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Handelskonzern Metro
Streik bei der Supermarktkette Real

Der Handelskonzern Metro will sich von der Supermarktkette Real trennen und den Verkauf bis zum Frühjahr 2019 abschließen. Dafür hat das Unternehmen auch den Flächentarifvertrag verlassen. Die Gewerkschaft Verdi hat zum Streik aufgerufen. Ursula Mense aus der Dlf-Wirtschaftsredaktion erläutert die Hintergründe.

Ursula Mense im Gespräch mit Stefan Heinlein | 26.11.2018
    Das Logo von Real hängt an einem Supermarkt. Der Handelskonzern Metro will sich von der Supermarktkette Real trennen
    Die Supermarktkette Real bereitet dem Handelskonzern Metro schon lange Sorgen (dpa / Federico Gambarini)
    Stefan Heinlein: Die Gewerkschaft verdi hat die rund 34.000 Mitarbeiter der Einzelhandelskette Real für heute zum Streik aufgerufen. Einen Tag lang sollen die Beschäftigten der Metro-Tochter die Arbeit niederlegen. Verdi erwartet, dass mehrere Tausend zur Kundgebung heute Mittag vor der Metro Zentrale in Düsseldorf anreisen werden. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will zu den Beschäftigten sprechen. Ursula Mense aus unserer Wirtschaftsredaktion: worum geht es?
    Ursula Mense: Es geht darum, mit dem Streik Druck aufzubauen auf den Handelskonzern Metro, damit Real in den Verdi-Flächentarifvertrag zurückkehrt. Den hatte das Unternehmen im Frühjahr verlassen, weil die Lohnkosten zu hoch seien, wie Metro-Chef Olaf Koch immer wieder beklagt hatte. Neue Mitarbeiter werden jetzt nach den für das Unternehmen wesentlich günstigeren Tarifverträgen der Gewerkschaft DHV bezahlt. Für die Mitarbeiter ist das aber schlechter. Das gefällt der Gewerkschaft natürlich nicht. Sorgen bereitet auch der anstehende Verkauf der Supermärkte. Denn der Metro Konzern will sich von der Supermarktkette trennen und den Verkauf bis zum Frühjahr 2019 abschließen.
    Amazon gilt als möglicher Interessent
    Real ist eine Supermarktkette mit über 280 Märkten mit vielen interessanten Immobilien und zusätzlich einem schnell wachsenden Online-Geschäft. Mögliche Interessenten wie Rewe oder Edeka aber fallen als Käufer aus wettbewerbsrechtlichen Gründen von vorneherein aus. Als Interessent ist unter anderem Amazon im Gespräch; der Onlinehändler ist bereits ins Lebensmittelgeschäft eingestiegen. Und im Hinblick auf die Abkehr vom Flächentarifvertrag, was die Gewerkschaft ohnehin als Vorbereitung auf den Verkauf von Real versteht, schließt sich hier möglicherweise der Kreis: Denn auch Amazon Mitarbeiter werden ja nicht nach dem Flächentarifvertrag bezahlt, der ihnen nach Ansicht Verdis eigentlich zustehen müsste.
    Für den Metrokonzern soll der Verkauf ein Befreiungsschlag werden. Olaf Koch hat das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr aufgespalten und sich von Saturn und Media Markt getrennt, die heute unter dem Namen Ceconomy allerdings auch mit erheblichen Schwierigkeiten kämpfen. Übrig geblieben ist der Lebensmittelhändler Metro mit seinen Großmärkten und der Supermarktkette Real. Deren gute Geschäfte gehören aber schon länger der Vergangenheit an, was unter anderem mit veränderten Kaufgewohnheiten zusammenhängt. Deshalb hat der Metrochef einen Umbau bereits in Angriff genommen und setzt vor allem auf den weiteren Ausbau des Onlinegeschäfts. Das angepeilte Ziel: eine Umsatzsteigerung in diesem Jahr um knapp 90 Prozent.
    Dennoch ist Fakt, dass die Supermarktkette Real schon lange Sorgen bereitet und zuletzt ein stark gesunkener Umsatz das Geschäft der Metro belastet hat. Um 1,6 Prozent ist im abgelaufenen Geschäftsjahr der Gesamtumsatz des Metrokonzerns geschrumpft. Besser da stand letztlich das Großhandelsgeschäft, was Olaf Koch in seiner Auffassung bestärkt hat, sich darauf zu konzentrieren und sich eben von Real zu trennen.