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Handball-Nationaltorhüter
Wolff in Kielce vor neuen Aufgaben

Beim THW Kiel lief es für den deutschen Handball-Nationaltorhüter Andreas Wolff zuletzt unbefriedigend. Als zweiter Torwart nach Niklas Landin bekam er wenig Spielzeit. Umso motivierter stürzt er sich im polnischen Kielce in die Saisonvorbereitung und das Erlernen einer anspruchsvollen Sprache.

Von Jessica Chmura |
Handball-Torwart Andreas Wolff beim Training der deutschen Nationalmannschaft.
Handball-Torwart Andreas Wolff beim Training der deutschen Nationalmannschaft. (Soeren Stache/dpa/picture-alliance)
Die Stimmung ist top beim Männer-Handball-Team von Kielce, dem Meister der polnischen Super-Liga. Und mitten drin: Andreas Wolff, der sich darum bemüht, sich auf Polnisch vorzustellen. Der deutsche National-Spieler ist der Neue im Tor von Kielce. Und zwar mit der Rückennummer 33. Andreas Wolff erzählt:
"Also die Aussprache ist für mich unglaublich schwierig. Deshalb kann ich mir die Wörter auch nicht so gut merken. Ich weiß nur ungefähr: 'Ok, es ist irgendwas mit D, R, Y und Z. Aber dann ist es 'Druschne' oder was anderes. Also, das ist unglaublich hart."
"Überall Komplimente, verstehe aber kein Wort."
Klingt aber schon ganz gut. Für die ersten Brocken einer komplett neuen Sprache. "Ich kriege überall Komplimente, ich würde gut Polnisch sprechen", erzählt Andreas Wolff, "dann reden die untereinander, ich versteh kein Wort. Aber, hey!"
Seit gut drei Wochen ist Andreas Wolff in Kielce. Die Stadt hat knapp 200.000 Einwohner, liegt in Südost-Polen zwischen Warschau und Krakau - und wenn die Handballer zum Heimspiel in der Hala Legionow auflaufen, dann herrscht Ausnahmezustand. Genau das richtige Umfeld für den 28 Jahre alten Handball-Torwart Wolff:
"Man lernt neue Leute kennen, hier habe ich sogar eine neue Sprache, die ich lernen kann, die natürlich auch geistig ein bisschen fordert. Das heißt, man hat nicht nur diese Reize, die man sowieso aus dem Alltag kennt: 'Oh, ich muss mein Stellungsspiel verbessern und ich muss da schnell sein, ich muss da laufen, da in den Kraftraum.' Und dazu kommt eben, dass diese Begeisterung sowieso auch hier in Kielce unglaublich gelebt wird. Also die haben richtig Spaß am Handball, die haben richtig Bock da drauf."
"Er arbeitet sogar zu hart."
Bock hat auch Andi, wie ihn hier in Kielce alle nennen. Sein neuer Trainer, Talant Dujszebajew, ist hellauf begeistert vom Spieler aus Deutschland: "Es ist mir eine Ehre so einen Torwart zu haben. Man sieht, dass Andi hungrig auf Erfolg ist. In Kiel hat er mehr auf der Bank gesessen, als zu spielen. Als er Mitte Juli gekommen ist, hat er alleine hart gearbeitet, meiner Meinung nach sogar zu hart. Ich habe ihm gesagt, dass er einen Schritt zurück machen soll."
Schritt zurück, da denkt National-Torhüter Wolff gar nicht dran. Seit zwei Jahren warten sie hier in Kielce schon auf ihn. Nach einigen Unstimmigkeiten beim alten Verein in Kiel freut er sich auch einfach auf das, was kommt. Was der polnische Serien-Handball-Meister Kielce in dieser Saison erreichen will? Ist doch eigentlich ziemlich klar, sagt Andreas Wolff:
"Die polnische Meisterschaft, der polnische Pokalsieg ist das absolute Minimum, das wir auf jeden Fall erreichen müssen. Und ansonsten war Kielce allein in den letzten drei Jahren zwei Mal im Champions-League-Final-Four. Deshalb ist natürlich ganz klar das Ziel, dass man eigentlich am besten in jedem Jahr ins Final-Four einziehen muss und im besten Falle sollte dann auch in gewissen Abständen die Champions League gewonnen werden."
Handball-Torwart Andreas Wolff bei seiner Verabschiedung beim THW Kiel
Handball-Torwart Andreas Wolff bei seiner Verabschiedung beim THW Kiel (imago images / Oliver Ruhnke)
Ach ja, Champions-League. Da steht das erste Spiel für Kielce Mitte September an. Der Gegner: Wolffs Ex-Club, THW Kiel. Andreas Wolff: "Ich mein, wenn man mit dem neuen Verein zum alten Verein fährt, dann ist das natürlich der maximal mögliche Druck. Das ist natürlich auch gleichzeitig eine Chance - weil genauso wenig, wie ich gegen meine alte Mannschaft verlieren möchte, möchte meine alte Mannschaft gegen mich verlieren. Und ich hoffe natürlich, dass wir das erste Spiel dort siegreich gestalten werden."
In der neuen Heimat, in Kielce, in Südost-Polen, da werden die Fans jedenfalls feste die Daumen drücken. Und die Trainer scheuchen ihren neuen Torwart aus Deutschland und das Team bis dahin weiter ein bis zwei Mal jeden Tag durch die Halle.