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Hans Zimmer
"Ich wollte immer Entertainment"

Hans Zimmer gehört zu den gefragtesten Filmmusik-Komponisten weltweit; Regisseure wie Ron Howard oder Christopher Nolan schwören auf die Künste des gebürtigen Frankfurters. Nun bringt er seine Musik erstmals auf die große Bühne - ohne Bilder, dafür aber mit aufwändiger Show, mit Orchester, Chor und Special Guests.

Von Vincent Neumann |
    Sie sehen den Filmmusik-Komponisten Hans Zimmer vor einem Plakat, auf dem er auch zu sehen ist.
    Der Filmmusik-Komponist Hans Zimmer (picture-alliance / dpa / Jens Kalaene)
    "Nervenkitzel? Panik! Aber man kann ja dieses Abenteuer nicht aufgeben wegen Angst. Also, wenn ich das jetzt nicht mache, dann werde ich es nie machen!"
    Nach fast 30 Jahren im Filmgeschäft stellt sich Hans Zimmer einer neuen Herausforderung: Raus aus seinem fensterlosen Studio in Hollywood, rauf auf die große Bühne und hinaus in die weite Welt. Die Musik, die aus Jack Sparrow den erfolgreichsten Piraten der Filmgeschichte machte - ohne die begleitenden oder zu begleitenden Bilder. Für Hans Zimmer ein kalkuliertes, ein gewolltes Risiko.
    "Ich wollte, dass es Spaß macht. Ich wollte auch trotzdem mal wirklich sehen, ob die Musik auf eigenen Beinen stehen kann, und ich vor dem Publikum stehen kann und denen mal in die Augen schaue. Und entweder haut’s hin oder es geht nicht, aber ich wollte das Abenteuer eben mal eingehen."
    Anders als Kollegen wie John Williams oder Ennio Morricone inszeniert sich Hans Zimmer dabei nicht als großer Maestro am Dirigentenpult: Er bevorzugt einen Platz in der Mitte der Bühne, zwischen Band, Chor und großem Orchester; sein Instrument ist nicht der Taktstock, sondern das Keyboard oder die Gitarre - was natürlich auch dem in Hollywood mittlerweile etablierten, typischen Hans Zimmer-Sound geschuldet ist.
    "Ich bin eben eine ganz andere Generation"
    "Ich mit meinen Computern kann jeden Sound machen und dem Regisseur vorspielen. Und ich hab schon oft mit den Steven Spielberg drüber gesprochen: 'Wie geht das denn mit Euch beiden?' Und der John Williams ist eben dieser fantastische Klavierspieler, der dann einfach diese ganze Partitur auf dem Klavier spielen kann. Ich kann das nicht, aber ich bin ein guter Programmierer - ich bin eben eine ganz andere Generation."
    Und diese Generation, allen voran Hans Zimmer, gibt in Hollywood inzwischen den Ton an: Von "Rain Man" und dem "König der Löwen" bis hin zur "Fluch der Karibik"-Reihe und der "Dark Knight"-Trilogie konnte der gebürtige Frankfurter dem Klangbild der Traumfabrik in den vergangenen drei Jahrzehnten seinen Stempel aufdrücken. Dass ihn seine erste große Tour nun aber ausgerechnet nach Europa führt, mit Start in London und immerhin sechs Terminen in Deutschland, ist kein Zufall.
    "Ich weiß nie, wo ich eigentlich zu Hause bin. Ich bin nicht in Amerika zu Hause, ich bin nicht ganz in Deutschland zu Hause - das hört man glaube ich schon am Akzent - und ich glaube, am meisten bin ich in London zu Hause. Am Ende des Tages bin ich immer Europäer. Und ich hab auch immer irgendwie diesen europäischen Akzent in meiner Musik."
    "Das Glück, dass ich wirklich gehabt habe mit meiner Karriere - jetzt bin ich 58 Jahre alt und noch irgendwie relevant. Meine Kinder denken, ich wäre cool, weil ich Musiker bin. Ich meine, das besondere Wort bei Musik ist natürlich 'spielen'. Und ich glaube, man kann entweder ein Erwachsener werden oder spielen."
    "Auf meiner Schulter sitzt ein kleiner Kritiker"
    Doch bei aller Leichtigkeit und Freude, die sich Hans Zimmer in der von Zeitdruck und festen Vorgaben geprägten Welt der Filmbranche bewahrt hat – mit sich selbst und seiner Arbeit geht er überraschend hart ins Gericht. Das Stück, das ihn selbst vollkommen zufrieden stellt, hat der Oscar-Preisträger bislang noch nicht geschrieben.
    "Auf meiner Schulter sitzt ein kleiner Kritiker, der mir immer beim Schreiben ins Ohr flüstert, dass es besser sein soll und dass es nichts wird, und ich soll sowieso aufgeben und einen richtigen Job kriegen. Aber auf der anderen Seite sitzt so ein Kleiner, der sagt: 'Mach nur weiter, es wird schon irgendwie hingehen!' Und dann gibt’s natürlich den Regisseur, der sagt: 'Na, ich glaube, das wird noch was!'"
    Hans Zimmer on tour – das ist nicht nur eine Ansammlung seiner größten Erfolge; es ist auch eine Art Klassentreffen alter Freunde und Wegbegleiter wie Lebo M, die Stimme des Löwenkönigs, oder "The Smiths"-Gitarrist Johnny Marr. Ein Spektakel - auf, und dank aufwändiger Lichttechnik auch über der Bühne; immerhin ist Hans Zimmer ja auch die klanggewaltige, musikalische Stimme von Superhelden wie Batman, Superman oder Sherlock Holmes. Nur für sich selbst wählt er den Anzug lieber eine Nummer kleiner.
    "Ich wollte nie so pompös und prätentiös der große Komponist sein und so weiter. Ich wollte immer Entertainment."