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Bremen
Hannah-Arendt-Preis trotz Kritik an Masha Gessen verliehen

In Bremen hat Masha Gessen den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken erhalten. Gessen stammt aus Russland und lebt heute in New York. Masha Gessen ist journalistisch und schriftstellerisch tätig. Die Verleihung war nach jüngsten Äußerungen von Gessen zum Gaza-Krieg umstritten.

    Masha Gessen im Porträt.
    Masha Gessen. (imago-images / TT / Amanda Lindgren)
    Die eigentlich für Freitag im Rathaus geplante Veranstaltung wurde auf heute verschoben. Am Morgen wurde dann der Veranstaltungsort noch kurzfristig geändert. Die Verleihung fand nun in einem kleinen Veranstaltungsraum vor 50 Gästen statt. Mit der Verlegung reagierte der Trägerverein auf den Rückzug der Heinrich-Böll-Stiftung und des Bremer Senats von der Preisverleihung.
    Auslöser waren Äußerungen Gessens in einem Artikel im US-amerikanischen Magazin "The New Yorker". Kritiker warfen Gessen vor, die Situation in Gaza mit den jüdischen Ghettos im besetzten Europa verglichen und Israel das Ziel unterstellt zu haben, Gaza "wie ein Nazi-Ghetto" zu liquidieren. Diese Aussage sei geschichtsvergessen und nicht akzeptabel, hieß es. Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen hatte Bedenken geäußert und den Vergleich als befremdlich bezeichnet.
    Die Entscheidung der Jury für Masha Gessen war bereits im Frühsommer gefallen. Ausschlaggebend sei Gessens journalistisches Engagement für die Berichterstattung über Russland gewesen, hieß es damals. Den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken gibt es seit 1994. Damit werden Menschen geehrt, die in der Tradition der jüdischen deutsch-US-amerikanischen Theoretikerin zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Das Preisgeld von 10.000 Euro wird von der Böll-Stiftung und der Stadt Bremen gestiftet.
    Diese Nachricht wurde am 16.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.