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Handelsbeziehungen
Wüstenstaat Katar investiert in Deutschland

Das Emirat Katar ist eines der reichsten Länder der Erde, politisch aber nicht unumstritten. Das zeigte sich, als Anfang des Monats ein Großaktionär aus Katar bei der Deutschen Bank eingestiegen war. Der Wirtschafts- und Handelsminister des Emirats, Scheich Ahmed bin Jassim bin Mohammed Al Thani, kündigte jetzt in Berlin weitere Investitionen an.

Von Stefan Maas |
    Bundeskanzlerin Merkel und der Emir von Katar, Scheich al-Thani, nehmen die Ehrenformation vor dem Bundeskanzleramt ab.
    Bundeskanzlerin Merkel hat den Emir von Katar, Scheich al-Thani, in Berlin mit militärischen Ehren empfangen. (picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm)
    Die Kassen des kleinen Staates am Persischen Golf sind dank erdgas- und Ölexporten seit Mitte der 90er Jahre gut gefüllt. Damit das auch für die Zukunft so bleibt, wenn die Einnahmen aus Gas- und Öl versiegen, investiert der katarische Staatsfonds, dessen Volumen auf mehr als 150 Milliarden geschätzt wird, in Unternehmen auf der ganzen Welt. Der Internationale Währungsfonds schätzt das Volumen der Auslandsinvestitionen auf 136 Milliarden Euro. Dabei sind die Investments breit gestreut. Das Londoner Luxuskaufhaus Harrods gehört genauso zum Portfolio wie der französische Fußballclub Paris Saint-Germain, ein Zwanzig-Prozent-Anteil an der Londoner Börse oder dem Betreiber des Londoner Flughafens Heathrow. Am Edel-Juwelier Tiffany's ist der Fonds genauso beteiligt wie an den Banken Credit Suisse und Barclays.
    "Auch Katar weiß natürlich und ist interessiert, da zu kaufen, wo es sich um sogenannte Filetstücke handelt. Da wo sie wissen, dass das großes Zukunftspotenzial hat."
    Sagt Helene Rang, geschäftsführender Vorstand des Nah- und Mittelostvereins. Kurz NUMOV. Der kümmert sich seit mittlerweile 80 Jahren um Wirtschaftskontakte in die Region.
    Auch in Deutschland hat sich der weltgrößte Flüssiggasexporteur der Welt kräftig eingekauft. Mit insgesamt rund 18 Milliarden Dollar. Am Baukonzern Hochtief hält der Fonds rund 11 Prozent, an Siemens mehr als vier, an Volkswagen sogar mehr als 14 Prozent. Und auch die Deutsche Bank konnte sich in diesem Jahr über eine kräftige Finanzspritze aus Katar freuen. Mit 5,8 Prozent wurde allerdings nicht der Staatsfonds der größte Einzelaktionär der Bank. Sondern die Paramount Service Holding. Die gehört einem Mitglied der Herrscherfamilie. Der Wirtschafts- und Handelsminister Katars, Scheich Ahmed bin Jassim bin Mohammed Al Thani kündigte am Vormittag bei einem Wirtschaftsforum weitere Investitionen an. Und auch umgekehrt gebe es große Investitionschancen.
    Deutschland importierte 2013 Güter im Wert von etwa 1,1 Milliarden Dollar aus Katar. Vor allem Mineralölerzeugnisse machten mit 920 Millionen den Löwenanteil aus. Deutsche Firmen verkauften Waren im Wert von etwa 1,69 Milliarden nach Katar. Vor allem Autos und Landfahrzeuge, Maschinen, Elektrotechnik.
    "Da haben wir eigentlich die beste Ausgangsposition, die man haben kann, aus meiner Sicht weltweit. Made in Germany, deutsche Zuverlässigkeit, deutsche Qualität sind mehr als gefragt.
    Auf der anderen Seite, sagt Helene Rang, seien die Möglichkeiten deutscher Unternehmen in Katar noch ausbaubar:
    „Wenn die Chinesen und Koreaner so viel preiswerter sind, dass dann auch solche Firmen auch zum Zuge kommen. Und man darf nicht vergessen, dass gerade die Koreaner und die Japaner die ersten Kunden waren in den Neunzigern. Da haben sich bestimmte Verbindungen aufgebaut, die sich heute noch positiv niederschlagen."
    Allerdings sind auch einige deutsche Firmen schon viele Jahre in Katar aktiv. Wie der größte deutsche Erdgas- und Erdölproduzent Wintershall. Oder Siemens, die sich seit den 70ern in dem Land engagieren, heute 320 Mitarbeiter beschäftigen, die Zahl in den nächsten zwei Jahren verdoppeln wollen - und an zahlreichen großen Infrastrukturprojekten beteiligt war. Um solche Aufträge geht es auch im Vorfeld der Fußball WM, die Katar 2022 ausrichten wird.