Dieter Nürnberger – Palmen am Rhein sind können doch ganz angenehm sein, oder?
Nun, wenn das die einzigen Auswirkungen wären, dann könnte Deutschland sicherlich vergleichsweise gut mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, kurz PIK, veranstaltet heute in Berlin einen Kongress über die Klimafolgen in Deutschland. Das Besondere hierbei, die Wissenschaft kann inzwischen auch Szenarien für einzelne Regionen in Deutschland, auch einzelne Landkreise, aufzeigen. Friedrich-Wilhlem Gerstengabe vom Vorstand des PIK sagt, man müsse sich auf extremere Wetterlagen einstellen. Allerdings basierend auf regional unterschiedlichen Szenarien:
"Der Osten ist da besonders gefährdet, weil wir hier sehr wenig Niederschlag haben, der westliche Teil Deutschlands ist hier deutlich bevorzugt. Und wenn Sie - wie jetzt absehbar ist - wärmere Sommer haben, dann gibt es eine höhere Verdunstung und dann bekommen Sie Wasserstress in der Vegetation.
Was ich aber auch anmerken möchte: Derzeit sind beispielsweise die EU-Agrarbeschlüsse noch deutlich gravierender für die Landwirtschaft als das, was klimatologisch passiert. Denn wir haben eine sehr gut laufende Landwirtschaft und die Akteure können sich auf so etwas einstellen."
Denn ganzen Tag über werden hier das Thema Klimafolgen und auch entsprechende Anpassungsstrategien diskutiert. Die vertretenen Fachleute decken ganz unterschiedliche Bereiche ab: So forscht der Geologe Wilfried Endlicher von der Humboldt-Universität beispielsweise über die Klimafolgen für deutsche Großstädte. Er befürchtet durch länger anhaltende Hitzeperioden hierzulande schon recht gravierende Folgen.
"Bei den bisherigen Hitzewellen, die wir beispielsweise in Berlin hatten – 1993, 2006 und 2010 – stieg die Sterblichkeit der Menschen auf mindestens das Doppelte bis das Dreifache an. Wenn also in Berlin in der Regel im Sommer 100 Menschen pro Tag versterben, dann sind das während der Hitzeperioden 200 oder sogar mehr."
Die Zahlen, die als Grundlage der Szenarien dienten, sind eindeutig, so das Potsdam Institut. In den vergangenen 30 bis 40 Jahren sei die Durchschnittstemperatur hierzulande um ein Grad Celsius gestiegen, in den vergangenen 150 Jahren um zwei Grad.
Frau Reimer, Sie haben eben schon kurz auf den Streit unter den Wissenschaftlern hingewiesen: Hier geht es um die Bewertung der Folgen des Klimawandels. Hintergrund ist, dass die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften derzeit ebenfalls an einer Studie zum gleichen Thema sitzt. Über 40 Wissenschaftler arbeiteten mit, allerdings sind inzwischen namhafte Klimaforscher aus der Arbeitsgruppe ausgestiegen, da die Ergebnisse der Forschung angezweifelt würden – so der Vorwurf. Das ist also schon ein Grundsatzkonflikt.
Wir haben mit dem Präsidenten der Technikakademie gesprochen. Dass vier Wissenschaftler - etwa des Helmholtz-Zentrums oder auch des Deutschen Wetterdienstes - ausgeschieden sind, wird von Reinhard Hüttl bedauert, aber er hofft auf eine weitere Zusammenarbeit.
"Das ist auch ein Lernprozess für Akademien. Wir müssen hier genau dafür eine Plattform bieten – für solche Debatten, die die Wissenschaft und die Forschung ja auch voranbringen. Deswegen sind wir nach wie vor in jeder Hinsicht offen, diese Diskussion weiter zu führen."
Allerdings, so die Vorwürfe der ausgetretenen Wissenschaftler, seien beispielsweise die Berechnungen des Weltklimarates generell angezweifelt worden.
Möglicher Hintergrund: In dem Gremium der Technikakademie saßen auch einige der bekannten Klimaskeptiker - Wissenschaftler und Experten, die das Ausmaß der Klimaerwärmung oder die daraus zu ziehenden Konsequenzen anders bewerten, als das Gros der Wissenschaftler.
Der Streit in der Technikakademie habe sich auch an der Mitarbeit des Ex-Politikers und Unternehmers Fritz Vahrenholt entzündet, sagt Friedrich-Wilhelm Gerstengabe vom Potsdam Institut.
"Wenn Sie sich seine letzte Bemerkung ansehen, dass Grönland während des Klimaoptimums fast eisfrei war – so eine unsinnige Bemerkung. Wenn das Grönland-Eis abschmilzt, dann steigt der Meeresspiegel weltweit um sechs Meter!
Da kann ich meine Kollegen durchaus verstehen, dass die sagen, so geht es nicht weiter. Insofern steckt wahrscheinlich schon etwas mehr dahinter als nur ein Rauschen im Blätterwald."
Das Gutachten der Deutschen Technikakademie soll im Oktober erscheinen, darauf darf man gespannt sein. Einiges darüber weiß man schon. Interessant ist, dass die Klimafolgen und auch entsprechende Handlungsempfehlungen durchaus unterschiedlich gesehen werden. So gibt das Gutachten der Technikakademie noch keine Handlungsempfehlungen beispielsweise für die deutsche Forstwirtschaft. Auf dem heutigen Kongress an der Humboldt-Universität wird dies aber durchaus konkret diskutiert.
