Am Ende könnten wenige Stimmen in einzelnen Bundesstaaten darüber entscheiden, wer die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Biden antritt. Ergebnisse werden in der kommenden Nacht erwartet. In den USA wird zudem über die künftigen Machtverhältnisse im Kongress entschieden. Neu gewählt werden alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie 34 der einhundert Senatoren.
++ Mit fast 16 Milliarden US-Dollar die teuersten Wahlen in der Geschichte der USA
Die diesjährigen Präsidentschafts- und Kongresswahlen sind die bisher teuersten in der Geschichte der USA. Insgesamt wurden von den Republikanern und den Demokraten 15,9 Milliarden Dollar aufgewendet, wie die gemeinnützige Organisation OpenSecrets mitteilte. Die Ausgaben übertreffen die 15,1 Milliarden von 2020. Gegenüber 2016 (6,5 Milliarden Dollar) hat sich der Betrag sogar mehr als verdoppelt.
+++ US-Wahl verläuft bislang technisch reibungslos - nur vereinzelte Probleme gemeldet
Der Wahltag in den USA verläuft nach Behördenangaben bisher weitgehend reibungslos. An einigen Orten würden Verzögerungen durch Extremwetter, Pannen beim Ausdrucken von Stimmzetteln und technische Probleme gemeldet, teilte das Amt für Cyber- und Infrastruktursicherheit mit. Das meiste seien weitgehend erwartbare Vorfälle gewesen, für die es vorab Pläne gegeben habe. In Pennsylvania zum Beispiel bleibt nach einer Softwarepanne an den Wahlmaschinen ein Wahllokal zwei Stunden länger geöffnet als geplant.
+++ In mehreren Bundesstaaten sind Bombendrohungen gegen Wahllokale eingegangen
Nach Angaben der Bundespolizei FBI hat es in mehreren Bundesstaaten Bombendrohungen gegen Wahllokale gegeben. Keine sei bislang glaubwürdig gewesen. Viele davon seien möglicherweise in Form von E-Mails aus Russland eingegangen.
+++ US-Astronauten in Raumstation ISS rufen zur Stimmabgabe auf
Amerikanische Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS haben ihre Mitbürger zur Stimmabgabe aufgerufen. "Egal, ob man sitzt, steht oder schwebt - wichtig ist, dass ihr wählt", schrieben Don Pettit und Nick Hague in einem Post auf Instagram.
+++ Über 80 Millionen Wähler haben bereits abgestimmt
Bis zur Mittagszeit haben nach Angaben mehrerer US-Medien bereits mehr als 80 Millionen Bürger insgesamt gewählt - inklusive Brief- und Vorabwahlen. Das wäre bereits mehr als halb so viele wie 2020 insgesamt ihre Stimme abgegeben haben. Wahlberechtigt wären 244 Millionen Menschen.
+++ Trump hat gewählt
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat im Bundesstaat Florida gewählt. Nach seiner Stimmabgabe in einem Wahllokal in West Palm Beach äußerte er sich "sehr zuversichtlich", wieder ins Weiße Haus einzuziehen.
+++ Erstes Ergebnis: Patt zwischen Trump und Harris bei Auszählung in Dixville Notch
Das kleine Dorf Dixville Notch im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire unweit der Grenze zu Kanada läutet traditionell den Wahltag um Mitternacht ein. Insgesamt sind dort sechs Wähler registriert. Drei stimmten für Kamala Harris und drei für Donald Trump. 2020 gab es dort fünf Wähler, alles stimmte für Joe Biden, keiner für Trump.
Theoretisch könnte die Präsidentschaftswahl im ganzen Land ebenso mit einem Patt enden. Die Verfassung hat auch für diesen unwahrscheinlichen Fall eine Lösung: Am Ende würde der Kongress entscheiden.
+++ Trumps Vize-Kandidat Vance gibt sich bei Stimmabgabe versöhnlich
Der republikanische Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, J.D. Vance, hat sich bei seiner Stimmabgabe versöhnlich gegeben. Egal, wer gewinne, das halbe Land werde zumindest teilweise enttäuscht sein, sagte er vor Reportern mit Blick auf den erwartet knappen Wahlausgang. Der beste Weg, die Spaltung im Land zu überwinden, sei, das Land so gut wie man könne zu regieren, soviel Wohlstand für das amerikanische Volk zu schaffen wie möglich und die Amerikaner daran zu erinnern, dass grundsätzlich alle im selben Team seien, wie auch immer man gewählt habe.
