Mehr als ein Jahrzehnt lang hatten sich der Cellist Nikolaus Harnoncourt mit dem Concentus Musicus Wien und der Cembalist Gustav Leonhardt mit seinem Leonhardt Consort schon der historischen Interpretationspraxis gewidmet, als sie ihre Kräfte zu einem besonderen Schallplattenprojekt bündelten.
Es galt, von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion eine "erste Gesamtaufnahme in authentischer Besetzung mit Originalinstrumenten" vorzulegen, wie es in der Werbung des Schallplattenlabels "Teldec" hieß.
Da sangen Knabenstimmen des Regensburger Domchors und Männerstimmen des King’s College Choir Cambridge, als Solisten in den oberen Partien Wiener Sängerknaben und englische Countertenöre.
Mit großer Konsequenz hatte Harnoncourt als künstlerischer Leiter alle Partien bis in die Soli hinein in zwei separate Ensembles aufgegliedert, wie es die doppelchörige Originalpartitur vorsieht – das haben ihm bis heute nur Wenige nachgemacht!
Hörenswert ist die rhetorische Intensität dieser 1971 veröffentlichten Produktion, die auf viele sublime Farbwerte setzt. Nicht zuletzt zeichnet sich die Aufnahme durch die überragenden Interpretationen von Kurt Equiluz als Evangelisten und Karl Ridderbusch als Sänger der Christusworte aus.