Deutschlands Handballerinnen und Handballer begeisterten bei den Olympischen Spielen in Paris die Fans. Die Frauen erreichten das Viertelfinale. Die Herren standen 20 Jahre nach der Silbermedaille von Athen erstmals wieder im Finale und gewannen erneut Silber. Knapp vier Woche später ist wieder Alltag.
Die Handball-Bundesliga geht in eine neue Saison. Das gilt auch für die Nachwuchsligen, die reformiert wurden. Der schwierige Übergang in den Profi-Bereich und die Nationalmannschaften soll so langfristig vorbereitet, die Talente enger an Liga und Verband gebunden werden.
"Am Ende sollen damit auch die Nationalmannschaften bedient werden", sagt Tobias Wannenmacher. Er ist sportlicher Leiter beim HC Erlangen. Dort kümmert er sich neben dem Profikader auch als Trainer um die A-Jugend.
"Natürlich macht man dadurch den Kreis noch elitärer. Die Mannschaften kämpfen ja eh um die Spieler und die Sportinternate darum, die talentiertesten Spieler zu binden", sagt Wannenmacher. Er fürchtet, dass sich Nachwuchstalente künftig genau überlegen werden, wo sie die beste Förderung bekommen und zu welchem Verein sie in der Jugend wechseln.
Liga-Reform: Nur noch 20 A-Jugend-Teams
Beim männlichen Nachwuchs wird es neben der bestehenden A-Jugend-Bundesliga erstmals auch eine 2. Liga mit 20 Teams geben. Neu ist auch die B-Jugend-Bundesliga mit insgesamt 48 Mannschaften. In der ebenfalls neuen B-Jugend-Bundesliga des weiblichen Handballnachwuchses spielen 36 Teams um den Titel – zusätzlich zur bereits bestehenden A-Jugend-Bundesliga. So können Spielerinnen und Spieler unter 18 dort bereits Bundesliga-Erfahrung sammeln.
Jugendarbeit am Limit
Der HC Erlangen sei gut auf die Reform vorbereitet und müsse sich nicht neu erfinden, so Wannenmacher. In allen vier Junioren-Bundesligen ist ein männliches und weibliches A- und B-Jugend-Team am Start. "Mit Einführung der B-Jugend-Bundesliga sind die Kosten nochmals gestiegen", sagt der sporltiche Leiter des HC Erlangen. Finanziert werde dies auch durch Spenden und Sponsoren.
Der Deutsche Handballbund übernimmt nach eigenen Angaben die Organisation des neuen Ligabetriebs. Die Kosten etwa für zusätzliches Personal, das die Reform der Nachwuchs-Bundesliga erfordert, müssen die Klubs selbst stemmen. Der DHB unterstützt sie nach eigenen Angaben mit Know-how. So bietet der Dachverband zum Beispiel eine spezielle Zusatz-Qualifikation an: zur Nachwuchstrainerin oder zum Nachwuchstrainer im Leistungssport Handball.
Reformen bedeutet Mehraufwand für alle
Auch die Spieler und Spielerinnen müssten diese Veränderungen mitgehen. Die Reformen bedeuten für alle mehr Aufwand: "Wir bewegen uns hin zu einer Professionalität, die im Nachwuchsbereich gegeben sein muss. Da geht es beispielsweise auch um die Ferienplanung. Da muss es klare Vorgaben geben", sagt Nachwuchstrainer Wannenmacher.
Vom Talent zum Profi
In Erlangen gelang dem ein oder anderen Talent schon der Sprung nach oben - für die kommenden Jahre erhofft sich Wannenmacher noch weitere, die den Sprung schaffen. "Dann ist die Frage, ob die erste Mannschaft sagt, wir nehmen diesen Nachwuchs mit in unseren Kader", sagt er. Den HC Erlangen sieht er auf einem guten Weg, "um eine gute Unterbauarbeit für einen ambitionierten Erstligisten leisten zu können."