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Handelsstreit EU-USA
"Ich denke schon, dass man in die richtige Richtung geht"

Im Handelsstreit zwischen den USA und der EU gibt es eine Einigung. Das sei ein wichtiger Schritt, sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, im Dlf. Die negativen Auswirkungen auf die Konjunktur seien zuletzt schon zu spüren gewesen. Es gäbe aber weiteren Verhandlungsbedarf.

Michael Heise im Gespräch mit Ulrich Barths |
    US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Weißen Haus (25.7.2018).
    Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, nennt die Einigung im Handelsstreit zwischen USA und EU einen Erfolg - hofft aber auf weiteren Zollabbau. (AP)
    Klemens Kindermann: Im Zollstreit zwischen den USA und der EU gibt es eine Einigung. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger nannte das im Dlf einen "großen Erfolg"; der Vorsitzende des EU-Handelsausschusses, Bernd Lange, sieht dagegen keine substanziellen Ergebnisse. Wer hat recht?
    Ulrich Barths: Das will ich Michael Heise fragen. Er ist Chefvolkswirt der Allianz. Der Skeptiker oder der Optimist hat recht?
    "Absoluter Erfolg"
    Michael Heise: In diesem Fall eher der Optimist. Wir müssen ja sehen, dass die Lage sich zuspitzte, dass wir Gefahr liefen, in einen wirklichen Handelskrieg hineinzugeraten, der der schönen Konjunktur wirklich schnell ein Ende hätte bereiten können, und vor diesem Hintergrund muss man sagen, ist es ein absoluter Erfolg, dass die USA und die Europäer zumindest eine solche Absichtserklärung abgegeben haben. Natürlich werden die Verhandlungen jetzt erst beginnen, und die Ergebnisse sind noch nicht auf dem Tisch, aber ich denke schon, dass man in die richtige Richtung geht und den Irrsinn vermeidet, sich gegenseitig die Zölle immer weiter hochzuschrauben.
    Barths: Also diese wichtige Botschaft, dass eben nicht zwangsläufig der Handelskrieg kommt, sondern dass man Verhandlungen macht, das ist das Positive für Sie, auch weil es direkt Entscheidungen in der Wirtschaft mitbeeinflusst und mitbestimmt.
    Heise: Absolut. Ich glaube, dass wir die Folgen der handelspolitischen Spannungen dieser Kontroversen und gegenseitigen Drohungen schon jetzt in den Daten sehen können. Die Erwartungen der Unternehmen haben sich doch auch weltweit eingetrübt in letzter Zeit. Die sind immer noch auf recht positivem Niveau, aber die Veränderung ging eindeutig nach unten, und das ist nicht überraschend. Wenn man solche Handelsbeschränkungen diskutiert und in den Raum stellt, werden die Unternehmen zurückhaltender in ihren Planungen. Das ist ein ganz normales betriebswirtschaftliches Kalkül, und genau das haben wir gesehen, und ich hoffe, dass jetzt dann auch die Exportentwicklungen wieder besser werden.
    Bestehende Zölle auf Autos sollten gesenkt werden
    Barths: Die Autoaktionäre jubeln, haben wir ja gesehen bei den Kursen. Zu Recht oder ist da noch was im Busche, was Ihnen nicht gefällt?
    Heise: Ich glaube, dass es schon Anlass zur Erleichterung sein muss, dass jetzt die zusätzlichen Zölle auf Autos, die Präsident Trump angedroht hat, erst mal nicht kommen. Sie sind noch nicht definitiv abgesagt, aber immerhin mal auf die Zeit verschoben, und wenn die Verhandlungen gut sind, dann werden sie nie kommen. Der Schönheitsfehler bei der Sache ist, dass die bestehenden Zölle auf Autos ja nicht angegangen werden. Das ist ja bewusst eine Ausnahme gewesen. Die Gründe dafür sind mir nicht im Einzelnen klar, aber das ist bedauerlich. Wir sollten tatsächlich auch die bestehenden Zölle für Autos und Lkws runterfahren.
    Barths: Erst mal bis hierhin vielen Dank, Herr Heise!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.