Es herrscht mal wieder große Aufregung im Handball. Die Entscheidung des Welthandballverbands IHF, den deutschen Handballern eine Wildcard für die WM 2015 in Katar zu erteilen, wird als Tabubruch kritisiert. Australische Handballfunktionäre protestieren scharf, weil sie sich zu Unrecht ausgebootet fühlen. Die Isländer, weil sie laut Ranking des europäischen Handballverbandes EHF der erste Nachrücker in Europa sind.
Nun ist gegen ein Wildcard-Verfahren an sich nichts einzuwenden. Wildcards gehören zum Alltag des Profisports, etwa im Golf, im Tennis, auch im Snooker. Kürzlich profitierten Deutschland und England von einer Wildcard für die Champions Trophy im Hockey. Der Basketballweltverband FIBA ließ vier Wildcards für die WM 2014 gar höchstbietend versteigern. Auch für die Champions League im Handball wurden schon Wildcards vergeben.
Wildcards sind also Teil des Geschäfts im Profisport, in diesem ewigen Ringen um Sponsoren und Aufmerksamkeit. Und sie dienen, nicht zu vergessen, Sportverbänden als machtpolitisches Instrument. Logisch, dass der deutsche Handball, der mitgliederstärkste Verband der Welt, in Doha dabei ist.
In der Tat bietet die Entscheidung der IHF große Angriffsflächen. Zwar hat dies der IHF-Rat beschlossen, das höchste Gremium zwischen den Kongressen. Auch hat die IHF das Recht, Wildcard-Kriterien für ihre Turniere zu entwickeln. Doch die Argumentation, der ozeanische Verband sei nicht offiziell anerkannt, wirkt willkürlich. Vor diesem Hintergrund hätte Australien nämlich auch bei der 6. Beachhandball-WM, die am 22. Juli unter IHF-Regie in Recife beginnt, ausgeschlossen werden müssen. Insofern lässt sich mit gutem Grund, wie es der ehemalige Welthandballer Daniel Stephan getan hat, von einer "Lex Deutschland" sprechen.