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Handel mit den USA
Große Verunsicherung bei deutschen Unternehmen

Aufträge sind weiterhin da. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer unter deutschen Firmen in den USA. Doch allein schon die anhaltenden Diskussionen über mögliche Handelsbeschränkungen verunsichern die Unternehmen zunehmend. Helfen kann nur eine starke EU.

Von Thilo Kößler |
    Gestapelte Container in den Farben von den USA und der EU
    Gestapelte Container in den Farben von den USA und der EU (imago/Christian Ohde)
    Von einem deutlich eingetrübten weltwirtschaftlichen Umfeld ist allenthalben die Rede: Von international zunehmenden protektionistischen Tendenzen im Windschatten der Strafzölle Donald Trumps, vom Handelskrieg zwischen den USA und China, der immer tiefere Spuren hinterlässt, aber auch von den Unsicherheiten einer möglichen Eskalation des Streits um das Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten und den Handelsüberschuss der Europäer, schließlich von den Risiken und Nebenwirkungen der astronomischen Verschuldung der USA. Die Strategen in den Denkzentralen der großen Banken weisen immer deutlicher darauf hin, dass Trumps Steuerreform der Upper Class zugutekommt, aber nicht gegenfinanziert ist. Der Scheck, den Donald Trump seinesgleichen ausstellte, sei nicht gedeckt.
    "Wir lassen uns nicht kirre machen!"
    Das alles sorgt weltweit für schlechte Stimmung. Doch die deutsche Wirtschaft in den USA gibt den Muntermacher. Peter Riehle, selbst mit einem metallverarbeitenden Unternehmen in Chicago vertreten und gerade neu gewählter Vorstandsvorsitzender der deutsch-amerikanischen Handelskammern, gibt die Parole aus: Nur nicht kirre machen lassen!
    "Die Einschätzung unserer Mitglieder hat sich etwas eingetrübt, aber dennoch überwiegt der Optimismus bei uns hier in den USA. Wir werden auf gar keinen Fall eine Rezension erleben in 2019. Es wird vielleicht eine kleine Abkühlung spürbar sein. Aber, die Aufträge sind da. Es wird sich nicht maßgeblich eintrüben.
    Das Problem hat einen konkreten Namen
    Die Umfrage, die die Deutsch-Amerikanischen Handelskammern unmittelbar nach den Zwischenwahlen im November unter ihren Mitgliedern erhoben, zeigt indes auch, dass nach Jahren des kräftigen Wachstums wieder von schrumpfenden statt von wachsenden Gewinnen die Rede ist, immerhin bei zehn Prozent der Befragten – so viel wie bei der Rezession der Jahre 2008 und 2009 nicht. Dabei gibt es einen bemerkenswerten Unterschied zwischen den Ursachen der Krisen damals und heute: Die Rezession vor einem Jahrzehnt wurde durch Verwerfungen der Finanzmärkte ausgelöst. Die Unsicherheit dieser Tage hat politische Ursachen und deshalb Name, Anschrift und Gesicht: Donald Trump. Konkret sind es die Strafzölle und Handelsrestriktionen unter dem nationalistischen Label "America First", die für Unsicherheit sorgen. Riehles Vorgänger im Amt des Vorstands der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern. Caroll Neubauer, sagt:
    " Es sagen alle, dass Free Trade für sie ganz wesentlich ist. Die freien Märkte sind nach wie vor für unsere Mitgliedsunternehmen unheimlich wichtig."
    Allein schon das Gerede schreckt ab
    Indes sorgt Donald Trump mit immer neuen Drohungen weiter für Unruhe. Das verunsichert nicht nur die Märkte, sondern vor allem die Unternehmen.
    "Ich persönlich befürchte, dass schon die Diskussionen über die Handelseinschränkungen im Moment deutsche Unternehmen in den USA etwas abschrecken, hier vielleicht noch mehr zu machen. Dagegen müssen wir arbeiten, auch mit der amerikanischen Regierung. Das ist eine Befürchtung: Die ständige Drohung mit Strafzöllen ist etwas, was natürlich unserer Mitglieder verunsichert und das wollen sie nicht mehr sehen."
    Die Drohung mit Strafzöllen auf deutsche Autos ist dabei noch nicht vom Tisch. Zwar konnte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die unmittelbare Einführung der Sanktionen letztes Jahr zunächst verhindern – die Atempause bedeutet jedoch nicht, dass die Gefahr gebannt ist. Kenner der von Bluffs und Tricks geprägten Taktik des New Yorker Immobilienmoguls weisen darauf hin, dass Trump stets Entgegenkommen antäuscht, um am Ende doch seinen Willen durchzusetzen. Caroll Neubauer räumt ein:
    "Diese Unsicherheiten, diese Drohungen sind ernst zu nehmen. Wir nehmen sie ernst. Sie verunsichern uns alle und sie sind nicht vom Tisch."
    Die EU ist gefordert
    Das Problem ist nur: Donald Trump ist kein guter Zuhörer und gilt als ausgesprochen verschlossen gegenüber Sachargumenten, die sein Weltbild stören. Deshalb wäre es umso dringlicher, die deutsche Wirtschaft würde sich strategische Gedanken machen - mit Blick auf die wachsenden Risiken im USA-Geschäft, mit Blick auf die Sicherung von Marktanteilen im Welthandel, aber auch mit Blick auf neue Freihandelsabkommen. Neubauer wirft den Ball ins Feld der EU:
    "Wir erwarten, dass die EU für unsere Unternehmen eine Position einnimmt, die uns schützt, die uns aber auch fördert. Ich glaube, die Konsequenzen, die dieser Protektionismus ultimativ hätte, müssen wir stärker herausarbeiten."