+++ Hohe Sicherheitsvorkehrungen rund um die US-Wahl
Laut Pentagon haben mindestens 17 Bundesstaaten Nationalgardisten in Bereitschaft versetzt. Die US-Bundespolizei FBI richtete in Washington einen nationalen Wahl-Kommandoposten ein, der rund um die Uhr Bedrohungen im Zusammenhang mit der Wahl analysiert. Die Zahl der Sicherheitsbeamten rund um die US-Wahllokale wurde auf fast 100.000 angehoben.
Das Wahlzentrum in Phoenix etwa wird mithilfe von Drohnen bewacht, bei Bedarf können Scharfschützen auf dem Dach postiert werden. Mitarbeitern der Wahlbehörden wurde Selbstverteidigung beigebracht und wie sie sich in einem Raum verbarrikadieren können. Für die Sicherheit der Wahlhelfer wurden in einigen Orten kleine Geräte mit einer Panik-Taste verteilt. Sie werden an einem Schlüsselband oder in der Hosentasche getragen und sind mit dem Handy ihres Trägers gekoppelt, um bei Gefahr schnell die Sicherheitsbehörden einschalten zu können.
+++ Erste Wahllokale geöffnet
In den USA haben am Mittag unserer Zeit die ersten Wahllokale etwa in den Bundestaaten New York, Maine und Connecticut geöffnet.
+++ Auswirkungen der US-Wahl auf transatlantische Beziehungen erwartet
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, McAllister, erwartet, dass sich die Beziehungen zwischen Europa und den USA deutlich verändern werden. Der CDU-Politiker sagte im Deutschlandfunk mit Blick auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl, sowohl mit Trump als auch mit Harris steuere man auf eine Zeitenwende zu. Das amerikanische Interesse an Europa habe in den vergangenen 30 Jahren nachgelassen; Europa müsse sich daher stärker um seine eigenen Interessen kümmern. McAllister sagte, die EU sei darauf vorbereitet.
Die Vorsitzende des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung des EU-Parlaments, die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann, meinte dagegen, Europa sei auf eine mögliche zweite Amtszeit des Republikaners Trump schlecht vorbereitet. Sie sagte in einem Podcast des Nachrichtenmagazins "Politico", Europa hoffe immer noch darauf, dass die Demokratin Harris gewinne.
+++ NATO-Generalsekretär: Sowohl Harris als auch Trump unterstützen Verteidigungsbündnis
Der neue NATO-Generalsekretär Rutte hat sich optimistisch zu einem Verbleib der USA in dem Verteidigungsbündnis unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahl geäußert. Er sagte im ZDF, beide Kandidaten, Harris ebenso wie Trump, stünden hinter der NATO. Sowohl Demokraten als auch Republikaner wüssten, dass die Allianz nicht nur der Sicherheit Europas diene, sondern auch der Sicherheit der Vereinigten Staaten. Darüber seien sich die beiden Kandidaten im Klaren.
Äußerungen Trumps hatten in der Vergangenheit Zweifel daran geweckt, ob die USA unter seiner Führung uneingeschränkt zur Beistandsverpflichtung stehen würden. Während seiner Amtszeit stand auch eine Drohung mit einem Austritt der USA aus dem Bündnis im Raum. Dem früheren niederländischen Ministerpräsidenten Rutte wird ein vergleichsweise guter Draht zu Trump nachgesagt.
+++ Weiterhin Sorge vor Ausschreitungen bei knappem Wahlergebnis
Die Leiterin des Aspen-Instituts in Deutschland, Mildner, hält es für "nicht unwahrscheinlich", dass es nach der Wahl Ausschreitungen geben könnte. Sie sagte im Deutschlandfunk, wenn das Wahlergebnis wie erwartet sehr knapp ausfalle, könne Trump erneut behaupten, die Wahl sei manipuliert worden. Es könne gut sein, dass es dann Proteste und Gewalt auf den Straßen gebe. In Umfragen äußerte eine Mehrheit der US-Bürger die Sorge vor Ausschreitungen.
Die auf die Erforschung politischer Gewalt spezialisierte Nichtregierungsorganisation ACLED verzeichnet allerdings auch eine abnehmende Mobilisierung der rechtsextremistischen Gruppen, die maßgeblich am Sturm auf das Kapitol 2021 beteiligt waren. Für das Jahr 2024 sei sie die niedrigste seit 2020, heißt es. Die Experten führen dies auf die Inhaftierung und Verurteilung zahlreicher Mitglieder zurück.