Nun, wenn das die einzigen Auswirkungen wären, dann könnte Deutschland sicherlich vergleichsweise gut mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, kurz PIK, veranstaltet heute in Berlin einen Kongress über die Klimafolgen in Deutschland. Das Besondere hierbei, die Wissenschaft kann inzwischen auch Szenarien für einzelne Regionen in Deutschland, auch einzelne Landkreise, aufzeigen. Friedrich-Wilhlem Gerstengabe vom Vorstand des PIK sagt, man müsse sich auf extremere Wetterlagen einstellen. Allerdings basierend auf regional unterschiedlichen Szenarien:
"Der Osten ist da besonders gefährdet, weil wir hier sehr wenig Niederschlag haben, der westliche Teil Deutschlands ist hier deutlich bevorzugt. Und wenn Sie - wie jetzt absehbar ist - wärmere Sommer haben, dann gibt es eine höhere Verdunstung und dann bekommen Sie Wasserstress in der Vegetation.
Was ich aber auch anmerken möchte: Derzeit sind beispielsweise die EU-Agrarbeschlüsse noch deutlich gravierender für die Landwirtschaft als das, was klimatologisch passiert. Denn wir haben eine sehr gut laufende Landwirtschaft und die Akteure können sich auf so etwas einstellen."
Denn ganzen Tag über werden hier das Thema Klimafolgen und auch entsprechende Anpassungsstrategien diskutiert. Die vertretenen Fachleute decken ganz unterschiedliche Bereiche ab: So forscht der Geologe Wilfried Endlicher von der Humboldt-Universität beispielsweise über die Klimafolgen für deutsche Großstädte. Er befürchtet durch länger anhaltende Hitzeperioden hierzulande schon recht gravierende Folgen.
"Bei den bisherigen Hitzewellen, die wir beispielsweise in Berlin hatten – 1993, 2006 und 2010 – stieg die Sterblichkeit der Menschen auf mindestens das Doppelte bis das Dreifache an. Wenn also in Berlin in der Regel im Sommer 100 Menschen pro Tag versterben, dann sind das während der Hitzeperioden 200 oder sogar mehr."
Die Zahlen, die als Grundlage der Szenarien dienten, sind eindeutig, so das Potsdam Institut. In den vergangenen 30 bis 40 Jahren sei die Durchschnittstemperatur hierzulande um ein Grad Celsius gestiegen, in den vergangenen 150 Jahren um zwei Grad.
Frau Reimer, Sie haben eben schon kurz auf den Streit unter den Wissenschaftlern hingewiesen: Hier geht es um die Bewertung der Folgen des Klimawandels. Hintergrund ist, dass die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften derzeit ebenfalls an einer Studie zum gleichen Thema sitzt. Über 40 Wissenschaftler arbeiteten mit, allerdings sind inzwischen namhafte Klimaforscher aus der Arbeitsgruppe ausgestiegen, da die Ergebnisse der Forschung angezweifelt würden – so der Vorwurf. Das ist also schon ein Grundsatzkonflikt.
Wir haben mit dem Präsidenten der Technikakademie gesprochen. Dass vier Wissenschaftler - etwa des Helmholtz-Zentrums oder auch des Deutschen Wetterdienstes - ausgeschieden sind, wird von Reinhard Hüttl bedauert, aber er hofft auf eine weitere Zusammenarbeit.
"Das ist auch ein Lernprozess für Akademien. Wir müssen hier genau dafür eine Plattform bieten – für solche Debatten, die die Wissenschaft und die Forschung ja auch voranbringen. Deswegen sind wir nach wie vor in jeder Hinsicht offen, diese Diskussion weiter zu führen."
Allerdings, so die Vorwürfe der ausgetretenen Wissenschaftler, seien beispielsweise die Berechnungen des Weltklimarates generell angezweifelt worden.
Möglicher Hintergrund: In dem Gremium der Technikakademie saßen auch einige der bekannten Klimaskeptiker - Wissenschaftler und Experten, die das Ausmaß der Klimaerwärmung oder die daraus zu ziehenden Konsequenzen anders bewerten, als das Gros der Wissenschaftler.
Der Streit in der Technikakademie habe sich auch an der Mitarbeit des Ex-Politikers und Unternehmers Fritz Vahrenholt entzündet, sagt Friedrich-Wilhelm Gerstengabe vom Potsdam Institut.
"Wenn Sie sich seine letzte Bemerkung ansehen, dass Grönland während des Klimaoptimums fast eisfrei war – so eine unsinnige Bemerkung. Wenn das Grönland-Eis abschmilzt, dann steigt der Meeresspiegel weltweit um sechs Meter!
Da kann ich meine Kollegen durchaus verstehen, dass die sagen, so geht es nicht weiter. Insofern steckt wahrscheinlich schon etwas mehr dahinter als nur ein Rauschen im Blätterwald."
Das Gutachten der Deutschen Technikakademie soll im Oktober erscheinen, darauf darf man gespannt sein. Einiges darüber weiß man schon. Interessant ist, dass die Klimafolgen und auch entsprechende Handlungsempfehlungen durchaus unterschiedlich gesehen werden. So gibt das Gutachten der Technikakademie noch keine Handlungsempfehlungen beispielsweise für die deutsche Forstwirtschaft. Auf dem heutigen Kongress an der Humboldt-Universität wird dies aber durchaus konkret diskutiert.