Sieben Jahre Wachstum in Folge, das kann nicht jede Branche von sich behaupten. Der deutsche Einzelhandel hat zumindest in der Gesamtschau keinen Grund zur Klage und das soll auch im laufenden Jahr so bleiben, weil sich vor allem der private Konsum zu einem Wachstumstreiber in Deutschland entwickelt hat.
"Und das hat natürlich reale Grundlagen, warum das so ist. Vor allem ist der Arbeitsmarkt in einer sehr guten Verfassung. Wir haben im Durchschnitt 43,5 Mio. Beschäftigte insgesamt und das ist ein Rekord und den spüren wir natürlich auch im Einzelhandel. Auch was die Lohnentwicklung anbetrifft. Eine Lohnentwicklung von 2,25 plus im Schnitt ist eigentlich eine gute solide Grundlage, die wir natürlich im Konsum haben, insbesondere, wenn es um die Mittelschicht geht, also die Hauptkonsumgruppe im Einzelhandel", sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland, Stefan Genth.
Weihnachtsgeschäft lag knapp über dem Durchschnitt
Dazu kommt noch die niedrige Inflationsrate, sodass der Einzelhandel den Umsatz um 2,3% steigern konnte und preisbereinigt noch ein Plus von 1,6% verzeichnet. Rund ein Fünftel des Jahresumsatzes entfällt allein auf das Weihnachtsgeschäft, das 2016 mit einem Zuwachs 2,4% etwas über dem Jahresdurchschnitt lag, wobei der Großteil davon bereits im November erwirtschaftet wurde und der Dezember sogar deutlich zurückblieb. Der Einzelhandel hatte eigentlich aber einen größeren Zuwachs erwartet.
Trotz der guten Gesamtzahlen gibt es in der Branche auch Gewinner und Verlierer. Der größte Umsatztreiber ist der Onlinehandel, auf den die Hälfte des gesamten Zuwachses entfällt. Im stationären Handel konnten der Fahrradhandel, Drogerien und der Handel mit Schuhen überdurchschnittlich zulegen. Deutlich schwerer hatten es dagegen die Händler mit Uhren und Schmuck, sowie Keramik und Büchern, die spürbare Umsatzrückgänge verzeichnen mussten.
Zuwachs von Stellen
Die guten Umsätze machen sich auch in der Bilanz der Beschäftigten bemerkbar. Dort habe es in vergangenen Jahr einen Zuwachs von 33.000 Stellen gegeben. Allerdings fallen darunter auch 10.000 ehemalige Minijobs, die in eine sozialversicherungspflichtige Anstellung umgewandelt wurden, sodass der reale Stellenzuwachs bei 23.000 Jobs liegt. Die gestern veröffentlichen Studie der Hans Böckler Stiftung, wonach viele Minijobber unter dem Mindestlohn bezahlt werden, könne man im Einzelhandel nicht belegen, sagte Genth.
"Wir haben gut 15% geringfügig Beschäftigte Arbeitnehmer im Einzelhandel. Aber auch große Handelskonzerne und -ketten, die auch mitbestimmt sind, wo Betriebsräte vorhanden sind, achten hier absolut auch auf die Einhaltung von Tarifverträgen. Wir haben eine faktisch hohe Taftbindung für gut drei Viertel der Beschäftigten und können also solche Zahlen für den Handel überhaupt nicht nachvollziehen."
Energiepreis als Unsicherheitsfaktor
Außerdem werde die Umwandlung von Minijobs in reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse angesichts der guten Konjunktur weitergehen. Denn auch im laufenden Jahr bleiben die Voraussetzungen günstig. Zwar werden die Verbraucherpreise mit einem Plus von 1,5% im Jahresverlauf etwas stärker steigen. Aber die Kauflaune der Bürger bleibe trotz ebenfalls steigender Einzelhandelspreise ungebrochen, sodass der Einzelhandel mit einem Plus von 2% in diesem Jahr rechnet. Als größter Unsicherheitsfaktor gelten da noch die Energiepreise. Da könnte ein unerwarteter Anstieg schnell die Kauflaune bremsen.