Der Handelsstreit mit China verschärft sich, eine neuer droht vom Zaun zu brechen. Paradoxerweise könnten aber die nun angedrohten Strafzölle für Mexiko in erster Linie den USA selbst schaden.
"Die gehen mit Sicherheit nach hinten los, denn die US-Wirtschaft ist hochgradig mit Mexiko verflochten: Viele Automobil-Produzenten beziehen beispielsweise ihre Produkte aus Mexiko und die werden darunter leiden. Ich gehe davon aus, dass die Unternehmensverbände kräftig Druck in Washington machen werden, dass diese Zölle aufgehoben werden",
sagt Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der Deka Bank. Die Pläne des US-Präsidenten sehen vor, ab 10. Juni auf alle Waren aus Mexiko Strafzölle in Höhe von fünf Prozent zu erheben. Damit will Trump erreichen, dass die Regierung Mexikos die illegale Migration aus Mexiko in die USA stoppt. In fünf Stufen könnten die Zölle gegen Mexiko dann bis Oktober auf 25 Prozent steigen.
Auch deutsche Autobauer wären betroffen
Mexiko ist unter anderem für die internationale Autoindustrie ein wichtiger Standort. So betreibt der US-Autobauer General Motors beispielsweise 14 Fabriken in dem Land. Von den deutschen Herstellern muss man sich in Wolfsburg wohl die größten Sorgen machen. Denn Volkswagen hat im vergangenen Jahr nach Angaben des mexikanischen Autoverbandes 435.000 Autos in Mexiko vom Band rollen lassen. Daimler und BMW lassen ihre Produktion zwar erst anlaufen, das heißt aber auch, dass sie gerade erst Geld in Mexiko investiert haben. Oliver Roth, Aktienhändler im Wertpapierhandelshaus Oddo Seydler:
"Es gibt große deutsche Industrieanlagen in Mexiko, die davon natürlich auch betroffen wären. Aber, das große und ganze Bild, das ist es: Nicht Mexiko oder die USA, sondern: USA mit China, USA mit Mexiko, USA mit Kanada, USA gegen Europa… Die Amerikaner laufen derzeit komplett gegen all das, was sie über viele Jahrzehnte an Politik und Stabilität dargestellt haben. Sie destabilisieren derzeit die Beziehungen in allen Bereichen – und das wirkt sich natürlich auch auf die Finanzmärkte sehr negativ aus."
China kündigt harte Gegenmaßnahmen an
Offenbar verfolgt Trump ziemlich konsequent die Strategie, mit Drohungen Druck aufzubauen, um die andere Seite dann zum Einlenken in einen Deal zu bewegen. In China sind ihm etwa das Außenhandelsdefizit ein Dorn im Auge, der aus seiner Sicht unzureichende Schutz geistigen Eigentums und die staatlich gelenkte Wirtschaft. Als Antwort auf die US-Strafzölle gegen China treten in China heute Strafzölle auf amerikanische Waren im Volumen von 60 Milliarden Dollar in Kraft.
Peking hat heute auch angekündigt, eine schwarze Liste mit Unternehmen anzufertigen, die den Interessen chinesischer Unternehmen schaden. Das ist eine direkte Reaktion darauf, dass die USA den Telekommunikationsausrüster Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt hatten. Der Konzern hat dagegen im Eilverfahren Klage vor einem US-Gericht eingelegt. Schließlich droht China auch damit, die Ausfuhr seltener Erden zu beschränken. Das sind chemische Elemente, die für Smartphones und andere moderne technische Geräte gebraucht werden. 80 Prozent des US-Bedarf an diesen Stoffen kommen aus der Volksrepublik.
Handelskonflikt zeigt auf immer mehr Ebenen Wirkung
"Es ist wahrscheinlich eine der schärfsten Waffen, die China hat. Es zeigt aber auch, dass dieser Konflikt, der eigentlich auf der Zoll-Ebene mal begann, immer größere Dimensionen annimmt; und die Gefahr für die Weltwirtschaft, für den Welthandel wird immer größer",
sagt Volkswirt Andreas Scheuerle. In China zeigen sich bereits Spuren des Handelskonfliktes. Dort deuten sich geringere Auftragseingänge in der Industrie an. So ist im Mai ein Indikator für die Stimmung von Managern, die für den Einkauf ihrer Unternehmen zuständig sind, unter 50 Punkte gesunken – was auf einen Rückgang hindeutet. Da China die Lokomotive der Weltwirtschaft ist, bleibt der Handelskonflikt auch nicht ohne Folgen für die Weltwirtschaft, hat auch der Internationale Währungsfonds jüngst feststellt.
Auf allen Seiten nur Verlierer
Allerdings sind Lösungen des Konfliktes zwischen den USA und China zumindest kurzfristig nicht in Sicht, im Gegenteil: Der Tonfall auf beiden Seiten wird schärfer, Vermittlungsgespräche auf hoher Ebene sind auf Eis gelegt. Börsenhändler Oliver Roth:
"Wir leben in einer Welt der Globalisierung, wo alle Nationen in irgendeiner Form miteinander verbunden oder abhängig sind. Das gilt auch für die Vereinigten Staaten von Amerika und so gibt es in dieser Schiene auf diese Art Politik zu machen keine Gewinner, sondern nur Verlierer."