Bilanz der Handball-WM
Nationalspieler Kastening: "Am Ende hat doch was gefehlt"

Die Handball-WM ist für die deutsche Nationalmannschaft mit einem enttäuschenden Viertelfinal-Aus zu Ende gegangen. "Wir sind verdient ausgeschieden", bilanzierte Nationalspieler Timo Kastening im Dlf. Der Topfavorit der kommenden Jahre sei Dänemark.

Timo Kastening im Gespräch mit Julian Tilders |
Handball-Nationalspieler Timo Kastening geht enttäuscht vom Feld.
Enttäuscht: Handball-Nationalspieler Timo Kastening nach der Niederlage der DHB-Auswahl im WM-Viertelfinale gegen Portugal. (IMAGO / Gonzales Photo / IMAGO / Gonzales Photo / Lasse Lagoni)
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Dänemark, Norwegen und Kroatien eine herbe Enttäuschung erlebt. Nach der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr war bei der WM bereits im Viertelfinale Schluss. Die DHB-Auswahl unterlag Portugal dramatisch nach Verlängerung mit 30:31 (26:26).
"Das war so nicht eingeplant", sagte Nationalspieler Timo Kastening mit etwas Abstand im Deutschlandfunk. "Ich glaube, wir hatten gute Chancen, die Portugiesen zu besiegen. Und doch muss man am Ende feststellen, dass wir verdient ausgeschieden sind."

DHB-Team trotz Olympia-Silber kein Favorit

Viele Verletzungen und Spieler, die nicht an ihr Leistungslimit gekommen seien, zählt Kastening zu den Gründen. "Wir haben als gesamte Mannschaft nicht dieses Level gefunden, das es braucht, um richtig in so ein Turnier reinzucrashen, was der Mannschaft bei Olympia fantastisch gelungen ist, wo ich aber nicht dabei war. Und wenn man das Taktische, unsere Spielvorbereitung als gesamte Mannschaft sieht, hat am Ende doch was gefehlt, um berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille zu haben."
Als Favoriten hatte Kastening die deutsche Mannschaft ohnehin nicht gesehen – trotz des Erfolges in Paris: "Wenn du bei Olympia Silber gewinnst, macht das noch lange keinen Favoriten aus dir. Ich glaube, das kommt durch beständiges Arbeiten. Ich glaube, auf diesem Niveau, auch durch den Umschwung, den wir haben mit den vielen Talenten, passiert das nicht von heute auf morgen."

Dänemark in den kommenden Jahren "Topfavorit schlechthin"

Den Titel sicherte sich am Ende die Mannschaft aus Dänemark, die über das gesamte Turnier eine beeindruckende Dominanz gezeigt hat. "Es scheint einfach so, dass die Leute in Dänemark in der Jugend- und der Herren-Arbeit ganz, ganz viel richtig machen", sagte Kastening. "Sie haben den besten Spieler der Welt mit Mathias Gidsel. Ich würde sogar sagen, dass alle Mannschaften in der Weltspitze in den vergangenen Jahren besser geworden sind und Dänemark es trotzdem geschafft hat, sich davon zu distanzieren." Dänemark ist für Kastening deshalb auch in den kommenden Jahren "der Topfavorit schlechthin".
Für ein bisschen Unmut haben rund um die WM die vielen leeren Plätze in den Hallen gesorgt. Bei der Europameisterschaft in Deutschland im vergangenen Jahr waren die Hallen noch voll. "Wir haben so ein bisschen das Leid, dass wir den Standard aus der heimischen Liga gewohnt sind", meinte Kastening. "Aber wenn man mal ganz ehrlich zu sich selbst ist, ist das, was den Hallen jetzt los war, genau da, wo der Handball gerade steht. Ich glaube, dass es außer in Deutschland in kaum einem anderen Land möglich ist, die Hallen zu 94 Prozent auszulasten, auch wenn die Heim-Mannschaft nicht spielt."