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Harvard goes Bonn

Die Uni Bonn fördert neuerdings den Austausch mit Studenten aus den USA auf besondere Art und Weise. Das zweimonatige Studienprogramm "Life Science and Culture Bonn" bietet amerikanischen Studierenden die Möglichkeit, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten. Doch die Ansprüche des Forschungszentrums an die Teilnehmer sind sehr hoch.

Von Florian Peter | 01.06.2005
    "Life Science and Culture Bonn" heißt das zweimonatige Studienprogramm, bei dem im Sommer 2006 die ersten 15 Studierenden der amerikanischen Harvard-Universität nach Bonn kommen. Unterstützt wird das Projekt finanziell unter anderem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD im Rahmen des Programms "Study Abroad in Germany". Allerdings legt man in Bonn großen Wert darauf, dass sich das Projekt selbstständig trägt: Harvard beziehungsweise seine Studierenden müssen nämlich für den Austausch eine Gebühr bezahlen. Für Professor Michael Hoch, der das Studienprogramm initiiert hat, ist allerdings ein anderer Aspekt weitaus wichtiger:

    " Oftmals laufen diese Programme ja genau andersrum, das heisst wir Deutschen haben die Tendenz in die USA zu gehen, um dort eben Wissenschaft kennen zu lernen, während wir jetzt amerikanische Studenten im Grundstudium so im zweiten, dritten Jahr hierher holen und direkt in unsere Labors integrieren. "

    Die Labors gehören in diesem Fall zum Wissenschaftsbereich LIMES, "Life and Medical Sciences". Anders als bei so vielen anderen Austauschprogrammen werden die Gaststudierenden aus Harvard aber nicht am normalen Studienbetrieb teilnehmen, sondern gleich mit in die Forschung eingebunden. Michael Hoch:

    " Die Studenten werden hierher kommen und werden dann in Forschungsgruppen an wissenschaftlichen Projekten mitarbeiten. Projekten, die eben zum Beispiel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit gefördert sind, an denen wir deutschen Wissenschaftler arbeiten. Das wird für zwei Monate geschehen, also da werden die direkt im Labor Arbeitstechniken aus dem molekularbiologischen, genetischen, zellbiologischen Bereich, biochemischen Bereich quasi tätigen. "

    Zusätzlich zur Forschungsarbeit wird den amerikanischen Gästen aber auch ein Kulturprogramm geboten: Mit Ausflügen nach Berlin und Heidelberg beispielsweise oder Museumsbesuchen in Bonn. Bei den Gastgebern verspricht man sich von dem Austausch mit Harvard vor allem eines: Einen noch besseren Ruf als internationaler Forschungsstandort. Ohne ein Umdenken auf der amerikanischen Seite wäre die Kooperation allerdings kaum zustande gekommen, erklärt Liselotte Krickau-Richter vom Dezernat für internationale Angelegenheiten der Uni Bonn.

    " Ich denke in USA ist eben auch ein Trend, sich stärker zu internationalisieren. Und auch die Harvard-Universität hat wohl gesehen, dass es gut wäre, bereits im Undergraduate-Bereich – und wir sprechen ja hier über Undergraduate-Bereich – auch Optionen für seine Studierenden im Ausland zu haben. Und da ist so ne gewisse Öffnung erfolgt innerhalb der letzten ein, zwei Jahre, was ich so beobachte. Und das hat uns natürlich geholfen. "

    Außerdem gab es schon vorher persönliche Kontakte zwischen Austausch-Initiator Hoch und seinen Kollegen in Harvard. Der Bonner Professor war nach seiner Dissertation selbst in den USA, um dort zu forschen. Ein weiterer Pluspunkt war der gute Ruf des Bonner LIMES-Zentrums: Gerade mal 30 Studierende pro Jahr werden hier im so genannten Exzellenz-Studiengang "Molekulare Biomedizin" aufgenommen und sehr individuell geschult – eine kleine Bildungselite also schon hier in Deutschland.

    Deshalb sieht man an der Uni Bonn im Austauschprogramm mit Harvard auch einen weiteren Schritt auf dem Weg zur besseren Positionierung in der weiterhin aktuellen Diskussion um Elite-Universitäten. Liselotte Krickau-Richter.

    " Also ich finde: Das ist sehr wohl der richtige Weg. Bonn hat ja über 5.000 internationale Studierende und wir sind eigentlich bestrebt, vor allen Dingen die Qualität zu verbessern. Und da ist es ja nahe liegend, dass wir uns da auf die wirklich guten konzentrieren und insofern da den Elite-Gedanken ganz offensiv weiterverfolgen. "

    Denn: Wie bei den Bewerbern für den eigenen Studiengang wird auch beim Programm "Life Science and Culture Bonn" nicht jeder beliebige Harvard-Studierende gleich genommen. Die Uni Bonn und das LIMES-Zentrum werden auch bei den Gästen aus den USA selbst entscheiden, wer an dem Austausch teilnehmen darf und wer nicht.