Der Plan der HBL sieht vor, dass das ukrainische Spitzenteam HK Motor Saporoschje in der kommenden Saison als 20. Mannschaft - allerdings außerhalb der sportlichen Wertung - am Spielbetrieb der 2. Liga teilnimmt.
Seine Heimspiele wird Saporoschje, das sich durch den deutschen Ligabetrieb die nötige Spielpraxis für die Champions League holen will, im über 3.000 Zuschauer fassenden Castello in Düsseldorf absolvieren. Düsseldorf sorgt für die Unterbringung der Mannschaft und ihrer Familien. Doch das stößt bei Weitem nicht nur auf Zustimmung.
Mit dieser Maßnahme rette man auch "Leben"
"Die Kritiker melden sich vor allem über die sozialen Medien", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann im Dlf. Die Frage werde gestellt, warum man nicht auch Mannschaften aus anderen Kriegsgebieten helfe, berichtete der Liga-Chef. Allerdings sei die Lage für den ukrainischen Meister recht prekär, denn es bestehe die Gefahr, dass sich der Klub Saporoschje auflösen müsse, wenn keine weiteren Spiele stattfinden, sagte Bohmann.
Wegen des Angriffskriegs Russlands ruht der Spielbetrieb in der Ukraine derzeit. Außerdem befinde sich Saporoschje unmittelbar an der Frontlinie und werde beinahe täglich von Raketen angegriffen, deswegen rette man mit dieser Maßnahme auch "Leben", sagte Bohmann.
"Und dann ist die Frage: Was ist mit Saporischschja?"
Die Klubs hätten über die Teilnahme der ukrainischen Mannschaft abgestimmt und dieser "Akt der Menschlichkeit" sei mit überwältigender Mehrheit von den Vereinen mitgetragen worden. Die Kosten der zusätzlichen Auswärtsfahrt würden zentral von der HBL übernommen, die Vermarktung der Heimspiele obliege komplett den Vereinen, sagte Bohmann. "Wir werden den Krieg nicht lösen können, aber wir helfen in dem Rahmen, wo wir helfen können", sagte der HBL-Geschäftsführer.
Doch von ukrainischer Seite gibt es auch Kritik an dem Plan. Grundsätzlich gebe es zwei Seiten, die man bei dem Thema beachten müsse, sagte Sascha Gladun, früherer Bundesliga-Profi und jetziger Generalsekretär des ukrainischen Handballverbandes. Sportlich, sozial und menschlich sei "es natürlich eine riesige Geschichte, dass Spieler und Familien in Sicherheit sind und das Team in der stärksten zweiten Liga der Welt spielen darf", sagte Gladun. Doch wenn man grünes Licht für die Wiederaufnahme der ukrainischen Liga bekomme, "dann starten wir auch. Und dann ist die Frage: Was ist mit Saporischschja?"
Bohmann kündigte an, dass er in Kürze ein Telefonat mit Sascha Gladun führen werde. "Es scheint ausgeschlossen, dass im kommenden Jahr ein Wettbewerb in der Ukraine möglich ist", so der Liga-Chef. Dies würden alle Experten so sehen - außer Gladun, sagte Bohmann im Dlf.
Die Saison im deutschen Handball-Unterhaus beginnt Anfang September.