Es ist ein geschickter Schachzug: Island darf sich nun auch freuen, im Januar in Katar dabei zu sein. Obwohl sich die Handballnation genauso wie Deutschland eigentlich sportlich nicht qualifiziert hatte.
Nachdem Australien die Teilnahme versagt wurde, argumentierten die Isländer, dass wenn schon ein Platz frei wird, dann gehöre der ihnen und beriefen sich auf die IHF-Wettbewerbsregel 2.8, so wie sie noch im Sommer im Regelwerk gestanden hatte.
Demzufolge hätten sie den freigewordenen australischen Platz bekommen müssen, meint Islands Verbandspräsident Guðmundur Ólafsson, ein Jurist. Deswegen war er in den letzten Wochen nicht untätig geblieben:
"Es war klar, dass wir den Fall nicht aufgegeben hatten und wir nach der IHF-Ratssitzung am Freitag den Fall vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne gebracht hätten. Also man wusste, dass wir uns nicht damit nicht abgefunden hätten."
Es drohte also eine juristische Auseinandersetzung. Da mag die weitere Entwicklung IHF-Präsident Hassan Moustafa ganz recht gekommen sein. Vor zwei Wochen hatten Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate ihren Rückzug angekündigt. Vermutet wurden politische Gründe. Doch dann wollten beide Nationen ihren angekündigten Rückzug wieder rückgängig machen. Der IHF-Rat entschied bei seiner Sitzung am Freitag in Herzogenaurach aber, dass beide raus sind und für ihr Vorgehen zudem eine Strafe von je 100.000 Schweizer Franken zahlen sollen.
Neben Island rückt Saudi-Arabien nach. Auch diese Entscheidung wirft nun wieder Fragen auf. Südkorea hatte beim WM-Qualifikationsturnier einen Platz besser abgeschnitten als die Saudis.
Fragen bleiben aber auch im Zusammenhang mit der deutschen Wild Card. War schon vor dem entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Polen klar, dass die Deutschen sowieso dabei sein würden? Der ARD- Sportschau sagte Polens Trainer Michael Biegler:
"Ich fand es sehr ungeschickt, dass ich meiner Mannschaft diese Meldung auch weitergeben musste um klar zu machen, wir müssen morgen gewinnen und Deutschland kann gewinnen, aber wir müssen, man hörte immer deutlicher, dass Deutschland eben doch die Wild Card bekommt und man nach Katar fährt. Für die Polen hätte das nicht gegolten."
IHF-Präsident Hassan Moustafa macht gegenüber der Sportschau ebenso keinen Hehl daraus, wie wichtig Deutschland bei dem Turnier ist:
"In Deutschland haben wir ungefähr eine Million Spieler, auch beim Fernsehen - sie sind immer dabei. Deutschland ist die wichtigste Föderation im IHF."
Auch wenn DHB-Vizepräsident Bob Hanning genau das nicht wollte, aber irgendwie bleibt nun hängen, dass die deutsche Mannschaft vor allem deswegen nach Katar reisen darf, weil man wirtschaftlich nur ungern auf sie verzichtet hätte.