Archiv

Nach Flick-Rauswurf
Wie der DFB bei der EM jetzt zum Erfolg kommen kann

Es sind nur noch neun Monate bis zur Fußball-EM in Deutschland. Doch das DFB-Team steht ohne Bundestrainer da und die sportlichen Leistungen sind desaströs. Es gibt wenig Hoffnung auf Besserung - doch vielleicht ist das genau die Chance.

Marcell Jansen im Gespräch mit Matthias Friebe |
Das Maskotten der EM 2024 spaziert über den Rasen der Arena auf Schalke in Gelsenkirchen.
Der deutsche Fußball steckt in einem seiner dunkelsten Kapitel. Zur Heim-EM sind es nur noch neun Monate. (dpa / picture alliance / Jürgen Fromme)
Nur noch neun Monate sind es bis zur Europameisterschaft 2024. Doch die Stimmung in Deutschland ist am Tiefpunkt. Schon bei der WM 2022 in Katar musste Deutschland bereits nach der Vorrunde abreisen. Auch bei den WM 2018 ging es nach der Gruppenphase nach Hause. Bei der EM 2021 war im Achtelfinale Endstation.
"Nach 2014 werden die fundamentalen Fehler gemacht worden sein und es ist ein viel komplexeres Thema", sagte Ex-Nationalspieler Marcell Jansen im Deutschlandfunk. Man habe sich zu sehr darauf ausgeruht, dass man als Fußballland immer wieder Talente hervorbringe, sagte der aktuelle Präsident des Hamburger SV.

Für EURO 2024 alles unterordnen

Nach seiner Meinung nach müsse nun alles getan werden, um die Heim-EM zu einem Erfolg zu machen. Dem müsse alles untergeordnet werden. Danach könne man die langfristigen Probleme und Ziele angehen. "Wir haben nur noch neun Monate bis zur EURO und unabhängig von der EURO müssen wir wissen, was passiert in den nächsten fünf, zehn, fünfzehn Jahren mit dem deutschen Fußball. Da haben wir vieles verpennt in den letzten Jahren." Veränderungen seien aber langwierig und brauchen ihre Zeit, warnte Jansen vor Hoffnungen auf vorschnelle Erfolge.
Der Präsident des HSV und Ex-Fußball-Nationalspieler Marcell Jansen.
Der Präsident des HSV und Ex-Fußball-Nationalspieler Marcell Jansen fordert für den Erfolg bei dem EM 2024 alles unterzuordnen. (IMAGO / Philipp Szyza / )
Jansen blickte im Deutschlandfunk auch noch einmal auf die herbe Testspielniederlage gegen Italien, drei Monate vor Beginn der Heim-WM 2006 zurück. Damals verlor die DFB-Elf 1:4 in Florenz den letzten wichtigen WM-Test und zog Unmengen von Kritik nach sich und auch Unsicherheit über das Gelingen bei der Heim-WM. "Der Druck war immens groß, wir wussten was das für uns und Deutschland bedeutet, als Chancen, aber auch mit den Folgen bei ausbleibenden Erfolgen", sagte der heutige Sportfunktionär. Die Situation sei aber schwierig mit heute zu vergleichen.

Chance auf eine Überraschung ist groß

Es habe damals immerhin eine eingespielte Achse gegeben, um die herum man eine Mannschaft formen kann. Dies sei aktuell nicht vorhanden. Die derzeitigen Spieler hätten individuell die Qualität und die Klasse, diese würde man in ihren Vereinen sehen. Nun müsse eine Einheit geformt werden.
Jansen hob hervor, dass aktuell die Chance sehr viel größer sei, dass man eine Überraschung erziele, weil die Erwartungen an die DFB-Elf momentan extrem niedrig sind. "Aber das bedeutet jetzt auch einen ehrlichen und harten Umgang miteinander", sagte Jansen. Dem guten Abschneiden bei dem Heim-Turnier müssten sich alle im deutschen Fußball jetzt unterordnen.