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Handball
Neue Gerüchte um mögliche "Weltliga"

Es wäre eine Revolution im Handball: Mehrere europäische Spitzenvereine überlegen offenbar, eine "Weltliga" zu installieren. Sollte ein solcher Wettbewerb kommen, sehen Insider für die Champions League schwarz.

Von Matthias Friebe |
    Ein Handball in der Hand eines Spielers.
    Medienberichten zufolge werden die Pläne für eine Handball-Weltliga konkreter. (picture alliance / dpa - Jens Wolf)
    Eine Liga mit 16 Mannschaften, ein fester Spielplan im Wochen-Rhythmus, so sehen offenbar die Pläne für eine Handball-Weltliga aus. Europäische Spitzenklubs wie Zagreb, Vezprem, Paris oder Kielce wollen sich Medienberichten zufolge engagieren. Möglicher Starttermin soll demnach bereits 2018 sein.
    Während sich Thorsten Storm, der Geschäftsführer des deutschen Branchenprimus THW Kiel im Sport-Informationsdienst offen für diese Pläne zeigte, sieht sein Kollege Dierk Schmäschke vom Konkurrenten SG Flensburg-Handewitt die Überlegungen eher skeptisch: "Das ist viel zu früh, darüber nachzudenken. Man kann nicht einfach so sagen: ‚Wir stellen eine Weltliga auf.' "
    Liga fordert: Konzepte müssen auf den Tisch
    Ähnliches ist auch von Frank Bohmann zu hören. Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga äußerte grundsätzlich Verständnis dafür, dass die Spitzenklubs mehr Geld als in der europäischen Champions League generieren wollen. "Ein internationaler Verband wie die EHF finanziert natürlich auch die Entwicklungen in Ländern, wo Handball noch nicht so gut funktioniert. Damit werden Jugendturniere subventioniert."
    Außerdem betonte Bohmann, es reiche nicht, viel Geld zu haben. Zum Aufbau eines Ligabetriebs gehöre mehr: "Wie organisiere ich den Spielplan? Wo hole ich Schiedsrichter her? Wo kommen die Fernsehverträge her und andere Medienverträge? Wie sieht das Sponsoringkonzept aus? Wie biete ich es dann unter welcher Marke dem Zuschauer an?" Dieses Konzept müsste auf den Tisch gelegt werden, so Bohmann.
    Zweifel an Co-Existenz von Champions League und Weltliga
    Grundsätzlich zeigt sich die Bundesliga aber gesprächsbereit. Medienberichte, dass Liga-Präsident Uwe Schwenker und der ehemalige Manager Fynn Holpert, der die neue Weltliga demnach vermarkten soll, bereits zu Gesprächen verabredet sind, dementierte Bohmann aber. Darüber hinaus sei eine Weltliga keine Konkurrenz zur Bundesliga, die sich selbst gern als stärkste Liga der Welt ausgibt. Flensburgs Geschäftsführer Schmäschke stimmt ihm zu: "Unsere Liga mit der Stärke müssen wir uns als erstes natürlich auf jeden Fall erhalten."
    Sollte aber irgendwann eine Weltliga eingeführt werden, dann würde das, ist sich Liga-Geschäftsführer Bohmann sicher, auf jeden Fall das Aus für die europaweite Champions League bedeuten: "Aus meiner Sicht kann nur das eine oder das andere funktionieren. Beides zusammen wird im vollgestopften Handball-Kalender nicht unterzubringen sein."
    Der europäische Handball-Verband EHF als Veranstalter der Champions League wollte sich dazu heute nicht äußern. Man ließ lediglich verlauten, dass man in die Überlegungen nicht eingebunden ist.
    Belastung der Spieler könnte weiter zunehmen
    Dierk Schmäschke von der SG Flensburg-Handewitt ist überzeugt, es sei aktuell die beste Lösung, die Champions League weiterzuentwickeln. Eine neue Weltliga sieht er skeptisch, weil die besten Teams ohnehin in Europa spielen und "insbesondere die deutschen Vereine, vielleicht auch die deutschen und dänischen von der Belastung komplett am Limit sind. Man muss sich überlegen, wie man das Ganze weiterentwickelt."
    Eine Weltliga würde für jeden teilnehmenden Verein 30 Spiele mit entsprechenden Reiseanstrengungen bedeuten. Und das in einem Sport, in dem sich viele Vereine über den übervollen Terminkalender beklagen.