Am 8. Spieltag keimte so etwas wie Hoffnung auf bei der HSG Krefeld. Der erste Sieg der Vereinsgeschichte in der 2. Handball-Bundesliga wurde eingefahren. Er brachte die Hoffnung mit sich, sportlich vielleicht doch konkurrenzfähig zu sein und irgendwie den Klassenerhalt zu realisieren. Doch weitere Punkte folgten nicht, die Krefelder waren ihren Gegner meist deutlich unterlegen.
Deshalb entschieden sich die HSG-Verantwortlichen zunächst völlig bewusst dagegen, die Unterlagen für eine Zweitliga-Lizenzierung für die kommende Saison einzureichen. Geschäftsführer André Schicks liefert die Erklärung. "Aus sportlicher Sicht war es so, dass wir sicherlich keinerlei Chance mehr hatten, die Klasse zu halten und aus diesem Grund hat man sich entschlossen, die Lizenzierung nicht einzureichen."
Bei Abbruch soll es keine Absteiger geben - bis auf Krefeld
Der Ausbruch der Corona-Pandemie änderte allerdings die Situation innerhalb weniger Wochen komplett. Momentan pausiert die Liga. Inzwischen wird ein Abbruch der Spielzeit von Woche zu Woche wahrscheinlicher, Absteiger soll es dann nicht geben. Das ließ zumindest die Handball-Bundesliga verlauten. Die einzige Ausnahme stellt aber ausgerechnet die HSG Krefeld dar. Zwar reichte der Verein die Lizenzunterlagen nach, versäumte aber wohlwissend die Frist.
Tradition zahlt keine Rechnung
Traditionsverein VfL Gummersbach ist 2019 aus dem Handball-Oberhaus abgestiegen. Angekommen in der 2. Handball-Bundesliga hat den Klub die Ungewissheit aufgrund des Corona-Virus eingeholt.
Traditionsverein VfL Gummersbach ist 2019 aus dem Handball-Oberhaus abgestiegen. Angekommen in der 2. Handball-Bundesliga hat den Klub die Ungewissheit aufgrund des Corona-Virus eingeholt.
Für Rolf Nottmeier, den Vorsitzenden der Lizenzierungskommission der Liga, gibt es daher keinerlei Zweifel was die Entscheidung betrifft. "Das ist eine klare Angelegenheit gewesen. Wir haben in den Lizenzierungsrichtlinien ausdrücklich festgelegt, dass alle Anträge und auch die wesentlichen Unterlagen für den Antrag auf Spielberechtigung für die Folgesaison bis zum 1. März eines Jahres eingereicht werden müssen."
Die Krefelder fühlen sich ungerecht behandelt
Die Krefelder fühlen sich ungerecht behandelt. Eine unvollständige Saison stelle eine neue Lage dar und man vermisse bei der Entscheidung das nötige Feingefühl, hieß es in einer Pressemeldung der HSG. Zwar kann Rolf Nottmeier den Ärger nachvollziehen, aber er verweist auf die Richtlinien. "Wir haben ausdrücklich festgelegt, dass der 1. März eine Ausschlussfrist ist. Wenn diese nicht eingehalten wird, dann dürfen wir keine positive Lizenzentscheidung treffen, wir dürfen gar nicht in die Prüfung einsteigen."
Dieser Punkt verärgert André Schicks und die HSG Krefeld. Die Liga hatte in einer Pressemitteilung noch auf die praktizierte Kulanz in Zeiten von Corona verwiesen. In Krefeld empfindet man das Agieren als unangemessen und fühlt sich ausgegrenzt.
Schicks führt ein Telefonat an, dass er im Vorfeld mit der Handball-Bundesliga geführt habe. "Da war auch gar nicht die Rede davon, dass sich die Unterlagen gar nicht erst angeschaut werden, sondern wir sollen sie einreichen. Das habe ich dann vollumfänglich getan. Den weiteren Fortgang würde man dann sehen. So war man verblieben, das alles auch in einem vernünftigen Ton."
Hoffen auf das Entgegenkommen der Liga
Der Verein bleibt nun auf den Kosten für das Erstellen der Unterlagen sitzen. Die belaufen sich auf einen fünfstelligen Betrag, für einen Neuling in der 2. Liga nicht unerheblich. Auf die Frage, ob man in Anbetracht der Lage nicht ein Auge hätte zudrücken können, antwortet Rolf Nottmeier eindeutig. "Dann hätten wir gegen unsere eigenen Regeln verstoßen, die die HSG Krefeld mit akzeptiert hat. Das hätten wir zu Lasten eines anderen Vereins gemacht. Wäre das in Ordnung gewesen?"
"Aus meiner Sicht gibt es 0,0 Chance da raus zu kommen." Die Fakten sprächen nicht für die HSG Krefeld. So sieht es der auf den Handball spezialisierte Fachanwalt Helge-Olaf Käding, der seit vielen Jahren sowohl Vereine, als auch Verbände und Spieler in Rechtsfragen vertritt. Er rät den Krefeldern zu einem anderen Weg.
"Ich bin immer ein großer Freund davon, zu kommunizieren und zu reden. Es kann sich theoretisch die Konstellation auftun, dass sich in der 2. Liga eine ungerade Anzahl an Mannschaften auftun könnte. Dann könnte man darüber nachdenken, ob man eventuell als 20. Mannschaft die Krefelder dazu nimmt."
Dies wäre allerdings keine juristische, sondern eine politische Entscheidung und würde auf ein Entgegenkommen der Handball-Bundesliga beruhen. Das müsse allerdings im Sinne aller sein, betont Käding. Es ist der letztmögliche Ausweg für die HSG Krefeld, um den sportlich sicheren Abstieg doch noch irgendwie zu vermeiden. Die Chancen darauf scheinen allerdings verspielt, auch abseits des Feldes.