+++ Erste Ergebnisse ab 1:00 Uhr deutscher Zeit
Erste Ergebnisse aus Bundesstaaten an der Ostküste werden nach 1:00 Uhr nachts unserer Zeit erwartet, also 19 Uhr Ortszeit. Zumeist werden die Briefwahlstimmen zuletzt ausgezählt. Daher kann das Endergebnis in einem Staat teils deutlich von den ersten Zahlen abweichen. Beobachter spekulieren, Trump könnte sich in der Wahlnacht auf Grundlage einer frühen Auszählung zum Sieger erklären, so wie er es auch 2020 behauptet hatte.
+++ Erste Frau im Weißen Haus?
Die Demokratin Kamala Harris (60) könnte die erste Frau werden, die in der knapp 250-jährigen Geschichte der USA ins höchste Amt gewählt wird. Die amtierende Vizepräsidentin wurde Kandidatin, als sich der beinahe 82-jährige Präsident Biden im Juli nach einem schwachen Auftritt im TV-Duell mit Donald Trump (78) zurückzog. Harris punktet bei Frauen, weil sie sich für das vom Obersten Gerichtshof eingeschränkte Recht auf Abtreibung einsetzt. Das Lager der Demokratin verweist auch darauf, dass Trump inzwischen ein verurteilter Straftäter ist, der in weitere Prozesse verstrickt ist.
+++ Comeback von Donald Trump?
Das Trump-Lager macht Harris wie Präsident Biden für Inflation und unkontrollierte Einwanderung verantwortlich. Ein wichtiger Streitpunkt ist auch die Außenpolitik. Trump behauptet, er könne den Ukraine-Krieg rasch beenden und wolle generell weniger US-Steuergeld für Konflikte weltweit ausgeben. Die Demokraten haben ihn im Verdacht, autoritären Machthabern und Diktatoren von Russland bis Nordkorea zu nachsichtig gegenüberzustehen.
+++ Enges Rennen vorhergesagt
Nach dem ersten von zwei Attentaten auf Trump im Juli 2024 sahen viele Beobachter seinen Sieg als ausgemacht. Nach dem Wechsel von Biden zu Harris schienen wiederum die Demokraten eine Weile entscheidend im Aufwind zu sein. Kurz vor der Abstimmung ist nun für die Demoskopen alles offen. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die wenigen sogenannten Swing States. Einige zehntausend Stimmen dort könnten den Ausschlag geben, egal wie die Mehrheitsverhältnisse landesweit ausfallen. So war es bereits 2016, als Trump mehr auf Einzelstaatenebene vergebene Wahlleute gewann, obwohl die Demokratin Hillary Clinton insgesamt deutlich mehr Stimmen holte. Mit Interesse wird auch das Abschneiden der Grünen-Kandidatin Jill Stein beobachtet. Ihr werden wenige Stimmen vorhergesagt, die aber Kamala Harris entscheidend fehlen könnten.
+++ Mögliche Vizepräsidenten: Tim Walz und JD Vance
Eine Rolle im Wahlkampf haben auch die beiden Kandidaten für die Vizepräsidentschaft gespielt: Kamala Harris hat sich für Tim Walz entschieden, den 60-jährigen Gouverneur des Bundesstaates Minnesota. Der frühere Lehrer und American-Football-Trainer gilt als bodenständig und volkstümlich. Donald Trump wählte J.D. Vance aus, den 40-jährigen Senator aus dem Bundesstaat Ohio. Der Absolvent einer Eliteuniversität und Finanzmanager war 2016 mit dem Buch "Hillbilly Elegy" bekannt geworden. Die Geschichte einer Kindheit in Armut in einer vernachlässigten ehemaligen US-Industrieregion fand weltweit großes Interesse.
+++ Wahlen auch zum Repräsentantenhaus und Senat
Neben dem Präsidenten werden die 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses und 34 der 100 Mandate im Senat neu bestimmt. Derzeit haben die Demokraten eine hauchdünne Mehrheit im Senat, während die Republikaner das Repräsentantenhaus kontrollieren. Der Ausgang der Parlamentswahlen ist entscheidend für die Handlungsmöglichkeiten der neuen US-Regierung. In elf der 50 Bundesstaaten wird ein neuer Gouverneur bestimmt. In zehn Staaten werden Referenden zum Abtreibungsrecht abgehalten.
+++ Die Wahlnacht im Deutschlandfunk
Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova bieten Ihnen eine gemeinsame Sondersendung in der Wahlnacht von Mitternacht bis fünf Uhr morgen Früh an. Auch über unsere Webseiten, die Nachrichtenapp und die Dlf-App halten wir Sie jederzeit auf dem Laufenden.
Diese Nachricht wurde am 05.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.