"Das kann nicht echt sein. Das ist nicht wahr."
"Echt genug, um dafür zu töten."
"Wie lange hat die Welt noch?"
"Fünf Jahre."
Zwei Polizisten in London. Sie haben im Zuge von Ermittlungen einen USB-Stick gefunden. Der Inhalt: Ein Szenario, dass den Untergang der Welt voraussagt. Ihr Wissen macht sie gefährlich, vor allem für die britische Regierung.
"Mein Name ist Charlie Hicks. Ich bin Police Officer. Rufen sie die Polizei und sagen sie, dass die Polizisten Charlie Hicks und Elaine Renko angegriffen werden."
Der britische Geheimdienst verfolgt das gegensätzliche Paar. Er ein Cop aus der Unterschicht, der sich hochgearbeitet hat. Einer von der Sorte, die aussterben. Sie gleicht einer jener jungen, toughen Polizistinnen, die rhetorisch geschult, kämpferisch perfekt und technisch versiert, sind. Und bei akuter Gefahr vorsichtshalber per Video- Upload an die Presse gehen.
"Mein Name ist Elaine Renko. Wenn Sie das hier sehen, wurde ich ermordet vom britischen Geheimdienst. Im Zuge einer Ermittlung sind mein Kollege und ich kürzlich in den Besitz geheimer Dokumente der Regierung gelangt. Codename: Hard Sun."
Ermittlerduo mit dunklen Geheimnissen
"Hard sun" ist ein Synonym für die Apokalypse, und ganz titelgemäß scheint in den drei Doppelfolgen der britisch- amerikanischen Miniserie die Sonne derart brutal am Londoner Himmel, wie es gewöhnlich eher selten vorkommt.
Die Geschichte vom Weltuntergang durch "Hard Sun" macht sich schneller über die sozialen Netzwerke breit als die Ermittler und die Geheimdienste gegensteuern können. Die Folgen sind fatal.
"Sie halten es unter Verschluss, aber die irren sich. Es ist raus aus der Büchse und man kann es nicht wieder einfangen. Die Menschen, die dran glauben, die ganzen Verrückten, die Irren, die religiösen Fanatiker und die Psychos, die werden jetzt alle aus ihren Löchern gekrochen kommen."
Die Polizisten Charlie Hicks und Elaine Renko haben jede Menge damit zu tun, genau jene Wahnsinnigen in Schach, und sich gleichzeitig den Geheimdienst vom Leib zu halten.
Jim Sturgess und Agyness Deyn spielen dieses Ermittlerduo perfekt. Zwei Menschen mit dunklen Geheimnissen, die sich gegenseitig nicht trauen.
Klare Kante statt Kuschelkurs.
Kampf gegen Geheimdienst, Dämonen und verwirrte Täter
"Ich kann dir alles wegnehmen. Alle Menschen, die du liebst. Ich kann dafür sorgen, dass sie dich hassen. Dann hast du niemanden mehr."
"Oh, dann erfahre ich ja, wie es dir so geht."
Die beiden Schauspieler laufen in jeder Hinsicht zu Höchstform auf. Nicht nur der rhetorische Schlagabtausch ist ein Fest, sondern auch die Kampfszenen, die deutlich häufiger von der auf den ersten Blick zarten Agyness Deyn dominiert werden. Das Ex-Model Deyn ist ohnehin die schillerndere Figur: mit einem psychisch kranken Sohn im Hintergrund, einem Hotelzimmer als zu Hause, und mit einer beeindruckenden Abgeklärtheit.
"Wie kommst du jeden Morgen aus dem Bett?"
"In dem ich nicht existiere."
Die Handlung ist komplex. Jede Folge ist ein Kampf der Polizisten gegen den Geheimdienst, ihre eigenen Dämonen und gegen verwirrte Täter, die den drohenden Weltuntergang zum Anlass nehmen, sich zu rächen und vermeintliche Missstände anzuprangern.
"Kennen Sie die Geschichte von Hiob? Hiob verliert alles. Nicht obwohl er ein guter Mensch ist, sondern weil er ein guter Mensch ist."
Die Bibel wird in "Hard Sun" mehrfach bemüht. Wahlweise, um irre Täter zu beruhigen oder um das drohende Unheil zu beschreiben.
"Und was genau kommt da? Was ist das?"
"Haben sie je die Bibel gelesen?"
"Nur die schweinischen Sachen"
"Und ich sah ein fahles Pferd und der darauf saß, dessen Name hieß Tod."
Gewalttätiges und gelungenes Epos
Die religiösen Zitate, die teilweise sehr abwegigen Motive der Untergangsjünger sind manchmal sehr bedeutungsschwanger, nahezu abstrus. Und "Hard Sun" ist sicher nichts für schwache Nerven, denn das Blut spritzt gewaltig. Dennoch ist die Miniserie ein gelungenes Epos, das sehr eindringlich beschreibt, wozu der Mensch fähig ist, wenn er glaubt, die Welt gehe unter.
"Hard Sun" ist auch ein Fest für Modeästheten und zeigt mit Agyness Deyn und Jim Sturgess zwei Vertreter des "Cool Britannia", wie sie nur das Vereinigte Königreich hervorbringt. Auch Londons Vorzüge, von Architekturpreziosen wie "The Shard" oder der "Tate Modern" rückt die Regie immer wieder ins grelle Sonnenlicht.
Am Ende beruhigt das Wissen, dass die Sonne niemals so hart auf London scheinen wird wie in dieser Serie.
Dann doch lieber das bekannte englische Grau in Grau und die Menschheit bleibt bestehen, mit all ihren Fehlern.