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Hannover Messe
Nur moderates Industriewachstum

Die Hannover Messe startet in diesem Jahr in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Zwar profitiert die deutsche Industrie vom günstigen Ölpreis und gefallenen Euro, doch Schuldenkrise und Ukraine-Konflikt haben anscheinend viele Investoren abgeschreckt.

Von Stefan Wolff |
    Orangefarbener Produktionsroboterarm, im Hintergrund ein Regal mit Kunstobjekten aus Holz.
    Industrie 4.0 oder auch Integrated Technology nennt sich der Prozess, der Maschinen und Anlagen mit dem Computer verbindet. (dpa/picture alliance/Ole Spata)
    Eine Computerfachmesse, eine Elektronikmesse, eine Industriemesse. Solche Trennungen wird es wohl in Zukunft nicht mehr geben. Industrie 4.0 oder auch Integrated Technology nennt sich der Prozess, der alte Grenzen aufweichen soll, der Maschinen und Anlagen mit dem Computer verbindet.
    Diese Verbindung macht Produktion vor allem beweglicher, mit Konsequenzen für Mensch und Maschine, wie Messevorstand Jochen Köckler deutlich macht:
    "Eine flexiblere Produktion bedeutet auch ganz klar, dass der Roboter nicht mehr hinter dem Schutzzaun arbeitet, sondern in Zukunft der Kollege wird. Dass es eben nicht darum geht, dass die Halle menschenleer wird, eine völlig autonome Produktion, sondern dass es ein Teamwork gibt zwischen dem Roboter und dem Menschen."
    Flexible Produktion ist aber eben auch ortsunabhängig. Partnerland der Hannovermesse ist in diesem Jahr Indien, ein aufstrebendes Land, dass sein Know-how in Computer-, Automobil- und Raumfahrttechnik präsentiert und und nicht nur im Werbefilmchen fragt:
    "Warum baust Du Dein Produkt nicht in einem Land, in dem Kompliziertes sehr viel einfacher ist – und dazu gehört wohl auch das im Vergleich zu Deutschland sehr niedrige Lohnniveau."
    Auftragseingänge um 0,9 Prozent geschrumpft
    Die Messe startet in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Im Februar sind die Auftragseingänge der deutschen Industrie um 0,9 Prozent geschrumpft. Die Branche hatte mit einem deutlich besseren Ergebnis gerechnet. Es ist der dritte Rückschlag innerhalb von vier Monaten, sodass davon ausgegangen werden kann, dass sich die Industrie nicht so stark entwickelt, wie es Stimmungsindikatoren, wie der Ifo-Index suggeriert haben.
    Die Schuldenkrise, Griechenland und die Ukraine haben viele Investoren abgeschreckt, heißt es. Vor allem Großaufträge sind wohl ausgeblieben. Unterm Strich aber kein Grund zur Sorge, befindet Holger Bahr, Volkswirt bei der Deka Bank.
    "Insgesamt glaube ich, dass wir mit geopolitischen Risiken, mit Schwierigkeiten in der Euro-Staatsschuldenkrise, mittlerweile gewisse Gewöhnungseffekte haben. Das hilft uns, dass die Konjunktur nicht abbricht, aber leider hindert es uns daran, mal einen fulminanten Aufschwung hinzubekommen, wo dann Auftragseingänge, Produktionsdaten deutlich positiv sind."
    Was bleibt, so Bahr, ist moderates Wachstum. Die deutschen Unternehmen profitieren dabei von dem vergleichsweise günstigen Ölpreis und dem gefallenen Euro. Dieser Effekt allerdings sollte nicht übebewertet werden, da der Löwenanteil der deutschen Exporte in den Euroraum geht. Holger Bahr:
    "Es ist nicht der Treiber für Exporttätigkeit, nicht der Treiber für eine Industrie, aber es ist so ein klein bisschen wie die Schokostreusel auf dem Cappuccino und da hilft es uns tatsächlich, das wir ein bisschen von dem niedrigeren Bewertungsniveau des Euro einen kleinen Schub noch oben drauf bekommen."
    Die Wolken über der deutschen Industrie sind also vermutlich kleiner als es scheint.