon aus, dass durch das Urteil eine Klagewelle von Spielern oder Trainern zu befürchten ist.
    „Es ist an sich ein ganz normaler Vorgang, dass durch Rechtsprechung Klauseln feingetunet werden.“
    Aktuell haben beide Parteien die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge schriftlich einzureichen. In Kürze soll der Termin vor dem Landesarbeitsgericht feststehen. Dann wird sich entscheiden, wie weitreichend die Konsequenzen des Urteils sein können.