Die Handball-Europameisterschaft der Frauen sollte ursprünglich in Dänemark und Norwegen stattfinden. Nachdem sich Norwegen wegen der Corona-Pandemie als Co-Ausrichter zurückgezogen hatte, richtete der dänische Handball-Verband das Turnier alleine aus. Die deutsche Nationalmannschaft ist nach Niederlagen gegen die Niederlande und Kroatien bereits nach der Vorrunde ausgeschieden.
"Es war der richtige Schritt"
Mark Schober, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen-Handball-Bundes, zog im Deutschlandfunk trotzdem ein positives Fazit – gerade mit Blick auf die nicht unumstrittene Ausrichtung eines solchen Turniers in Pandemiezeiten. Die Umsetzung des Hygienekonzepts sei sehr streng und professionell gewesen: "Man kann sagen: Es hat funktioniert. Es war der richtige Schritt. Wir konnten wieder Handball und damit hochwertigen Sport im Fernsehen sehen. Das war für uns Handballer gut und auch für alle Menschen, die das im Fernsehen anschauen konnten." Aus der Organisation des Frauen-Turniers könne Schober zumindest für die Vorbereitung auf die Handball-Weltmeisterschaft der Männer im Januar in Ägypten durchaus Lehren ziehen. So habe es gut funktioniert, dass sich die Spielerinnen in Vor-Quarantäne begeben hätten, man nicht als Team gemeinsam und der Trainer sogar erst später angereist sei.
Mit Blick auf die Männer-WM in Ägypten im Januar und die Absagen prominenter Handball-Nationalspieler wie Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler, Steffen Weinhold und Finn Lemke sagte Schober im Dlf-Gespräch: "Das müssen wir respektieren. Wir gehen mit den Spielern ins Turnier, die dabei sein können und wollen." Die vier Spieler hatten allesamt angekündigt mit Rücksicht auf ihre Familien im Lockdown nicht nach Ägypten reisen zu wollen: "Interessanterweise gibt es dieses Phänomen bei den anderen Nationalmannschaften mit Ausnahme von Schweden nicht." In anderen Nationalverbänden werde die Weltmeisterschaft nicht so diskutiert wie in Deutschland. Die Möglichkeit als Verband nicht nach Ägypten zu fahren, sei nie in Erwägung gezogen worden.
"Wir brauchen große Veranstaltungen"
Angesprochen auf Patrick Wiencek, der zuletzt kritisiert hatte, dass die Spieler in wichtige Entscheidungen während der Pandemie nicht einbezogen werden, sagte Schober, dass der DHB mit allen Spielern der Nationalmannschaft in regelmäßigem Austausch stehe. Außerdem wies er auf die deutsche und europäische Spielergewerkschaft hin, wo ebenfalls ein Austausch stattfinde – und machte klar: "Wir brauchen große Veranstaltungen. Und ich mache mir große Sorgen um unseren Sport." Die Handball-WM sei daher auch aus wirtschaftlicher Perspektive wichtig, um nach der Pandemie weiter in den Handball investieren zu können. Außerdem könne der DHB nicht isoliert von anderen Verbänden Entscheidungen treffen: "Das hat dann ganz andere wirtschaftliche und Image-Auswirkungen für den deutschen Handball, als man sich das vorstellen kann."